StasiPolka (German Edition)
von königlichen Empfängen in den Sinn, bei denen der Prinzgemahl unfrohen Gesichts einen halben Meter hinter seiner Chefin her trottet.
„Worum geht es bei dieser Tagung eigentlich?“, fragte er im Aufzug.
„Südafrika. Wir sammeln Geld für die Aidsbekämpfung, für Schulprojekte, Kinderkrippen und so weiter.“ Sie sagte das leicht dahin, wollte nicht weiter darauf eingehen.
Und über OVID erledigt sie die delikateren Dinge, dachte er.
Vincent legte das Besteck beiseite.
„Na, hatte ich Recht?“, fragte sie.
„Kann man wohl sagen.“ Er wischte sich den Mund ab und trank einen Schluck Wein. Er hatte erst gemerkt, wie hungrig er war, als ihm der Duft des frisch gegrillten Steaks in die Nase stieg.
„So mein Lieber, jetzt legen Sie mal los. Bei welcher Schlägerei haben Sie sich das dicke Ohr eingefangen?“
Vincent vertraute ihr mehr, als jedem Anderen in diesem Spiel. Was sollte er a lso lang drum herum reden. „Ich bin mit Simon Peters aneinander geraten.“
Sie zog die Stirn kraus. „Müsste ich den Namen kennen?“
„Er hat mein erstes Treffen mit Ihnen herbeigeführt. Sagte, er komme im Auftrag von OVID, eine Art Anwerber. In Brüssel nannte er sich Sandy Pipe. Auf jeden Fall ist er Anwalt.“
Auch der Name Pipe sagte ihr offenbar nichts. „Damals erhielt ich von der CIA den Hinweis, es gebe da einen guten Mann ohne vernünftige Arbeit. Folglich wollte ich Sie kennen lernen. Alles Weitere hat Gene erledigt.“
„Tunsky hat das erste Treffen mit mir organisiert?“
Sie zuckte die Schultern. „Natürlich. Das war Routine. Er hat eine Menge Kontakte und vergibt in solchen Fällen Aufträge an Leute, die er für geeignet hält.“
„Haben Sie mal von Clayton Globalbrokers gehört. Sitzen in Florida. Simon P eters hat für sie gearbeitet.“
„Was soll das für eine Firma sein?“
„Eine Kapitalsammelstelle, vielleicht zur Steuerhinterziehung. Auf dem Chefsessel thront ein Popanz namens Horace Trent.“
Sie brach in Lachen aus. „Tricky Trent? Hier in den Staaten? Ich dachte, er steckt irgendwo am Amazonas. Sieht er immer noch aus wie ein pensionierter Bunde srichter?“
„Inzwischen hat er es mit dem Blutdruck. Wird leicht nervös.“
„Kann ich mir denken“, sagte sie, „er stand in Michigan zwei Mal vor Gericht wegen Anlagebetrugs; hat sich da herausgewunden. Ein schlimmer Finger.“
„Peters und Trent sind ganz enge Kumpels. Simon Peters hat mich zu OVID g eholt. Den Auftrag dazu hatte er von Tunsky.“
Weg war die gute Laune. „Worauf wollen Sie hinaus Vincent. Ich weiß, dass Sie mit Gene nicht gut können. Aber kann die Verbindung zu den Leuten in Florida nicht Zufall sein?“
Das glaubte sie selbst nicht, er sah es ihr an. „Der gute Gene kocht vielleicht n ebenher ein eigenes Süppchen. Aber das soll er Ihnen und dem Sicherheitschef bei OVID bei Gelegenheit selbst erklären. Wollen Sie wissen, was mich die letzten zehn Tage um getrieben hat. Unter anderem bin ich plötzlich Papa geworden.“
Sie schaute überrascht. „Sohn oder Tochter?“
„Eine hübsche Tochter. Wenn sie die nächsten Wochen überlebt, will sie unbedingt in England studieren.“ Jetzt hatte er Patricia Grell am Haken. Er beschränkte sich auf das Wesentliche, die Anschläge, die Hinweise auf Clayton, ließ Details über die Russen weg, sparte Fabian, Warschau, Teichmann und Nigel aus, bbeschrieb ihr den Besuch bei Trent und das Massaker in den Glades. Sie schüttelte hin und wieder den Kopf, unterbrach ihn aber nicht.
„Ic h habe es satt, weiter Hase und Igel zu spielen“, sagte Vincent, „ständig weg zu laufen, damit Rea nicht auch noch drauf geht. Deshalb kam ich nach Florida und bin jetzt hier bei Ihnen. Dieser Peters hatte Hintermänner, und damit meine ich nicht den aufgeblasenen Horace Trent. Früher oder später werde ich herausfinden, wer noch dahinter steckt.“
Sie kam seiner nächsten Frage zuvor. „Gene hat mir nichts von dem Telefonat mit Ihnen erzählt. Er sagte nur, Sie hätten einige Tage frei genommen.“
„Was war mit diesem dringenden Job in Rumänien?“
„Das hat sich von selbst erledigt. Unsere Quelle erwies sich als unzuverlässig.“
„Das behauptet wer?“
Sie schaute ihn an. „Gene hat es Ihnen angetan, nicht wahr? Ich lasse ihn übe rprüfen, aber ich bin mir ziemlich sicher, Sie täuschen sich in ihm. Er ist ein Hundertprozentiger, wie alle Konvertiten.“ Das klang leicht abschätzig.
„Und Sie waren die Katechetin, die ihn ins Taufbecken
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