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»Sagt ihr bitte Rema Bescheid, dass sie kommt? Sie kann Walter gerne mitbringen. Und Javier und Ramón natürlich auch.«
»O.K.« Ich nickte brav. Machte mir aber nun doch wieder große Sorgen. Denn Überraschungen, die mit Iris oder Cornelius zu tun haben, nehmen gelegentlich keine allzu gute Wendung…
Oh Mann, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, wird mir klar, dass ich genau an dieser Stelle die fiese Sache mit dem Tagebuch völlig vergessen haben muss!
Jedenfalls standen Gregory und ich kurz darauf auf, um endlich zur Hühnerfabrik rüberzumarschieren. Ich schulterte meine brandneue, superteure, von meinem eigenen selbst verdienten Geld gekaufte Kamera und dachte nur noch an die armen, zu Hunderten in riesigen Hallen eingequetschten, unglücklichen Hühner.
Bis mir jetzt eben auf dem Weg mitten durch die Stadt der gemeine Tagebuchklau wieder einfällt! Augenblicklich gucke ich Gregory finster an.
»Hoho! Was ist denn los?« Gregory guckt verdattert zurück. »Hast du gerade Blähungen bekommen? So schlimm waren die Marzipanröllchen doch gar nicht!«
Blähungen, pah!
»Hast du vor, noch öfter mein Tagebuch zu lesen?«, frage ich ziemlich giftig zurück.
»Livi! Also echt!« Gregory atmet tief aus und sieht mich vorwurfsvoll an. Dann besinnt er sich eines Besseren. »Es tut mir leid, okay? Ich dachte nicht, dass das so ein Riesending ist!«
» Wie bitte? Du dachtest nicht, dass…«
Doch genau in diesem Moment bleibt mir das Wort im Halse stecken. Denn genau in diesem Moment verliert ein Stückchen vor uns auf der Hauptstraße jemand die Kontrolle über sein Fahrzeug. Das viel zu schnell fahrende Auto fängt ganz merkwürdig zu schleudern an. Quietscht wie blöde. Rammt erst den einen Kantstein, dann den anderen. Und rast plötzlich auf uns zu.
Eine Sekunde später fühle ich einen heftigen Stoß. Keinen Schmerz.
Der Stoß hebt mich in die Luft.
Immer noch kein Schmerz.
Aber ich höre einen dumpfen Schrei neben mir. War das Gregory?
Ich registriere, dass ich fliege, und dann …
… wird alles dunkel.
Malea
Na super, das neue Jahr fängt echt gut an! Aber: Erste James-Bond-Regel: Immer cool bleiben! Zweite James-Bond-Regel: Immer höflich bleiben! Dritte James-Bond-Regel: Nichts anmerken lassen! Absolut gar nichts. Nie. Egal was.
W er hat sich das mit dem platschdoofen Nachmittagsunterricht bloß ausgedacht!
Und jetzt ist auch noch die Heizung ausgefallen und wir bibbern wie blöde um die Wette. Sogar Frau Heinzig da vorne. Obwohl die trotz der Kälte immer noch redet wie die Samstagabend-Lottofee. Möchte wissen, was es da zu lächeln gibt, wenn man von so was Langweiligem wie Karl dem Großen und Pippin dem Kurzen faselt und ab und zu unverständliche Zahlen an die Tafel kritzelt.
Gibt es vielleicht auch Otto den Dickbauch und einen Hannibal den Hungerhaken? Hahaha!
Ach nee, Hannibal war ja so ’n anderer Typ, der irgendwas mit Elefantenreiten in den allerschönsten Skigebieten gemacht hat. Weiß nicht mehr genau, wieso. Aber – ehrlich! – Elefanten im Schnee! Die trampeln doch die ganzen Pisten kaputt! Daran sieht man mal, was Geschichtsunterricht
für ein Unsinn ist. So was ist ja wohl nicht wirklich passiert!
Ich gucke nach draußen und sehe, dass tatsächlich wieder, wie heute Morgen schon, ein paar Flöckchen fallen. Und immer mehr und mehr und mehr … Klasse! Da können Kenny und ich heute Abend vielleicht noch einen Schneemann im Garten bauen.
»Malea?«
Warum lernen wir eigentlich nichts Vernünftiges? Etwas, das man zur Abwechslung WIRKLICH gebrauchen könnte?
Wie man Leute beschattet zum Beispiel (obwohl ich das schon ziemlich gut kann). Oder wie man sich wehrt, wenn einen zwölf muskelbepackte Gorillas mit Maschinengewehren angreifen, und wie man dann alle zwölf auf einmal ohne eigene Kratzer schachmatt setzt. James Bond kann das! Aber über James Bond hat die lächelnde Frau Heinzig noch nie geredet!
»MALEA?«
»Äh, ja?«
»Alles in Ordnung?« Die herzige Frau Heinzig lächelt immer noch.
Wahrscheinlich hat sie sich das Lächeln ins Gesicht operieren lassen und kriegt es nun nicht mehr weg. Arme Frau! Manche Erwachsene machen ja echt total beknackte Sachen, die man als klar denkende Elfjährige nicht für möglich halten würde.
»… möchte ich, dass du dich deswegen bitte nach vorne an die Tafel begibst!«
»Äh, was?«
»Sag mal, hörst du mir eigentlich zu, Malea?«
»NATÜRLICH!« Ich richte mich kerzengerade auf und
schaue Frau Heinzig treu und
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