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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vom Geruch seiner Pfeife erfüllt - zwei Jahre Abstinenz waren offenbar nicht imstande, dreißig Jahre Genuß auszulöschen. Der Raum wurde [beherrscht von einem Pfeilwurfbrett mit einem daraufmontierten Foto Ivon Ronald Reagan. Ein dickes Buch, Franklin Barringers Folklore of America, lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Der Hörer lag neben Idem Apparat auf einem Stapel leerer Prüfungshefte. Thad betrachtete ihn und spürte, wie ihn die alte Angst mit ihren vertrauten, erstickenden Falten überfiel. Ihm war, als würde er in eine Decke eingehüllt, die dringend gewaschen werden mußte. Er wendete den Kopf, sicher, daß lalle drei - Rawlie, Harrison und Manchester - ihn beobachteten. Doch der Türrahmen blieb leer, und aus einiger Entfernung konnte er Rawlies Stimme hören. Er hatte Thads Wachhunde in ein Gespräch verwickelt. Thad zweifelte nicht daran, daß das Absicht gewesen war.
    Er nahm den Hörer und sagte: »Hallo, George.«

    »Du hast deine Woche gehabt«, sagte die Stimme am anderen Ende. Es war Starks Stimme, aber Thad fragte sich, ob die Stimmanalysen auch jetzt noch identisch sein würden. Starks Stimme hatte sich verändert. Sie war rauh und heiser geworden, wie die Stimme eines Mannes, der bei einem Sportfest zu lange und zu laut gebrüllt hat. »Du hast deine Woche gehabt, und du hast keinen Finger gerührt.«
    »So ist es«, sagte Thad. Ihm war sehr kalt. Er mußte sich bemühen, nicht zu zittern. Die Kälte schien aus dem Telefon zu kommen, aus den Löchern der Hörmuschel hervorzudringen wie Eiszapfen. Aber er war gleichzeitig sehr wütend. »Und ich werde es auch nicht tun. Eine Woche, ein Monat, zehn Jahre - das ändert nicht das mindeste. Warum akzeptierst du das nicht, George? Du bist tot, und du wirst es bleiben.«
    »Du irrst dich, alter Freund. Und wenn du herausfinden willst, wie tödlich dieser Irrtum ist, brauchst du nur so weiterzumachen.«
    »Weiß du, wie du dich anhörst, George?« fragte Thad. »Du hörst dich an, als fielest du auseinander. Und deshalb willst du, daß ich wieder schreibe, nicht wahr? Verliere den Zusammenhalt, das war es, was du geschrieben hast. Das heißt, daß du biologisch abbaust, ist es nicht so? Es wird nicht mehr lange dauern, bis du einfach zerkrümelst wie ein alter Zwieback.«
    »Für dich ändert das nichts, Thad«, erwiderte die heisere Stimme. Sie wechselte von einem rauhen Leiern zu einem knirschenden Geräusch, das sich anhörte wie Kies, der von einem Kipplaster rutscht, und dann zu einem quiekenden Flüstern - als hätten die Stimmbär ein oder zwei Sätze lang völlig versagt - und kehrte dann zum Leiern zurück. »Nichts von dem, was mit mir passiert, geht dich etwas an. Damit willst du nur vom Thema ablenken, alter Freund. Du wirst noch heute anfangen, sonst könnte es dir schlecht ergehen. Und du würdest nicht der einzige sein.«
    »Ich werde nicht. ..«
    Klick! Stark hatte aufgelegt. Thad betrachtete einen Moment nachdenklich den Hörer, dann legte er gleichfal s auf. Als er sich drehte, standen Harrison und Manchester an der Tür.

4
    »Wer war das?« fragte Manchester.
    »Ein Student«, sagte Thad. An diesem Punkt war er sich nicht einmal sicher, weshalb er log. Das einzige, das er mit Sicherheit wahrnahm, war ein entsetzliches Gefühl im Magen. »Nur ein Student. Wie ich gedacht hatte.«
    »Woher wußte er, daß Sie hier sind?« fragte Harrison. »Und wieso hat er die Nummer dieses Herrn hier gewählt?«
    »Ich gebe auf«, sagte Thad demütig. »Ich bin ein russischer Geheimagent. Das war mein Kontaktmann.
    Ich komme unauffällig mit.«
    Harrison war nicht verärgert, zumindest machte er nicht den Eindruck, als wäre er es. Der leicht verdrossene Vorwurf, der in seinem Blick auf Thad lag, war wesentlich wirkungsvoller als Verärgerung. »Mr.
    Beaumont, wir versuchen, Ihnen und Ihrer Frau zu helfen. Ich weiß, wie lästig es ist, auf Schritt und Tritt von zwei Männern begleitet zu werden, aber wir versuchen wirklich nur, Ihnen zu helfen.«
    Thad war beschämt - aber nicht beschämt genug, um die Wahrheit zu sagen. Das schlimme Gefühl war nach wie vor da, das Gefühl, daß etwas schiefgehen würde, daß etwas schiefgegangen war. Und noch etwas anderes obendrein. Ein leichtes Flattern auf seiner Haut. Ein Gefühl wie von Würmern in seiner Haut. Druck auf den Schläfen. Es waren nicht die Sperlinge; er glaubte jedenfalls nicht, daß sie es waren. Doch sein seelisches Barometer, von dessen Vorhandensein er nicht einmal etwas geahnt

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