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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich etwas einzubilden, wie sich selbst zum Narren zu halten (beides geht schließlich oft Hand in Hand), sah er doch einen Augenblick lang diesen Mann, sah ihn buchstäblich: einen großen Burschen mit großen Füßen, der im Dunkeln durch diese stille Stadt der Toten schritt, sich auf seinen großen Füßen zuversichtlich und zielstrebig bewegte, mit einem Tritt den Blumenkübel aus dem Weg räumte, ohne auch nur einen Moment innezuhalten. Und dieser Bursche hatte keine Spur von
Angst, denn wenn es hier Dinge gab, in denen noch Leben steckte, dann würden sie vor ihm Angst haben. Er bewegte sich, ging, schritt aus - und Gott steh den Leuten bei, die sich ihm in den Weg stellten.
    Der Sperling schimpfte.
    »Vergiß es, Alter«, befahl er sich noch einmal. »Schaufle das verdammte Loch einfach wieder zu, und laß dir deswegen keine grauen Haare wachsen!«
    Er schaufelte es wieder zu, und er hatte auch die Absicht, es zu vergessen, aber am späten Nachmittag fand Deke Bradford ihn auf dem Friedhof an der Stackpole Road und erzählte ihm die Sache mit Homer Gamache, den man am Vormittag kaum eine Meile von Homeland entfernt an der Route 35 gefunden hatte. Die ganze Stadt schwirrte von Gerüchten und Spekulationen.
    Daraufhin hatte Digger widerstrebend Sheriff Pangborn aufgesucht. Er wußte nicht, ob das Loch und die Spuren irgend etwas mit dem Mord an Homer Gamache zu tun hatten, aber er hielt es für das beste, alles zu erzählen, was er wußte. Dann sollten diejenigen, die dafür bezahlt wurden, zusehen, was sie daraus machten.

VIERTES KAPITEL
    Tod in einer kleinen Stadt

1
    Castle Rock war, zumindest in den letzten Jahren, ein vom Unglück verfolgter Ort.
    Wie um zu beweisen, daß die alte Redensart, der Blitz schlüge nicht mehrmals hintereinander an derselben Stelle ein, nicht immer stimmt, hatten sich im Verlauf der letzten acht oder zehn Jahre in Castle Rock wiederholt schlimme Dinge ereignet - Dinge, die so schlimm waren, daß sie im ganzen Land Schlagzeilen machten. Als sich diese Dinge ereigneten, war George Bannerman Sheriff von Castle Rock. Aber Big George, wie er liebevoll genannt wurde, hatte mit dem Mord an Homer Gamache nichts zu tun, denn Big George war tot. Er hatte das erste der schlimmen Dinge überlebt, eine Reihe von Sexualmorden, begangen von einem seiner eigenen Leute, aber zwei Jahre später war er draußen an der Town Road Nr. 3 von einem tollwütigen Hund getötet worden - nicht einfach getötet, sondern buchstäblich in Stücke gerissen. Beide Fälle waren überaus seltsam gewesen, aber die Welt ist ein seltsamer Ort. Und ein harter.
    Der neue Sheriff Alan Pangborn (er war seit fast sieben Jahren im Amt, aber er hatte inzwischen begriffen, daß er mindestens bis zum Jahre 2000 »der neue Sheriff« bleiben würde - vorausgesetzt, wie er zu seiner Frau sagte, daß er so lange immer wiedergewählt wurde) war damals nicht in Castle Rock gewesen; bis 1980 war er Chef der Verkehrspolizei in einer knapp mittelgroßen Stadt in der Nähe von Syracuse im Staate New York gewesen.
    Jetzt blickte er auf Homer Gamaches zerschmetterten Körper herunter, der in einem Graben am Rand der Route 35
lag, und wünschte sich, er hätte Syracuse nie verlassen. Es hatte den Anschein, als wäre das Unglück von Castle Rock nicht mit Sheriff Bannerman gestorben.
    Blödsinn. Du möchtest nirgendwo anders auf Gottes grüner Erde sein. Also behaupte nicht, du wärest lieber nicht hier, denn dann bricht das Unglück wirklich herein und schaut dir über die Schulter. Dies ist ein verdammt guter Ort für Annie und die Jungen, und auch für dich ist es ein verdammt guter Ort. Also hör auf, dich zu bemitleiden.
    Ein guter Rat. Der Kopf, hatte Pangborn festgestellt, erteilte den Nerven immer gute Ratschläge. Sie sagten Ja, jetzt , wo du es sagst , sehen wir ein , daß du völlig recht hast. Und dann zuckten und zischten sie einfach weiter.
    Dennoch - irgend etwas von dieser Art war fällig gewesen, oder etwa nicht? Im Laufe seiner Amtszeit als Sheriff von Castle Rock hatte er die Überreste von fast vierzig Leuten von den Straßen geschabt, in unzählige Schlägereien eingegriffen und es mit vielleicht hundert Fällen von Frauenund Kindesmißhandlung zu tun gehabt - und das waren nur die, die zur Anzeige gebracht wurden. Doch irgendwie hatten die Dinge einen Hang zum Ausgleich; für eine Stadt, die vor nicht allzulanger Zeit einen Massenmörder hervorgebracht hatte, war es, was Morde anging, eine ausgesprochen friedliche

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