Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
während ich das tue, gehst du nach oben und packst alle Klamotten ein und alles, wovon du glaubst, daß deine Kinder es in eurem Sommerhaus brauchen werden. Wenn du fertig bist, weckst du sie auf und bringst sie herunter.«
»Woher weißt du, daß sie...«
Ihr überraschter Ausdruck veranlaßte ihn zu einem kleinen Lächeln. »Oh, ich kenne euren Fahrplan«, sagte er. »Kenne ihn vielleicht sogar besser als du selbst. Du weckst sie auf, Beth, und bringst sie herunter. Ich kenne den Grundriß eures Hauses ebenso gut, wie ich euren Fahrplan kenne, und wenn du versuchst, mir zu entwischen, werde ich es wissen. Du brauchst sie nicht erst anzuziehen; pack nur ein, was sie brauchen, und bring sie herunter, wie sie sind. Anziehen kannst du sie später, wenn wir unterwegs sind.«
»Nach Castle Rock? Du willst nach Castle Rock?«
»Ja. Aber das braucht dich im Augenblick nicht zu kümmern. Jetzt brauchst du nur daran zu denken, daß ich, wenn du länger als zehn Minuten wegbleibst, nach oben kommen
und nachsehen muß, was dich aufgehalten hat.« Er musterte sie eindringlich, und die dunklen Gläser glichen Augenhöhlen in einem nackten Schädel unter schwärenden, nässenden Brauen. »Und ich komme mit meiner kleinen Lötlampe, angezündet und einsatzbereit. Hast du verstanden?«
»Ich - ja.«
»Du brauchst nur an eine einzige Sache zu denken, Beth. Wenn du mit mir zusammenarbeitest, wird dir nichts passieren. Und deinen Kindern wird auch nichts passieren.« Er lächelte wieder. »Und weil du eine so gute Mutter bist, nehme ich an, daß das für dich das Wichtigste ist. Du mußt nur wissen, daß es sich nicht empfiehlt, auf dumme Gedanken zu kommen. Da draußen liegen zwei Bullen auf dem Rücksitz ihrer Heulkiste und locken Fliegen an, weil sie das Pech hatten, auf den Geleisen zu stehen, als mein Expreß durchkam. Außerdem gibt es, wie du sehr gut weißt, ein paar tote Bullen in New York City, die das gleiche Pech hatten. Es gibt nur eine Möglichkeit, dir und den Kindern zu helfen - und auch Thad, denn wenn er tut, was ich will, wird ihm auch nichts passieren -, und das ist die, daß du stillhältst und mir hilfst. Hast du das verstanden?«
»Ja«, sagte sie heiser.
»Du wirst vielleicht auf eine Idee kommen. Ich weiß, das kann passieren, wenn jemand das Gefühl hat, mit dem Rükken an der Wand zu stehen. Aber an eines mußt du dabei denken, Beth. Ich sehe zwar nicht gerade gut aus, aber meine Ohren sind vorzüglich. Wenn du versuchst, ein Fenster zu öffnen, dann höre ich es. Wenn du versuchst, ein Fliegengitter zu zerschneiden, dann höre ich das auch. Ich bin ein Mann, der die Engel im Himmel singen und die Teufel in der Hölle heulen hört. Du mußt dich fragen, ob du es wagen kannst, ein solches Risiko einzugehen. Du bist eine kluge Frau, und ich denke, du wirst dich für den richtigen Weg entscheiden. Und jetzt beweg dich, Mädchen.«
Er schaute auf die Uhr, maß ihr tatsächlich die Zeit zu. Und Liz eilte auf Beinen, die sich seltsam taub anfühlten, auf die Treppe zu.
6
Sie hörte ihn unten am Telefon ein paar Worte sprechen. Dann folgte eine längere Pause, dann sprach er wieder, mit veränderter Stimme. Sie wußte nicht, mit wem er vor der Pause gesprochen hatte - Rawlie DeLesseps vermutlich -, aber als er wieder zu sprechen begann, war sie ziemlich sicher, daß Thad am anderen Ende der Leitung war. Sie konnte die Worte nicht verstehen und wagte es nicht, am Nebenanschluß mitzuhören. Sie hatte ohnehin keine Zeit zum Lauschen. Er hatte sie aufgefordert, sich zu fragen, ob sie es wagen würde, irgendwelche Risiken einzugehen. Sie wagte es nicht.
Sie warf Windeln in das Windelpaket, Kleidungsstücke in einen Koffer, fegte die Cremes, Kinderpuder, Papiertücher, Sicherheitsnadeln für die Windeln und anderen Kleinkram in eine Umhängetasche.
Das Gespräch unten war beendet. Sie war auf dem Weg zu den Zwillingen, um sie aufzuwecken, als er zu ihr heraufrief.
»Beth! Es wird Zeit!«
»Ich komme.« Sie nahm Wendy hoch, die zu weinen begann.
»Ich brauche dich hier unten - ich erwarte einen Anruf, und ihr seid die Geräuschkulisse.«
Aber die letzten Worte hörte sie kaum. Ihre Augen hingen wie gebannt an dem Plastikbehälter für die Windel-Sicherheitsnadeln auf dem Wickeltisch eines der Zwillinge.
Neben dem Behälter lag eine funkelnde Schneiderschere.
Sie legte Wendy wieder in ihr Bettchen, warf einen Blick auf die Tür und eilte dann zum Wickeltisch. Sie nahm die Schere und zwei von den
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