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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Absperrung des Tatorts entlang. Zwei Polizisten waren dabei, die Fläche rund um den Baum abzusuchen, hinter den Katja in Deckung gekrochen war.
    „Was für ein sinnloses Verbrechen.“ Je dümmer Vincent sich stellte, um so be sser. Der Polizist sagte nichts, aber sein Misstrauen war mit den Händen zu greifen. „Ich brauche erst mal einen Schnaps“, legte Vincent nach.
    Das kühlte den Jungen ein wenig ab. „Ruhen Sie sich jetzt aus. Ich sage Ihnen, solche Leute schnappen wir schnell.“
    Zum Glück sprang Vincents Wagen sofort an. Bloß weg, bevor er anfing, durchzudrehen. Von wegen - solche Leute schnappen wir schnell. Die letzte halbe Stunde hatte er genug Zeit gehabt, seine bodenlose Dummheit zu verfluchen. Es gab nur einen Ort, von dem aus ein Schütze Katja in diesem Winkel treffen konnte. Und das war der Dachstuhl von Haussers Villa.
     
    Autofahren hatte Vincent schon immer entspannt. Er rollte die A 2 in Richtung Wien und versuchte, klar im Kopf zu werden. Bei seinem Anruf im Krankenhaus war er nicht viel klüger geworden. Die Ärzte hatten Katja eine Stunde lang operiert. Jetzt lag sie auf der Intensivstation und war für die nächsten zwölf Stunden auf keinen Fall ansprechbar. „Schwere innere Verletzungen und hoher Blutverlust. Das war eine großkalibrige Waffe.“ Der Arzt am Telefon blieb vage. „Es geht ihr den Umständen entsprechend. Sind Sie ein Verwandter?“
    „Ich habe sie gefunden.“, sagte Vincent und legte auf.
    Um ihn herum floss der Verkehr. Was für ein Chaos. Vor einer Woche noch war er ein wohlhabender Teilzeitspion, der arbeitete, wenn er Lust dazu hatte, und im Übrigen mit seinem Boot spielte. Jetzt steckte er mitten in einer osteuropäischen Räubergeschichte, hatte eine schwer verletzte Sandkastenliebe am Hals und war unvermittelt leiblicher Vater einer Achtzehnjährigen geworden.
    Katja, du Verrückte. Warum hast du ´82 nicht erzählt, dass du schwanger bist. Wir hä tten doch zusammen die Sache ins Lot bringen können.
    Halt, bevor er sich in S entimentalitäten verlor. Nichts wäre zwischen ihm und Katja anders gelaufen. Er sollte für Jahre in den Westen. So oder so. Das war sein Beruf. Und Katja war Realistin. Sie wollte dieses Kind haben, ihn vielleicht nicht so unbedingt. Wer weiß, ohne die Krise mit Graham, wäre er Urgroßvater geworden, ohne es je zu wissen. Vincents Zorn kühlte ab. Es wurde Zeit, auf Angriff umzuschalten.
    Zurück im Hotel, gab er die Wagenschlüssel ab, brachte das Schlafzimmer in Unor dnung, zog sich um und packte. Katjas kleiner Reisebeutel passte bequem in seine lederne Schultertasche. Die Pistole steckte in seiner Jacke, das flache Kampfmesser in einer Lederscheide am linken Unterschenkel. Es war ihm zuwider, hier einen Krieg anzufangen, aber Katja war halb tot, und es war keinesfalls sicher, dass man ihn verschonen würde. Er hing das Nicht-Stören Schild an den Türknauf und ging den leeren Flur entlang zum Lift. In der Halle war der übliche Nachmittagsbetrieb. Araberfamilien in Landestracht, die offenbar nichts mit sich anzufangen wussten, und herausgeputzte Personalberater mit ihren nervösen Kandidaten. Kein Mensch nahm Notiz von ihm, als er das Haus verließ. Bis morgen früh würde sich hoffentlich niemand darum scheren, ob die Räume noch belegt waren.
    Die Luft wurde kühler und das Tageslicht passte eher zu einem Novembertag. Vincent ging an den Taxen vorbei in den Stadtpark, der fast menschenleer war. Nur e inige Rentner mit herunter gezogenen Mundwinkeln trotteten lustlos hinter ihren Hunden über die verlassenen Wege. Die Liebespaare hatten sich in die Cafes verzogen. Er ging quer durch den Park auf das Johann Strauß Denkmal zu und holte sein Handy hervor. Sergei war sofort in der Leitung.
    „Sag Baranowski, dass ich Terkossow umbringen werde. Sag es auch Terkossow, wenn du willst. Sag Baranowski, er soll mir nicht in die Quere kommen, sonst wird er irgendwann auf einer Handgranate sitzen. Sag ihnen, dass ich als erstes Fabian die Eier abschneide. Sag diesen Balalaikaspielern, dass ich die Schnauze voll habe.“
    „Moment mal Vincent“.
    „Du kannst mir auch gestohlen bleiben.“  Es schien ratsam, heute bei Sergei etwas dicker aufzutragen.
    „Mal langsam. Was ist passiert?“ Jetzt klang er besorgt.
    „Sie haben Katja erwischt.“
    „Ist sie tot?“
    „Fast.“
    „Komm Vincent, du wusstest Bescheid. Sie sind hinter diesem Graham her und machen so lange Druck, bis sie ihn oder das Geld haben. Das war dir doch

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