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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Vincent hörte, wie Tunsky scharf einatmete, als er seine Stimme erkannte.
    „Nett, dass es Sie noch gibt.“ Allein diese Fistelstimme.
    „Könnte ich umgekehrt nur das Gleiche sagen.“
    Er steckte das weg. „Pat hat Ihnen wahrscheinlich schon gesagt, dass ich nach Europa komme.“ Vincent stellte sich vor, wie erfreut Patricia Grell reagieren würde, wenn Tunsky sie Pat nannte. Er wartete.
    „Wann treffe ich Sie?“
    „In einer Woche. Wenn alles klappt.
    „Vincent. Sie machen Witze. Vergessen Sie Ihr Techtelmechtel.
    „Wovon reden Sie?“
    „Ihre Flamme aus Ostdeutschland. Sie sollten sie nach Hause schicken.“
    Vincent war verblüfft. Die Russen hatten also Tunsky angerufen, woher wusste er sonst von Katja? „Es klingt, als hätten Sie zu lange in Ihrer Comicsammlung geblä ttert“, sagte er. „Haben Ihre blonden Bubis aus der Muskelbude Betriebsferien?“
    Beleidigungen steckte Tunsky weg, wie nur was. „Sie sollen in Rumänien e inen Mann treffen. Kaufverhandlungen. Das Ganze dauert nicht länger, als zwei, drei Tage. Danach können Sie bei ihrer Schlampe wieder den Hengst machen.“
    „Wie heißt der Kontakt in Rumänien?“
    „Das erfahren Sie, wenn wir uns sehen.“
    „In einer Woche also.“
    „Verdammt, Vincent.“
    „Moment mal, Eugene. Ich rufe Sie an, weil Patricia Grell mich darum gebeten hat; nur um zu wissen, was anliegt. Sie haben nichts Besseres zu tun, als sich krauses Zeug über einen Job in Rumänien aus den Fingern zu saugen und dichten mir dann auch noch eine Weiberaffäre an. Was ist los mein Lieber, sind Sie scharf auf mich?“
    Mal sehen, ob er ihn dazu bringen konnte, was Dummes zu sagen.
    „ Tunsky, warum nur sind Typen wie Sie ausgerechnet auf Frauen eifersüchtig? Entspannen Sie sich mal einen Tag auf Mykonos, wenn Sie schon in Griechenland sind. Dort gibt es haufenweise nette Freunde.“ Was Nigel wohl sagen würde, wenn mich hören könnte, dachte Vincent.
    „Wo auch immer Sie stecken, Sie ostdeutscher Scheißkerl“, es klang schrill, „ich weiß, was abläuft. Der Tröster der Strohwitwen hat seinen großen Auftritt. Sie pennen mit einer Stasikrähe, deren Mann sich verpisst hat. Wenn sie es noch lange genug . . .“ Er verstummte abrupt.
    „Nur weiter, ich höre zu“, sagte Vincent. Tunsky blieb stumm.
    „Viel Spaß in Europa, Eugene.“ Vincent legte auf.
    Soweit also Tunsky. Warum hatte er seiner Chefin nichts von Katja erzählt? Offenbar wird es Zeit, Feinde und Freunde neu zu sortieren, dachte Vincent. Die Situation konnte im Nu außer Kontrolle geraten. Und er war nicht unbedingt ein Ausbund an Flexibilität, mit einer frisch adoptierten Tochter und ihrer halbtoten Mutter im Schlepptau.
    Hausser hatte das Geld jahrelang sicher verwahrt, soviel stand fest. Graham war mit Hausser in letzter Zeit dicke gewesen, und jetzt waren beide verschwunden. Die Russen verm uteten die Millionen bei Graham und würden sein Umfeld weiter unter Druck setzen, bis sie ihn fanden.
    Teichmann hatte Katja und Vincent zwar geholfen, war aber auch ein alter Spezi von Hausser. Kaum einzuordnen. Und Tunsky? Er war drauf und dran gewesen, sich zu verplappern , soweit es Katja betraf. Was wusste er? Was tat er in Florida?
    Wusste Patricia Grell, was ihr anaboler Knecht so nebe nher trieb?
    Vincent schaute sich um. Hier auf dem Heldenplatz würde er die Antworten nicht finden. Es war jetzt überfäl lig, mal bei Familie Hausser vorbei zu schauen.

16
     
    Das überhängende Dach von Haussers Garage warf genügend Schatten, um Vi ncent vor möglichen Wachen zu verbergen. Ihm stieg der Moder von Gartenabfällen in die Nase, die hinter dem Schuppen verfaulten. Er hockte im feuchten Gras und suchte nach einem Weg, um unbemerkt in das Haus einzudringen.
    Parterre Ve rsailles, erste Etage Neapel, hätte Katja über die Rückseite der Villa gelästert. Hohe französische Fenstertüren führten auf eine Terrasse, die rechts und links von einer niedrigen Steinbrüstung begrenzt wurde. Auf den Stufen zum Garten hinunter standen italienische Pflanzkübel mit Buchsbaum und Lorbeer. Im ersten Stock ebenfalls Fenstertüren, davor kleine Balkone mit Geländern aus verschnörkeltem Schmiedeeisen.
    Zumindest auf der Gartenseite hatte Hausser Geld für die Sicherheit ausgegeben. Im Efeu der Hauswand steckten zwei schwarze Halogenstr ahler, oberhalb der Fenster Bewegungsmelder. Heruntergekommen, wie alles hier aussah, funktionierte vielleicht nichts, aber darauf ließ er es lieber nicht ankommen. Im

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