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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Kalkstein. Dann ein Stellplatz, groß genug für vier Wagen. Violette Glyzinie, Efeu und Wein quollen zwischen Stein und Balken hervor.
    Sie stiegen aus, Wärme und das Sägen der Grillen hüllten sie ein. Rea nahm Vincents Arm. Ein paar Treppenstufen, dann leuchtete durch den schattigen Dschungel hindurch die weiß gekalkte Wand eines Hauses auf. Vincent überlegte noch, wie viele Männer es brauchte, diesen Platz gegen einen ernsthaften Angreifer zu sichern, als sie hinaus in das Licht der Terrasse traten. Da war sie, diesmal weißes Leinen, Haar und Schultern schimmerten dunkel in der Aben dsonne. Vincent setzte die Reisetasche ab.
    „Schau dir an, wie er aussieht“, sagte Rea, sie gab seinen Arm nicht frei, „er macht Dummheiten, wenn er allein unterwegs ist.“
    Jelena kam einen Schritt auf ihn zu, in ihren Augen lag etwas. Mehr als Neugier oder Freude. „Ein Unfall?“, fragte sie.
    „So ähnlich“, sagte Vincent. Sergei und Baranowski hatten möglicherweise den Mund gehalten. Vielleicht wusste sie aber auch Bescheid. Er gab ihr die Hand und blickte hinüber zu einer stämmigen Alten, die gerade dabei war, einen stabilen Holztisch, nahe der Terrassenbrüstung für das Abendessen herzurichten.
    Jenseits des Geländers ging der Blick weit nach Westen über die Berge von Peljesac hinweg, die in durchsichtigem Blau vor dem rötlichen Abendhimmel schwebten. In klaren Nächten und mit einem guten Glas entdeckte man wahrscheinlich die Leuchtzeichen von Ancona am Horizont. Besser, er hielt Abstand von Jelena, dies war ein Platz zum Sesshaftwerden.
    „Ruza könnte sich mal Ihr Ohr anschauen“, Jelena wies auf die Frau am Tisch, „sie hilft Kindern auf die Welt. Hier in der Gegend schwört man auf ihre Hausmittel.“
    Vincent klopfte sich auf den Bauch. „Vielleicht erst ein Drink und dann die Hebamme?“ Jelenas Augen funkelten.
    Sie gingen hin über zum Tisch. Vincent setzte sich so, dass er auf das Meer hinaus sehen konnte. Die Alte goss Weißwein ein. Er nahm einen Schluck. Eiskalt, grüner Apfel. Er streckte seine Beine aus. Rea und Jelena hatten sich ihm gegenüber an die Brüstung gelehnt und sahen zu.
    „Wann wird Feodor erscheinen?“, fragte er.
    Jelena sah auf die Uhr. „Gegen zehn, in einer halben Stunde. Er bringt den Narkosefachmann mit.“
    „Wir sollten Schwesternhäubchen tragen“, meinte Rea, die offenbar einiges von Katja gelernt hatte.
    „Nur, wenn er in seinem weißen Kittel kommt.“ Das war Jelena. Eigentlich sollte sie mit Sergeis Macken vertraut sein. Vincent fragte sich, welche Nummer sie während der letzten fünf Tage gegenüber Rea abgezogen hatte.
    Als er zum Weinglas griff, vibrierte sein Handy.
    „Der Mann heißt Jiri, Jiri Hocek“, sagte Karol. „Seine Mutter hat einen kleinen Bauernhof in der Nähe von Brno. Er war früher bei der Armee, arbeitet jetzt freiberuflich, als Dolmetscher, Leibwächter, was weiß ich. Meine Jungens kennen ihn. Zwei sind zu seiner Mutter unterwegs, falls er sich dort versteckt. Der geht uns nicht durch die Lappen, wenn er hier im Lande ist.“
    Reas Augen wurden groß, als Vincent ins Russische wechselte. „Gut, aber wenn ihr ihn habt, legt ihn auf Eis. Ohne größere Druckstellen, ist das klar?“
    „Aber wenn er Danko erledigt hat?“ Klar, Karol wollte seinen Halbstarken zeigen, dass er die Dinge im Griff hatte.
    „Wenn er erzählt hat, was er weiß, bekommt ihr ihn sauber verpackt und portofrei. Hören Sie zu, Karol. Die Sache ist viel zu groß für Sie. Wenn Sie es klug anstellen, gewinnen Sie neue Freunde, neue Beschützer. Sie arbeiten dann für die bessere Seite. Mehr Geld ist sicher auch drin.“
    „Ich hab genug Freunde“, er hatte noch nicht kapiert.
    „Irrtum, mein Freund. Ihr jetziger Patron ist erledigt, das habe ich Ihnen doch schon in München erklärt. Sie sollten sehen, dass Sie nicht beim Abfall landen, wenn der große Hausputz beginnt.“
    „Ist ja noch gar nicht sicher, dass wir Hocek finden“, schwenkte er um.
    „Nur für den Fall“, sagte Vincent, „in einer halben Stunde gebe ich Ihren Namen weiter, es wird nicht lange dauern, bis man vor Ihrer Tür steht.“
    „Wenn Sie meinen.“
    „Bleiben Sie brav Karol.“ Vincent legte auf.
    „Was war denn das jetzt“, fragte Rea.
    „Es ging nur um böhmische Dörfer“, sagte Vincent. Der Wein in seinem Glas war mittlerweile zu warm.

33
     
    „Sheila war sowieso geliefert“, sagte Sergei, „wäre dein Schnüfflerfreund früher ins B üro zurück gekommen,

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