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Titel: starten durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Magen hat.
    Ja ehrlich, Iris und Cornelius sind schon zu normalen Zeiten anstrengend genug. Aber momentan scheinen sie völlig durchzudrehen. Beinahe täglich – eigentlich seit Weihnachten – fliegen die Fetzen, dass man Angst kriegt, der Rest unseres Hauses könnte auch noch einstürzen (was vermutlich nicht mal sehr unwahrscheinlich ist, so alt wie das Haus ist und so ungeschickt wie Cornelius ab und zu versucht, ein paar abgefallene Bretter des kaputten Daches an den unmöglichsten Stellen wieder anzunageln).
    Ich hab keine Ahnung, worum es in diesen grässlichen Ehestreits geht. Ich weiß nur, dass ich bestimmt niemals heiraten werde, wenn heiraten heißt, sich gegenseitig hinter verschlossenen Türen (zum Glück wenigstens das!) anzuschreien. Was genau sie sich gegenseitig an den Kopf werfen, haben wir bis jetzt noch nicht wirklich mithören können, aber es sind eine Menge Sätze dabei, die mit »DU hast…« oder »Nein, DUUU hast…« und »Wenn ich GEWUSST hätte …« beginnen.
    Da wird einem als Tochter ganz mulmig.
    Ich meine, man glaubt ja immer, dass schlimme Sachen nie einem selbst passieren, aber in unserer Schule gibt es haufenweise Kinder mit geschiedenen Eltern. Und sosehr mir Iris und Cornelius auch auf die Nerven gehen, die Vorstellung, dass sie sich plötzlich scheiden lassen könnten, ist… ist…
    … nicht schön.
    Dieses Mal muss ich wohl ziemlich tief geseufzt haben,
denn Kenny guckt mich erstaunt an. »Alles in Ordnung, Livi?«
    »Klar, Kenny!« Ich versuche ein Lächeln. (Warum kann sie mich nicht endlich hier in Ruhe schreiben lassen?)
    Kenny scheint meine Gedanken ganz und gar nicht zu erraten. Oder aber sie ignoriert sie in der ihr eigenen engelhaft sturen Art. »Meinst du denn, das funktioniert?«
    »Was soll funktionieren?«
    »Na, wenn du das aufschreibst«, sagt Kenny, »werden die Wünsche dann wahr?«
    »Na ja…« Ich lächele. »Eigentlich sind das Vorsätze. Nicht so richtig Wünsche. Also…« Da fällt mir ein, dass Kenny das mit dem Freund bestimmt doch gelesen hat. In Lesen hat sie nämlich eine Eins, die kleine Kröte!
    Kenny will gerade etwas erwidern, da brüllt Malea ein zweites Mal von unten.
    »KENNY! DIE SPÜLMASCHINE! ICH MACH ES NICHT, ICH MUSS JETZT ECHT LOS!«
    »Hast du Küchendienst, Kenny?«
    »Ach, pah«, macht Kenny und bläst ihre Backen muffelig auf.
    »Sag mal«, frage ich, als Kenny schon auf halbem Weg zur Tür ist, »was wolltest du eigentlich?«
    »Ach so, ja.« Kenny stoppt. »Gregory sitzt unten im Wohnzimmer und wartet auf dich.«
    »Gregory ist unten?« Ich fahre im Stuhl herum. Schon über eine Stunde warte ich auf ihn. Wir wollten noch mal rüber zur Hühnerfabrik und eventuell ein paar Fotos machen, die wir bestimmt gut zur Vorbereitung unserer großen Aktion am Freitag (ENDLICH!) gebrauchen können. »Wieso sagst du mir denn nichts? Der arme Kerl! Wie lange sitzt er da schon?«

    »Och, schon ’ne ganze Weile. Aber mach dir keine Sorgen, Livi!« Kenny macht eine wegwerfende Handbewegung. »Der langweilt sich nicht. Dem habe ich was zu tun gegeben.«
    Ich grinse. »Echt, Kenny! Der arme Gregory! Hast du ihn etwa gezwungen, Cornelius bei irgendwelchen Sachen zu helfen oder sich mit ihm über unseren kaputten Dachstuhl zu unterhalten?«
    Kenny guckt mich erstaunt an. »Nö, er unterhält sich nicht mit Papa. Er liest.«
    »Ach nee.« Ich grinse noch spöttischer. »Und was gibt es da unten zu lesen außer den Grusel-Kochbüchern von Iris und Cornelius’ Musikmagazinen?«
    »Dein Tagebuch«, antwortet Kenny mit beinahe stolzem Gesichtsausdruck. »Ich hab ihm alles aufgezählt, was ich ihm holen könnte, und dein Tagebuch fand er am interessantesten. Lustig, was?« Sie guckt wirklich und wahrhaftig stolz und zufrieden. »Er hat sogar gesagt, ich könne mir jetzt ruhig Zeit lassen, dir Bescheid zu geben.«
    Ich japse nach Luft. Und versuche, das plötzlich auftretende Verlangen, meiner kleinsten Schwester an die Gurgel zu gehen, tapfer zu unterdrücken. Wie gesagt, ich neige nicht zu Wutausbrüchen.
    Normalerweise.
    »Du hast WAAAAAS?!«

Livi
    Was ich im alten Jahr zurücklassen will:
Zimmertüren ohne Vorhängeschloss! (Unfassbar, dass meine kleine Schwester einfach hereinspaziert und mein Tagebuch klaut, ohne dass ich was merke!)
Wutanfälle! Obwohl ich die natürlich kaum mehr kriegen werde, sobald erst ein dickes, fettes Schloss an meiner Tür baumelt.
Das Gefühl, dass ich hässlich bin. Denn die Fotos, die in der neuen Annette

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