StasiPolka (German Edition)
Italien.“
Sein Blick gab Vincent zu verstehen, dass jemand neben der Spur sein musste, wenn er sein Kind so nannte. Wahrscheinlich hieß der Sohn einfach Arnold und hatte seinen alten deutschen Namen etwas aufgepeppt.
„Wie hast du die Frau erkannt? Gibt es ein Foto?“
Er wurde unruhig. Seine Augen wanderten die Zimmerdecke entlang und bli eben schließlich wieder an der Pistole hängen. Mit der Linken kratzte er sich nervös den nackten Fuß. „Sie haben mir in Prag ein Bild von ihr gezeigt.“
Das war eine Lüge. Vincent nahm die Pistole und stand auf. „Du machst es dir selbst schwer, Danko.“
Er ging einen Schritt zur Seite und zielte auf den rechten Fußknöchel des Jungen. Der streckte abwehrend die Arme aus. „Ist ja gut, Mann. Da in meiner Jacke.“ Er deutete auf die Lederjacke, die über der Stuhllehne hing.
Die Fotos steckten in einem schmutzigen Briefumschlag . Katja stand vor einem neutralen Hintergrund und schaute auf einen Gegenstand rechts oberhalb der Kamera. Sie war ungeschminkt, ihr Haar länger als heute. Ein älteres Bild, aber gut genug, um sie durch ein Zielfernrohr wieder zu erkennen.
Graham hatten sie beim Verlassen eines Taxis fotografiert. Das Bild war körnig, als sei der Ausschnitt stark vergrö ßert worden. Im Wintermantel mit Aktenkoffer. Wann und wo sie ihn geknipst hatten, ließ sich nicht ausmachen.
Hausser war eindeutig unten auf der rückwärtigen Terrasse fotografiert worden. Er saß auf einem Gartenstuhl, hemdsärmelig, die Zeitung auf dem Schoß, die Lesebrille auf die Glatze geschoben. Opa entspannt sich bei der Mittagslektüre. Er lächelte, aber seine Augen blickten kalt und prüfend. Dreißig Jahre Tarnung legt man nicht mehr ab.
Vincents Foto stammte aus einer längst beerdigten Führungsakte. Nicht, dass er nicht zu erkennen gewesen wäre. Aber warum hatte man nicht gleich einen Schnappschuss von seiner Jugendweihe ausgewählt.
Das letzte Bild zeigte einen dicklichen jungen Mann in dunkelblauem Zweire iher mit Einstecktuch. Trotz des Versuchs, sein Gesicht mit einem Schnurrbart markanter zu machen, sah er aus, wie ein Schuljunge, der bei der Aufstellung der Fußballmannschaft darauf hofft, nicht als Letzter eingeteilt zu werden.
Vincent hielt das Bild hoch. „Wer ist das?“
„Grahams Assistent.“
„Den ihr in Brno flambiert habt?“
„Ich war nicht dabei.“ Es fiel ihm nicht leicht, das Bedauern darüber zu verbergen. Von dem Coup würden seine Blutsbrüder noch lange schwärmen.
Vincent zog das Gewehr aus dem Futteral. Eine Galil Sniper, Kaliber 7,62, die Schulte rstütze geklappt. Leicht und handlich. Volles Magazin. Wie kam der Bursche an so ein Scharfschützengewehr? Danko kam Vincents Frage zuvor.
„Gehört mir nicht. Das haben sie mir hier in Wien gegeben.“
„Wer?“
Er zuckte die Schultern. „Sie haben mich mit dem Auto von Prag zu einer Pens ion draußen in Gerasdorf gebracht. Morgens kam ein Mann und gab mir das Paket mit der Waffe. Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen. Das läuft immer so, wenn ich im Ausland arbeite.“ Jetzt mimte er den Hitman. Das mit dem kleinen Rädchen im Getriebe von vorhin hatte er schon wieder vergessen.
„Wie wirst du das Ding wieder los?“
„Schließfach im Südbahnhof. Den Schlüssel nehme ich mit nach Prag und gebe ihn dem Chef.“
Vincent ließ es dabei. „Was ist mit ihm, Danko?“ Er hielt Haussers Foto hoch.
„War schon weg, als ich kam. Die Alte soll deswegen ziemlich fertig mit den Nerven sein. Arno hasst den Mann, weil er nicht für seine Schulden gerade steht. Er ist sicher, dass sein Stiefvater und dieser Belgier zusammen abgehauen sind. Hausser hat eine Freundin in Ungarn. Sie weiß nicht, wo er steckt, das haben unsere Leute schon überprüft. Niemand hat eine Ahnung, wohin die beiden verschwunden sind.“
„Was ist, wenn einer auftauchen sollte?“
Er zuckte die Schultern. „Auf keinen Fall umpusten, aber so lange fest an die Kette legen, bis unsere Leute ihn übernehmen.
Vincent zeigte ihm das Bild des Jünglings, der er mal gewesen war. „Was ist damit.“
„Sie sind etwas älter geworden.“ Er blickte Vincent schief von unten an. „Wenn Sie auftauchen, soll ich Karol anrufen. Mehr nicht. Jemand in Russland beschützt Sie.“
„Schon mal was von einem Amerikaner gehört, der Tunsky heißt?“
Er schaute verständnislos. „Wer soll das sein?“
„ Gregor Teichmann? Simon Peters? Alex Primnik?“
Danko schüttelte den Kopf. Es schien aufrichtig zu sein. Er
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