Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
andererseits...«
»Mrs. Arsenault, können Sie mir sagen...«
»... wollte ich auch nicht so sein wie der Philister oder Sarazene oder der Mann aus Gomorra oder wer immer das war, der in der Geschichte vom Barmherzigen Samariter einfach auf der anderen Straßenseite vorüberging«, fuhr Mrs. Arsenault fort. »Irgendwie wußte ich nicht recht, wie ich mich verhalten sollte. Aber ich sagte mir...«
Jetzt dachte Ridgewick nicht mehr an die Zuckererbsen. Endlich gelang es ihm, Mrs. Arsenaults Wortschwall zu stoppen, indem er ihr erklärte, der Mann, den sie gesehen hatte, könnte »in einer gegenwärtig laufenden Untersuchung« eine Rolle spielen. Er brachte sie wieder zum Anfang zurück und bat sie, ihm alles zu erzählen, was sie gesehen hatte, und dabei nach Möglichkeit auf Alfred Hitchcock Presents und die Geschichte vom Barmherzigen Samariter zu verzichten.
Die Geschichte, die er über Funk an Sheriff Alan Pangborn weitergab, war diese: Mrs. Arsenault hatte sich The Tonight Show allein angesehen; ihr Mann und ihre Söhne waren schon im Bett gewesen. Ihr Stuhl stand an dem Fenster, das auf die Route 35 hinausging. Die Jalousie war nicht heruntergelassen. Um 0.30 oder 0.40 Uhr hatte sie aufgeschaut und gesehen, daß auf der anderen Straßenseite ein Mann stand - das heißt, auf der Seite des Homeland-Friedhofs.
War der Mann aus dieser oder aus der entgegengesetzten Richtung gekommen?
Sie wußte es nicht. Sie vermutete zwar, daß er vielleicht aus der Homelandrichtung gekommen sein könnte, was hieß, daß er auf dem Weg aus der Stadt heraus war, aber sie konnte nicht mit Gewißheit sagen, wie sie auf diesen Gedanken gekommen war, weil sie einmal aus dem Fenster geschaut und nur die Straße gesehen hatte, und dann hatte sie noch einmal hinausgeschaut, bevor sie sich ihr Eis holte, und
da war er dagewesen. Hatte einfach dagestanden und das erleuchtete Fenster beobachtet - und sie vermutlich. Sie glaubte, er würde die Straße überqueren oder war im Begriff, sie zu überqueren (vermutlich hat er nur dagestanden, dachte Pangborn; der Rest war nichts als Nervosität), als auf der Hügelkuppe Lichter erschienen. Als die Lichter auftauchten, hatte der Mann in dem Anzug in der zeitlosen, weltweit üblichen Geste des Anhalters den Daumen hochgereckt.
»Es war Homers Wagen, und Homer saß am Steuer«, berichtete Mrs. Arsenault. »Zuerst dachte ich, er würde einfach weiterfahren, wie es jeder vernünftige Mensch getan hätte, der mitten in der Nacht einen Anhalter sieht, aber dann leuchteten seine Bremslichter auf, und der Mann lief zur Beifahrerseite der Kabine und stieg ein.«
Mrs. Arsenault, die sechsundvierzig war und zwanzig Jahre älter aussah, schüttelte den Kopf.
»Homer muß voll gewesen sein«, erklärte sie Ridgewick. »Voll oder schwachsinnig. Aber ich kenne Homer seit fast fünfunddreißig Jahren. Schwachsinnig ist er nicht.«
Sie hielt einen Moment nachdenklich inne.
»Jedenfalls im allgemeinen nicht.«
Ridgewick versuchte, von Mrs. Arsenault nähere Angaben über den Anzug zu erhalten, den der Mann getragen hatte, aber er hatte damit kein Glück. Zu dumm, daß die Straßenbeleuchtung am Homeland-Friedhof endete, aber die finanziellen Möglichkeiten von Kleinstädten wie Castle Rock waren beschränkt.
Es war ein Straßenanzug gewesen, dessen war sie sich sicher, kein Sportjackett oder irgendeine andere Jacke, und er war nicht schwarz gewesen, aber das ließ ein ganzes Spektrum von anderen Farben offen. Mrs. Arsenault glaubte nicht, daß der Anzug weiß gewesen war, sie war lediglich bereit zu schwören, daß er nicht schwarz gewesen war.
»Kein Mensch verlangt von Ihnen, daß Sie schwören, Mrs. A.«, sagte Ridgewick.
»Wenn man mit einem Polizeibeamten in einer offiziellen Angelegenheit spricht«, erwiderte Mrs. A., wobei sie die Arme verschränkte und die Hände unter die Ärmel ihres Pullovers schob, »dann läuft es auf dasselbe hinaus.«
Was sie wußte, war im Grunde nur, daß sie gesehen hatte, wie Homer Gamache um Viertel vor eins einen Anhalter mitgenommen hatte. Nichts, um dessentwillen man das FBI anrufen mußte, hätte man meinen sollen. Ominös wurde die Sache erst, wenn man die Tatsache hinzunahm, daß Homer seinen Passagier kaum drei Meilen von seiner eigenen Haustür entfernt hatte einsteigen lassen - und nicht zu Hause angekommen war.
Auch was den Anzug betraf, hatte Mrs. Arsenault recht. Das Auftauchen eines Anhalters mitten in der Nacht und so weit draußen war an sich schon
Weitere Kostenlose Bücher