Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
unangenehm war wie ein Magenkrampf. George Stark hatte am Abend des 10. Juni angerufen und ihm eine Woche gegeben, in der er mit dem Roman über den Raubüberfall mit dem gepanzerten Wagen anfangen sollte. Thad hatte immer noch nichts dergleichen getan - aber erstaunlicherweise sah er von Tag zu Tag deutlicher, wie das Buch aussehen könnte. Er hatte sogar ein paarmal davon geträumt. Es war wesentlich angenehmer, als im Schlaf durch sein eigenes, verlassenes Haus zu wandern und erleben zu müssen, wie Dinge zerfielen, wenn er sie berührte. Doch an diesem Morgen war sein erster Gedanke gewesen: Die Frist. Die Frist ist abgelaufen.
    Das bedeutete, daß es an der Zeit war, wieder mit George zu reden, so ungern er das auch tat. Es war an der Zeit, herauszufinden, wie wütend George war. Nun - die Antwort darauf glaubte er zu kennen. Aber es war immerhin möglich, daß der gerissene alte George, wenn er sehr wütend war, so wütend, daß er die Kontrolle über sich zu verlieren begann, und wenn Thad ihn so sehr reizen konnte, daß er die Kontrolle restlos verlor, einen Fehler machte und sich irgendwie verriet.
    Verliere den Zusammenhalt.
    Thad hatte den Eindruck, daß George sich bereits verraten hatte, als er Thads Hand gestattete, diese Worte in sein Tagebuch zu schreiben. Das heißt, wenn er nur sicher sein konnte, was sie zu bedeuten hatten. Er hatte eine Idee - aber er war nicht sicher. Und ein Irrtum zu diesem Zeitpunkt konnte mehr als nur sein Leben kosten.
    Deshalb war er unterwegs zur Universität, unterwegs zu seinem Büro im Gebäude der Englischen und Mathematischen Fakultät. Er war nicht unterwegs, um die Unterlagen für den Sonderkurs zu holen - obwohl er das tun würde-, sondern weil es dort ein Telefon gab, das nicht angezapft war, und weil er etwas unternehmen mußte. Die Frist war abgelaufen.
    Als er einen Blick auf seine linke Hand warf, kam ihm der Gedanke (nicht zum erstenmal in dieser langen, langen Woche), daß das Telefon nicht die einzige Möglichkeit war, mit George Stark Kontakt aufzunehmen. Das hatte er bewiesen - aber der Preis war sehr hoch gewesen. Es war nicht lediglich die unerträgliche Pein, sich einen spitzen Bleistift in den Handrücken zu stoßen, oder das Entsetzen, zusehen zu müssen, wie sein außer Kontrolle geratener Körper sich auf Starks Befehl etwas antat - auf Befehl des gerissenen alten George, der nicht mehr zu sein schien als das Gespenst eines Mannes, den es nie gegeben hatte. Den wahren Preis hatte er in seiner Seele gezahlt. Der wahre Preis war das Eintreffen der Sperlinge gewesen, das entsetzliche Begreifen, daß hier Mächte am Werk waren, die noch größer und noch unbegreiflicher waren als George Stark selbst.
    Die Sperlinge, davon war er mehr und mehr überzeugt, bedeuteten Tod. Aber für wen?
    Er fürchtete sich davor, die Sperlinge zu riskieren, wenn er wieder mit George Stark Kontakt aufnehmen wollte.
    Und er konnte sehen, wie sie kamen; er konnte sehen, wie sie an jenem mystischen Ort auf halbem Wege der zwischen ihnen bestehenden Verbindung eintrafen, jenem Ort, an dem er mit Stark um den Besitz der einen Seele würde kämpfen müssen, die sie beide gemeinsam hatten.
    Er fürchtete zu wissen, wer bei einem Kampf an diesem Ort gewinnen würde.

1
    Alan Pangborn saß in seinem Zimmer im Büro des Sheriffs von Castle County, das sich in einem Flügel des Rathauses befand. Auch für ihn war es eine lange, anstrengende Woche gewesen — aber das war nichts Neues. So war es immer, wenn es in Castle Rock Sommer geworden war. Vom Memorial Day bis zum Labour Day hatten alle Polizisten in Maine sämtliche Hände voll zu tun.
    Vor fünf Tagen waren auf der Route 117 vier Wagen zusammengestoßen, ein böser Unfall, bei dem Alkohol im Spiel gewesen war und der zwei Menschen das Leben gekostet hatte. Zwei Tage später hatte Norton Briggs mit einer Bratpfanne auf seine Frau eingeschlagen, und sie war auf dem Küchenfußboden gelandet. Norton hatte seiner Frau im Verlauf von zwanzig turbulenten Ehejahren manchen Schlag versetzt, aber diesmal glaubte er offenbar, er hätte sie umgebracht. Er schrieb einen Brief voll von Reue und orthographischen Fehlern und nahm sich dann mit einem -38er Revolver das Leben. Als seine Frau, die auch kein großes Licht war, aufgewacht war und den auskühlenden Leichnam ihres Peinigers neben sich liegen sah, hatte sie den Gasherd aufgedreht und den Kopf hineingesteckt. Die Sanitäter vom Rettungsdienst in Oxford hatten sie gerettet.
    Gerade

Weitere Kostenlose Bücher