Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
Vom Netzwerk:
Vincent schloss die Tür, knipste das Licht an und zog dem Mann die Bettdecke weg.
    „He, was soll das?“ Wenn er erschrocken war, zeigte er es nicht. Er mochte fünfun dzwanzig sein, hatte dunkles Haar, einen Dreitagebart und war gut in Form.
    „Wirf das Kopfkissen auf den Boden und setz´ dich mit dem Rücken an die Wand.“ Vincent zeigte ihm die Pistole.
    „Mann, was wollen Sie von mir? Kommen hier einfach herein und fuchteln mit der Waffe herum. Hab ich Ihnen was getan?“ Singsang mit tschechischen Wurzeln. Er nahm Vincent nicht ernst, das war klar. Früher oder später würde er es versuchen.
    „Ich bin müde Junge. Wirf das Kissen auf den Boden.“ Vincent ließ die Waffe sinken und drehte sich etwas zur Seite, um die Sache abzukürzen.
    Der Bursche nahm die Einladung an, war aber zu dumm, an die Dachschräge zu denken, unter der er lag. Als er gebückt auf ihn zustürzte schlug Vincent ihm die Wa lther in den Nacken. Er fiel zu Boden und schnappte nach Luft. Vincent drehte ihn um und schlug ihm die Pistole quer über das Gesicht. Es knackte. Vincent trat zurück.
    „So, das haben wir hinter uns. Jetzt wirf das Kissen auf den Boden.“
    Er kroch zum Bett zurück und schob das Kissen hinunter. Keine Waffe zu sehen. Mit Sicherheit gab es irgendwo ein Messer, eine Pistole sowieso, aber das war nicht so wichtig. Vincent warf ihm ein Handtuch zu, das über dem Fußende des Bettes hing.
    „ Mann, sind Sie total bescheuert? Sie haben mir die Nase gebrochen.“ Er drückte das Handtuch an sein blutigs Gesicht und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Seine Augen waren schwarz.
    „Wenn du noch nicht genug hast, schneide ich dir ein Ohr ab.“ Was für einen Quatsch erzählte er da, aber der Bursche schien ein Typ zu sein, der auf so was abfuhr. Ein Schläger, der tagsüber vorm Cafe hing und jeden zweiten Satz mit «Mann» eröffnete. Merkwürdig, wie Vincent die Wut verließ, als er ihn jetzt in den Fingern hatte.
    „Ich weiß überhaupt nicht, was Sie wollen.“ Das klang schon ruhiger.
    „Warum hast du auf sie geschossen?“
    „Wovon reden Sie?“ Er lehnte an der Wand und versuchte es mit einem Blick ins Leere. Ihm dämmerte bereits, dass er verloren hatte. Wenn er erst mal mit dem R eden begann, würde er das Wasser nicht halten können. Vincent nickte zum Gewehr hinüber, das auf dem Schreibtisch lag.
    „Warum hast du auf sie geschossen? Du hast zwei Möglichkeiten. Du kannst s ofort reden, dann lasse ich Dich leben, oder du kannst es in die Länge ziehen. Dann lasse ich dich auch leben, aber du wirst dir wünschen, du wärst tot. Ich habe Zeit.“
    Vincent kam sich vor, wie der Nebendarsteller eines Mafiafilms. Aber die A ugen des Jungen wurden größer.
    „Damit du weißt, worauf ich hinaus will“, sagte Vincent und setzte sich auf den Schreibtischstuhl, „ich will wissen, wer dir den Auftrag gegeben hat. Wohe r kommst du?“ Wahrscheinlich folgte jetzt das Rührstück vom kleinen Rädchen im Getriebe, das zu seiner Tat gepresst wurde.
    „Ich hab nichts gegen die Frau, ich kenne sie nicht mal. Die haben mich dazu gezwungen.“ Na also. Vincent merkte, wie eine leise Wut wieder hoch kam.
    „Wie heißt du?“
    „Danko.“
    „Hör zu Danko.“ Vincent legte die Pistole auf den Schreibtisch. “Du solltest mir jetzt keinen Unsinn erzählen. Ich weiß, dass sie dich auf die Frau angesetzt haben. Ein paar von euch haben schon einen Mann in Brno umgelegt. In Warschau haben sie auch was versucht. Alles die gleiche Geschichte. Ihr seid hinter einem Mann aus Brüssel her und legt alle um, zu denen er eine Verbindung haben könnte. Also wer steckt dahi nter?“
    Wahrscheinlich überlegte Danko jetzt, wie er da am besten heraus kam. Vincent ließ ihm Zeit. Er würde reden.
    „Die Jobs verteilt mein Chef in Prag.“ Endlich. „Karol. Er erledigt Aufträge für die Russen, mehr weiß ich auch nicht.“
    „Wie lange sitzt du hier schon im Haus?“
    „Fünf Tage.“
    „Wieso haben sie dich hereingelassen?“
    Er blickte auf die Pistole. „Schöne Waffe. Ist das die 21?“ Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er es noch mal versuchen. Vincent sagte nichts. Danko seufzte.
    „Sie haben den Sohn in der Hand. Der Kleine hat Spielschulden und auch sonst Dreck am Stecken. Er hat seiner Alten erklärt, ich sei ein Freund von der Uni in Prag. Sie checkt das nicht und frisst ihm sowieso aus der Hand. Tagsüber bleibe ich hier oben, Arno bringt mir was zum Essen. Arno, so heißt ein Fluss in

Weitere Kostenlose Bücher