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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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— aber sie ließ sich leichter schlucken als die Wahrheit. Daß die Polizisten sie so widerspruchslos akzeptierten wie jetzt Rawlie, erfüllte Thad mit einer Art bitterer Belustigung - es hatte keine einzige Frage darüber gegeben, wie er es fertiggebracht haben mochte, die eigene Hand in der Tür seines Schlafzimmerschrankes einzuklemmen.
    Er hatte instinktiv gewußt, welche Geschichte er erzählen mußte. In gewisser Hinsicht war es dasselbe, wie dem Interviewer von People (er ruhe in Frieden) zu erzählen, George Stark sei nicht in Castle Rock, ändern in Ludlow erschaffen worden, und daß Stark mit der Hand schrieb, weil er nie Maschineschreiben gelernt hatte.
    Liz etwas vorzulügen, hatte er gar nicht erst versucht — aber er hatte darauf bestanden, daß sie über das, was wirklich vorgefallen war, kein ort verlauten ließ. Sie war einverstanden gewesen. Er hatte al erdings versprechen müssen, nie wieder mit Stark Kontakt aufzunehmen. Er hatte ihr dieses Versprechen gegeben, wußte aber, daß er es möglicherweise nicht würde halten können; und er vermutete, daß Liz dies in den Tiefen ihres Unterbewußtseins gleichfalls wußte.
    Jetzt musterte Rawlie ihn mit echtem Interesse. »In einer Schranktür«, sagte er. »Herrlich. Haben Sie vielleicht Verstecken gespielt? Oder war es irgendein absonderlicher Sexualritus?«
    Thad grinste. »Mit absonderlichen Sexualriten habe ich schon 1981 laufgehört«, sagte er. »Auf ärztlichen Rat. Nein, ich habe einfach nicht |aufgepaßt. Die ganze Geschichte ist mir irgendwie peinlich.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Rawlie - und dann zwinkerte er. [Es war ein sehr subtiles Zwinkern, nur das leichte Flattern eines geschwollenen und faltigen alten Augenlids - aber es war ganz eindeutig. Hatte er geglaubt, Rawlie würde die Geschichte schlucken? Eher würden Schweine fliegen.
    Plötzlich drängte sich ihm ein neuer Gedanke auf. »Rawlie, halten (Sie noch immer dieses Seminar über Volksmythen ab?«
    »Jeden Herbst«, sagte Rawlie. »Lesen Sie Ihr eigenes Vorlesungsverzeichnis nicht, Thaddeus? Rutengänger, Hexen, Allheilmittel, magische Zeichen der Reichen und Berühmten. Es ist heute beliebter als je zuvor. Warum fragen Sie?«
    Auf diese Frage gab es, wie Thad herausgefunden hatte, eine Allzweck-Antwort; gehörte zu den größten Vorzügen eines Schriftstelllerdaseins, daß man auf »Warum fragen Sie?« immer eine Antwort parat hatte. »Nun, ich habe eine Idee für eine Geschichte«, sagte er. »Ich l bin noch im Stadium der Recherchen, aber ich glaube, es könnte etwas daraus werden.«
    »Und was möchten Sie wissen?«
    »Haben Sperlinge im amerikanischen Aberglauben oder in den Volksmythen irgendeine bestimmte Bedeutung?«
    Rawlies gerunzelte Stirn begann der Topographie eines fremden, für menschliche Lebewesen ganz offensichtlich ungeeigneten Planeten zu ähneln. Er kaute auf dem Stiel seiner Pfeife. »So aus dem Stegreif fällt mir nichts ein, Thaddeus, aber - ich frage mich, ob das der wirkliche Grund für Ihr Interesse ist.«
    Eher würden Schweine fliegen, dachte Thad abermals. »Nun - vielleicht nicht, Rawlie. Vielleicht nicht.
    Vielleicht habe ich das nur gesagt, weil sich der wirkliche Grund nicht in drei Sätzen erklären läßt.« Sein Blick wanderte kurz zu seinen Wachhunden, dann kehrte er zu Rawlies Gesicht zurück. »Im Augenblick habe ich nicht viel Zeit.«
    Rawlies Lippen umspielte die ganz schwache Andeutung eines Lächelns. »Ich glaube, ich verstehe. Sperlinge - ganz gewöhnliche Vögel. Zu gewöhnlich, um im Volksglauben irgendeine tiefere Bedeutung zu haben, würde ich meinen. Aber wenn ich es recht bedenke - ich glaube, da ist etwas. Obwohl ich in diesem Zusammenhang eher an Ziegenmelker denke. Aber ich schaue nach. Wie lange wollen Sie hierbleiben?«
    »Höchstens eine halbe Stunde.«
    »Nun, vielleicht finde ich auf Anhieb etwas in Barringers Folklore of America. Es ist zwar im Grunde nicht mehr als ein Kochbuch für Aberglauben, aber trotzdem ganz nützlich. Und notfalls kann ich Sie ja anrufen. «
    »Ja, das können Sie.«
    »Eine schöne Party, die Sie und Liz für Tom Carroll gegeben habe sagte Rawlie. »Aber Ihre Parties sind ja immer die schönsten. Liz ist viel zu reizend, um Ihre Frau zu sein. Sie sollte Ihre Geliebte sein.«
    »Danke. Ich werde es an sie weitergeben.«
    »Der alte Tom«, fuhr Rawlie fort. »Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, daß Tom Carroll in den grauen Hafen der Emeritierung eingelaufen ist. Mehr als

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