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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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von Vögeln.
    Es ließ den Verstand schmerzen.
    Wie viele? Wie viele Millionen? Oder sind es Milliarden?
    Im Wald brach ein weiterer Ast mit einem Geräusch, das sich anhörte wie ferner Donner. Thad passierte das Anwesen der Williams, aber das Fachwerkhaus war nur ein flaumiges Gebilde unter dem Gewicht der Sperlinge. Daß Alan Pangborns Streifenwagen auf der Zufahrt parkte, bemerkte er nicht; er sah nur einen gefiederten Hügel.

    Er passierte die Häuser der Saddlers, der Massenburgs, der Paynes und anderer, deren Namen er nicht kannte oder an die er sich nicht erinnerte. Und dann, immer noch vierhundert Meter von seinem Haus entfernt, hörten die Vögel einfach auf. Wieder hatte es den Anschein, als hätte jemand mit dem Lineal eine Linie quer über die Straße gezogen. Die Vögel hüpften und flatterten beiseite, gaben die Fahrspur frei, die sich jetzt auf die nackte, festgestampfte Erde der Lake Lane öffneten.
    Thad fuhr ins Freie, hielt plötzlich an, öffnete die Tür und übergab sich. Er stöhnte und wischte sich den Schweiß der Übelkeit von der Stirn. Vor sich sah er zu beiden Seiten Bäume, links schimmerte stellenweise das helle Blau des Sees durch.
    Er schaute zurück und sah eine schwarze, stumme, wartende Welt.
    Die Psychopompen, dachte er. Gott steh mir bei, wenn das nicht funktioniert, wenn er irgendwie Macht über diese Vögel gewinnt. Gott steh uns allen bei.
    Er schlug die Tür zu und schloß die Augen.
    Du mußt dich jetzt zusammennehmen, Thad. Du hast das alles nicht hinter dich gebracht, nur um jetzt schlappzumachen. Du mußt dich zusammennehmen, Vergiß die Sperlinge!
    Ich kann sie nicht vergessen! heulte ein Teil seines Verstandes. Er war entsetzt, verstört, taumelte am Rande des Wahnsinns. Ich kann es nicht! ICH KANN ES NICHT!
    Aber er konnte es doch. Und er würde es tun.
    Die Sperlinge warteten ab. Er würde gleichfalls abwarten. Er würde abwarten, bis der rechte Moment gekommen war. Er würde darauf vertrauen, daß er diesen Moment erkannte, wenn er gekommen war. Und wenn er es schon nicht für sich selbst tun konnte, dann würde er es für Liz und die Zwillinge tun.
    Stell dir vor, es wäre ein Buch. Einfach ein Buch, das du schreibst. Ein Buch, in dem keine Vögel vorkommen.
    »Okay«, murmelte er. »Okay, ich versuche es.«
    Er fuhr weiter und begann, leise wieder »John Wesley Harding« zu singen.

2
    Thad stellte den Motor des VW ab - er erstarb mit einer triumphierenden letzten Fehlzündung - und stieg langsam aus dem kleinen Wagen. Er streckte sich. George Stark kam, jetzt mit Wendy auf dem Arm, zur Tür heraus und trat auf den Vorplatz.
    Stark streckte sich gleichfalls.
    Liz, die neben Alan stand, war zumute, als drängte sich ein Schrei nicht nur in ihre Brust und Kehle, sondern sogar hinter ihre Stirn. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als die Augen von den beiden Männern abwenden zu können, aber sie brachte es nicht fertig.
    Wenn man sie sah, war es, als sähe man einen Mann, der Streckübungen vor dem Spiegel macht.
    Sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich - selbst wenn man von Starks rapidem Verfall absah. Thad war schlank und dunkel, Stark breitschultrig und hell trotz der Sonnenbräune (von der kaum noch etwas zu sehen war). Dennoch waren sie Spiegelbilder. Die Ähnlichkeit war gerade deshalb so gespenstisch, weil es keinen Unterschied gab, den das entsetzte, protestierende Auge hätte registrieren können. Sie war sub rosa, lag tief zwischen den Zeilen, war aber gleichzeitig so real, daß es zum Himmel schrie: diese Art, beim Strecken die Füße zu kreuzen, die Finger steif neben den Schenkeln zu spreizen, die straffen kleinen Falten um die Augen herum.
    Sie entspannten sich genau im gleichen Moment.
    »Hallo, Thad.« Starks Stimme klang fast schüchtern.
    »Hallo, George«, sagte Thad kühl. »Meine Familie?«
    »Alle wohl und munter. Wirst du es tun? Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Hinter ihnen, in Richtung der Route 5, knackte ein Ast. Starks Kopf fuhr herum.
    »Was war das?«
    »Ein Baumast«, sagte Thad. »Vor vier Jahren hatten wir hier einen Tornado, George. Es gibt immer noch totes Holz, das abbricht und herunterfällt. Das weißt du doch.«
    Stark nickte. »Wie fühlst du dich, alter Freund?«

    »Alles in Ordnung.«
    »Du siehst ein wenig ramponiert aus.« Starks Augen glitten über Thads Gesicht; er spürte, wie sie versuchten, in die Gedanken dahinter einzudringen.
    »Du bist auch nicht gerade in der allerbesten Verfassung.«
    Stark lachte, aber sein

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