Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
über Verbrechen schreibt und dann selbst eines Verbrechens angeklagt wird, da sagen sicher manche Leute, das sei ausgleichende Gerechtigkeit. Ich wüßte nur gern, wenn sie’s nicht war, ob sie den Mörder selbst entdeckt hätte. Kriminalschriftsteller sind im Leben keine guten Detektive, glaube ich, außer natürlich Edgar Wallace, der ja überall gleichzeitig zu sein scheint, und der gute Conan Doyle und dieser schwarze Mann, wie hieß er noch gleich? Und natürlich dieser Slater – so ein Skandal, obwohl, wenn ich mir’s recht überlege, war das in Schottland, wo sie ja so komische Gesetze für alles haben, besonders fürs Heiraten. Nun ja, wir werden es wohl bald wissen – nicht unbedingt die Wahrheit, aber was die Geschworenen daraus gemacht haben.«
    »Richtig, und die sind schon länger draußen, als ich erwartet hatte. Aber hör mal, Wimsey, könntest du mir nicht sagen –«
    »Zu spät, zu spät, Ihr könnt jetzt nicht hinein. Ich habe mein Herz in ein silbernes Kästchen geschlossen und mit einer goldenen Nadel festgesteckt. Meinungen zählen jetzt nicht mehr, nur noch die der Geschworenen. Wahrscheinlich sagt ihnen Miss Climpson gerade die Meinung. Wenn sie einmal anfängt, hört sie vor zwei Stunden nicht mehr auf.«
    »Jetzt ist es gerade eine halbe Stunde«, sagte Parker.
     
    »Immer noch warten?« fragte Salcombe Hardy, als er an den Pressetisch zurückkam.
    »Ja – und das nennst du zwanzig Minuten! Nach meiner Uhr ist es schon eine Dreiviertelstunde.«
     
    »Jetzt sind sie anderthalb Stunden draußen«, sagte hinter Wimsey ein junges Mädchen zu seinem Verlobten. »Worüber reden die nur so lange?«
    »Vielleicht glauben sie nicht, daß sie’s getan hat.«
    »So ein Quatsch! Natürlich war sie’s. Das sieht man ihr doch schon am Gesicht an. Hart wie Stein, sag ich dir, und nicht ein einziges Mal hat sie geweint.«
    »Na, ich weiß nicht«, meinte der junge Mann.
    »Du willst doch nicht sagen, daß sie Eindruck auf dich macht, Frank?«
    »Na, ich weiß eben nicht. Sie sieht mir nicht aus wie eine Mörderin.«
    »Und woher willst du wissen, wie Mörderinnen aussehen? Bist du schon mal einer begegnet?«
    »Bei Madame Tussaud hab ich mal eine gesehen.«
    »Ach ja, Wachsfiguren. Die sehen doch alle wie Mörder aus.«
    »Kann sein. Magst du ein Stück Schokolade?«
     
    »Zweieinviertel Stunden«, meinte Waffles Newton ungehalten. »Die müssen sich schlafen gelegt haben. Wir werden noch eine Sonderausgabe daraus machen müssen. Und wenn sie nun die ganze Nacht brauchen?«
    »Dann sitzen wir hier eben die ganze Nacht.«
    »Na schön, aber jetzt bin ich dran, einen trinken zu gehen. Sag mir Bescheid, ja?«
    »Schon recht.«
     
    »Ich habe mit einem der Gerichtsdiener gesprochen«, erklärte der Mann-der-sich-auskennt wichtigtuerisch einem Freund. »Der Richter hat eben zu den Geschworenen geschickt und fragen lassen, ob er ihnen behilflich sein kann.«
    »So? Und was haben sie geantwortet?«
    »Das weiß ich nicht.«
     
    »Jetzt sind sie dreieinhalb Stunden draußen«, flüsterte das Mädchen hinter Wimsey. »Ich hab solchen Hunger.«
    »Sollen wir gehen, Schatz?«
    »Nein – ich will das Urteil hören. Jetzt haben wir so lange gewartet, da können wir auch noch etwas bleiben.«
    »Gut, dann hole ich uns ein paar Sandwichs.«
    »Oh, das wäre lieb von dir. Aber bleib nicht zu lange, denn ich weiß schon, wenn ich das Urteil höre, falle ich bestimmt in Ohnmacht.«
    »Ich beeile mich, so sehr ich kann. Sei froh, daß du keine Geschworene bist – die kriegen nämlich nichts.«
    »Was, nichts zu essen und zu trinken?«
    »Kein bißchen. Ich weiß nicht einmal, ob sie Licht oder Feuer haben dürfen.«
    »Die Ärmsten! Aber das Zimmer hat doch sicher Zentralheizung?«
    »Hier ist es jedenfalls heiß genug. Bin froh, wenn ich ein bißchen frische Luft schnappen kann.«
     
    Fünf Stunden.
     
    »Auf der Straße hat sich ein Menschenauflauf gebildet«, sagte der Mann-der-sich-auskennt bei der Rückkehr von einem Erkundungsgang. »Ein paar Leute haben Sprechchöre gegen die Angeklagte angestimmt, und eine Horde Männer hat sie angegriffen; einer mußte im Krankenwagen fortgebracht werden.«
    »Nein, wie lustig! Sehen Sie mal, da ist Mr. Urquhart; er ist wiedergekommen. Mir tut er ja leid, Ihnen nicht? Muß schrecklich sein, wenn einem jemand im Haus stirbt.«
    »Jetzt spricht er mit dem Staatsanwalt. Die haben natürlich alle ein anständiges Abendessen gehabt.«
    »Der Staatsanwalt sieht nicht so

Weitere Kostenlose Bücher