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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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hätte der Killer beide umgelegt. Ich frage mich nur, warum der Mann so überstürzt abgehauen ist.“
    „Das Warten“, Baranowski trank einen Schluck, „wahrscheinlich hatte er Angst,  jemand kommt zufällig herein und findet ihn neben dem toten Mädchen.“ Er sah Vincent an. „Das ist übrigens Jelena mit ihrem Vater.“
    Vincent stellte die silbergerahmte Fotografie auf den Tisch zurück. Offenbar ein Ferienschnappschuss: schnauzbärtiger Mann an der Pinne des Segelbootes, daneben e ine kleine schwarzhaarige Meerjungfrau, die in die Kamera strahlte. Jelena im Glück.
    Sie saßen zu dritt in einem Raum, der zur Bergseite hinausging. Bücherregale an den Wänden, Schreibtisch mit Computer, eine Couch, zwei Sessel, die Videoanlage, wahrscheinlich zog sich Jelena hierher zum Arbeiten zurück.
    Baranowski war spät erschienen, hatte sich ohne großes Zögern über die Vorspeise und den Fisch hergemacht, Vincents Scheck über die geliehenen sechzigtausend eingesteckt und danach eine Pause vorgeschlagen. Jetzt starrte er auf den Bildschirm, die Flasche mit dem Rotwein neben sich auf dem Boden.
    „Der Killer heißt Jiri Hocek.“ Vincent berichtete ihnen, was Karol herausgefu nden hatte. „Bisher ist er nicht aufgefallen. Laut Karol ein unwichtiger Kleinkrimineller. Ich weiß nicht recht. Mag sein, dass er bei der Warterei in Tires Büro die Nerven verloren hat, aber wie er das hier durchzieht, sieht es ziemlich routiniert aus. Außerdem köderte er Tire vorab mit verschiedenen Anrufen, ziemlich planvoll, finde ich.“
    „Karol hat eh keine Ahnung“, sagte Sergei, „früher war ´s noch schlimmer mit ihm. Der Mann war ´ne Lachnummer, ein kleiner Zuhälter mit einer Handvoll Nutten in Prag. Bis sich dann Anfang der Neunziger die Geschäftemacher aus dem Westen breit machten. Heute nennt er sich Manager“, Sergei verzog das Gesicht, „stundenweise zu kaufen, wie seine Huren. Den Nuttenladen hat er immer noch aber dazu einen Haufen durch geknallter Ostblockbengel, die für ihn die Drecksarbeit erledigen.“
    „Ihr müsst ihn ja kennen“, sagte Vincent, „einer seiner Halbstarken hat Katja umg elegt.“
    „Hör jetzt damit auf“, sagte Baranowski, „das Thema hatten wir zur Genüge. Da gibt es ein wichtigeres Problem. Von Graham fehlt noch jede Spur. Bist du sicher, dass du mir damals alles erzählt hast, was du von ihm weißt?“
    „Sicher bin ich mir nie.“
    „Hör zu Vincent, ich mache keine Witze“, Feodor war gereizt, „wenn du was z urück hältst, wäre das nicht gut für unsere Freundschaft. Meine Leute suchen den Kerl bereits eine Woche und finden nicht einen Hinweis. So gut ist kein Amateur, wenn er keine Hilfe hat.“
    „Dazu braucht es nicht viel.“ Sergei gab Kontra. „Wenn er sich still verhält, kann er ein ganzes Jahr abgetaucht bleiben, im Sommer die Adria, im Winter Val d´Isere – wer soll ihn fi nden, wenn er alle drei Wochen zwei Dörfer weiter zieht?“
    „Leute mit etwas Grips hätten ihn längst“, Feodor biss zurück.
    „Wo du Recht hast, hast du Recht.“ Jetzt wurde auch Sergei hitzig. „Ich denke, du brauchst schlauere Mitarbeiter! Sollen wir eine Stellenanzeige schalten?“
    „Womöglich tausche ich besser mein Management aus.“
    Das reichte jetzt. Diese Russen neigten dazu, sich in so was hinein zu steigern, bis die Fäuste flogen. „Was wollt ihr eigentlich mit Graham anstellen, wenn ihr ihn habt?“ fragte Vincent.
    Baranowski schloss die Augen, kniff die Lippen zusammen. Sie schwiegen eine Weile.
    „Vielleicht solltet ihr euch darauf einrichten, dass außer Terkossow und diesen Floridagaunern noch andere Leute im Spiel sind“, sagte Vincent, „zum Beispiel deutsche Geheimdienstler, natürlich Arm in Arm mit ihren amerikanischen Kollegen. Zumindest wissen sie genau Bescheid über Haussers Schatz.“
    Das brachte beide wieder hoch, eitel, wie sie waren. „Wer hat dir diesen Unsinn rein g erieben“, fragte Sergei.
    „Wer schon? Die Behörde natürlich.“ Vincent erzählte ihnen von Kellers aben dlichem Besuch.
    Baranowski hielt es nicht mehr, er sprang auf, riss an der Zimmertür, knallte sie wieder zu, kickte seinen Stuhl durch den Raum. „Verfluchte Scheiße, alles u msonst.“
    „Du übertreibst Feodor“, Vincent hob die umgekippte Weinflasche auf und schob ihm seinen Stuhl vor die Füße, „die Sache hat auch ihr Gutes.“
    „Was soll daran gut sein?“
    „Hast du wirklich geglaubt, du könntest die Millionen einfach so einsacken? Denk mal

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