StasiPolka (German Edition)
davon?“
„Was ärgert Sie so daran? Danko war kein Waisenknabe.“
„Alle meine Zuträger bei der Polizei haben kalte Füße bekommen. Es dauert Monate, bis das wieder normal läuft. Scheiß Geschäft, nur Ihre Schuld.“ Karol neigte offenbar dazu, Ursache und Wirkung zu verwechseln.
„Dieser Lejaune, den ihre Jungens damals umgelegt haben. Wer hat das ang eordnet?“
Er schwieg.
„Kommen Sie Karol. Jedermann weiß, dass ein Russe seine Finger im Spiel hat. Soll ich einen Namen nennen? Terkossow, wie wär´s damit?“
Vincent hörte ihn atmen, aber der Tscheche sagte nichts.
„Na gut. Schauen Sie sich jetzt das Foto an. Meine Telefonnummer haben Sie. Noch eins Karol. Wie es aussieht, hängen Sie und Ihre pubertären Windbeutel an den falschen Rockschößen. Ziemlich böse Leute sind das. Ich bin bei den Guten.“
„Was wollen Sie denn damit sagen?“
„Suchen Sie sich was aus. ‘Bei den Guten lebt man manchmal länger’, zum Beispiel.“
Er schnaufte, sagte aber nichts mehr. Vincent legte auf und bat die strenge Gra uhaarige an der Empfangstheke, das Fax mit dem Bild von Sheilas Mörder für ihn abzusetzen.
Hansson flog Split von Westen an, die tief stehende Sonne im Rücken. Vincent setzte sich in den Sessel des Kopiloten, um mehr von der Gegend zu sehen. Das Meer war ruhig, klare Sicht bis zum Horizont. Zwischen den Inseln das Gewimmel der Boote. Chartersegler mit schlaffem Tuch, hölzerne Ausflugskutter auf dem Heimweg von der Tagestour und die offenen Kähne der Einheimischen, die zum abendlichen Fischfang hinaus fuhren. Von Süden her passierte ein Tragflächenboot mit hohem Tempo Splitski Vrata , die Meerenge zwischen den Inseln Brac und Solta. Vincent verschränkte die Hände im Nacken und atmete durch.
„Eine Menge los da unten“, sagte Hansson, „der Krieg ist wohl vorbei.“
„Fünf Jahre. Aber erst jetzt reisen Deutsche, Engländer und Franzosen wieder hier an die Küste. Zuerst kamen nur Touristen aus dem Ostblock. Die hatten ihre eigenen Lebensmittel dabei, um nicht in Kroatien einkaufen zu müssen. Es gab welche, die fuhren mit massenhaft rohen Hühnereiern im Gepäck.“
Hansson lachte. „Die Einheimischen haben sie wahrscheinlich geliebt.“
„Trotz allem ließen sie viel frisches Geld da. Vorher war dieser Landstrich tot.“
Die Maschine flog jetzt tiefer. Primosten zog unter ihnen weg, dann die lang g ezogene Bucht von Marina, schließlich glänzte schräg voraus Trogir in der Abendsonne, weiter hinten schon das helle Band der Landebahn. Hansson sprach ins Mikro, drosselte die Geschwindigkeit, hantierte an Instrumenten und Ruder und setzte die Maschine zu guter Letzt mit einem festen Ruck auf. Vincent schaute auf die Uhr. Kurz vor sieben.
Sie rollten auf das flache Flughafengebäude zu. Es war nichts los. An der Wes tseite des Parkway standen zwei Militärfrachter und eine kleine Einmotorige. Vincent zählte tausend Dollar ab und reichte sie Hansson hinüber.
„Danke. Allmählich sind Sie reif für unseren Treuerabatt.“
„Ich komme darauf zurück.“
Der Pilot griff nach seinen Papieren und holte Vincents Gepäck aus dem Sta ufach. Sie gingen die paar Meter zum Abfertigungsgebäude zu Fuß. In der geöffneten Glastür wartete ein Mädchen in blauer Uniform. Vincent blickte hoch zur Glasfront der Besucherplattform. Nichts zu erkennen bei diesem Licht. Das Mädchen trat beiseite und ließ sie ein. Hansson schüttelte Vincent die Hand.
„Ich hole mir meine Stempel und fliege zurück. Schönen Urlaub, erholen Sie sich.“ Er sagte das wie eine Frage, wollte noch was erfahren.
„Ja sicher.“ Der Mann war in Ordnung, aber für Vincents Geschmack etwas zu herzlich. Vielleicht sein Geschäftsprinzip, wie bei manchen Verkäufern, die alle Leute gleich duzen. Vincent winkte ihm zu und ging zum Zoll.
In der Ankunftshalle standen ein paar Taxifa hrer beieinander und beäugten eine Gruppe schlanker Frauen, die Sticker und Klemmbretter verschiedener Reiseveranstalter trugen und aufgekratzt miteinander redeten. Offenbar landete heute Abend noch ein Schwung Touristen. Nirgendwo ein vertrautes Gesicht. Was hatte er erwartet, Vincent ging zu Mietwagenschalter.
Leichte Schritte hinter ihm, als er gerade den Vertrag unterschreiben wollte. Dann ihre Arme um seinen Hals, der Duft nach Meer, Kiefern, frischer Luft.
„Oh Vincent“, sie hielt ihn fest umarmt. Der Blonde mit der Spiegelbrille lehnte einige Meter weiter an einer verwaisten Informationstheke.
Was sagt
Weitere Kostenlose Bücher