Stark gegen Stress
diese aber ausbleiben; wenn Sie sich vielleicht gar langweilen und unausgefüllt fühlen, dann leiden Sie unter Unterforderungsstress. Er erhält zwar weniger öffentliche Aufmerksamkeit, ist jedoch ebenso schädlich wie Überforderungsstress und kann dieselben negativen Auswirkungen haben. Wer unterfordert ist, kann seine Ressourcen nicht genügend ins Spiel bringen und leidet darunter, dass ihm zu wenig zugetraut wird. Die Chance, sich zu beweisen, bleibt aus. Unterforderungsstress geht aber auch mit den oben erwähnten Leerzeiten einher, dem Herumhängen, TV-Schauen, Gamen – mit leerem Zeitvertreib statt mit anspruchsvoller Tätigkeit. Das höhlt aus und schadet dem Selbstwert längerfristig genauso stark wie chronische Überforderung.
META V. ist persönliche Assistentin eines Geschäftsleitungsmitglieds in einem mittelgrossen Unternehmen. Diese Funktion hat sie schon seit einigen Jahren inne; mit kleinen Kindern war das ein perfektes Arrangement. Meta V. ist beliebt und wird für ihr Engagement und ihre Kompetenz geschätzt. Seit einiger Zeit fühlt sie sich jedochunausgefüllt und lustlos. Sie sinniert immer wieder darüber nach, dass sie die vielen administrativen und organisatorischen Aufgaben zwar problemlos im Griff hat (Ressource), dass sie jedoch so gut wie keine Selbständigkeit hat und keine Möglichkeit, ihre Ideen einzubringen (Anforderung). Sie führt lediglich aus, was andere ihr auftragen (Anforderung). Sie weiss, dass sie mehr zu leisten imstande wäre (Ressource), und würde gern mehr Verantwortung übernehmen. Sie weiss aber auch, dass ihr Vorgesetzter ihre Arbeit so sehr schätzt, dass er kaum motiviert sein wird, sie bei einer Veränderung zu unterstützen. Meta V. befindet sich in einer Pattsituation, sie langweilt sich und ist zunehmend demotiviert. Das hat jüngst auch schon zu kleineren Patzern geführt.
Innere und äussere Anforderungen
Kennen Sie das? Sie werden von Ihrer Vorgesetzten angefragt, ob Sie kurzfristig eine zusätzliche Arbeit erledigen könnten (äussere Anforderung). Ablehnen mögen Sie nicht, denn es könnte der Eindruck entstehen, dass Sie sich drücken wollen, sich nicht kompetent fühlen, sich zu gut für den Job sind oder anderen eins reindrücken möchten. Und sowieso: Irgendjemand muss den Job ja erledigen. Und obwohl Sie ohnehin unter Zeitdruck stehen, wollen Sie auch nichts Halbfertiges abliefern (innere Anforderung). Das liegt Ihnen nicht – für Sie ist es selbstverständlich, dass Sie alle Aufgaben zu mindestens 100 Prozent erledigen (innere Anforderung), auch die, die Sie zusätzlich übernehmen. Sie haben sich ja auch mehr oder weniger freiwillig dazu bereit erklärt.
Hier spielen äussere Anforderungen perfekt mit inneren zusammen, um Stress auszulösen. Termine und Erwartungen von Vorgesetzten oder Kunden gehören zu den Anforderungen, die von aussen an Sie herangetragen werden. Die meisten Menschen würden ohne Zögern zustimmen, dass diese Faktoren verantwortlich seien für Stress. Das stimmt aber nur teilweise, denn meist entfalten äussere Anforderungen ihre Wirkung erst im Zusammenspiel mit inneren Anforderungen.
Zu den inneren Anforderungen gehören persönliche Normen und Leistungsstandards (Termine um jeden Preis einhalten, Aufgaben jederzeit perfekt ausführen), aber auch eigene Ziele und Wünsche sowie die Befriedigung eigener Bedürfnisse. So verursacht vom Chef gesetzter Zeitdruck (äussere Anforderung) erst dann Stress, wenn jemand eine Aufgabe trotzdem ganz perfekt machen möchte (innere Anforderung), obwohl dies innerhalb der gegebenen Frist realistischerweise nicht möglich ist.
SELBSTTEST: WO FÜHLE ICH MICH ÜBER-, WO UNTERFORDERT?
Gehen Sie die folgenden Tabellen durch und notieren Sie, wie sehr Sie sich in bestimmten Bereichen überfordert oder unterfordert fühlen. Orientieren Sie sich dazu an den Bereichen, die im Stress-Manhattan (Seite 33) angegeben sind. Antworten Sie ehrlich, so wie es für Sie zutrifft; es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Zählen Sie anschliessend die Punkte zusammen.
ÜBERFORDERUNG
In diesem Bereich fühle ich mich überfordert:
1
Trifft gar nicht zu
2
Trifft nicht zu
3
Trifft eher nicht zu
4
Trifft eher zu
5
Trifft zu
6
Trifft voll und ganz zu
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Bei diesen Aufgaben fühle ich mich
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