StasiPolka (German Edition)
sein?“ Das war ziemlich clever für den Anfang.
„Schon gut. Ich weiß, dass Sie Rea beschützen. Nigel hält große Stücke auf Sie. Von ihm habe ich diese Telefonnummer.“
„Nigel neigt zum Leichtsinn.“ Sie lenkte ein. „Rea hat mir von Ihnen erzählt. Sie sind dieser Kubaner, nicht wahr? Warten Sie einen Moment.“ Kubaner war nicht übel. Irgendwann würde Juliane ihn bitten, Hasta Siempre zu singen.
„Vincent, bist du es?“ Rea war außer Atem, als sei sie gerannt.
„Hallo Rea. Schön deine Stimme zu hören. Wie geht es?“ Er hatte keine A hnung, wie er es ihr schonend beibringen sollte.
Es erübrigte sich, weiter darüber nachzudenken. Sie spürte das Unheil bereits. „Was ist passiert? Wo ist Mama?“
„Katja ist angeschossen worden. Sie liegt im Krankenhaus.“ Vincent verwünschte seine Plumpheit.
„Oh nein. Nein! Nicht das. Nicht Mama.“ Sie begann zu schluchzen. „Ist es schlimm?“
Ihm wurde leicht übel. „Die Ärzte kümmern sich um sie. Sie ist in besten Händen.“
Jetzt weinte sie laut. „Vincent, warum schießen die auf Mama? Sie hat niema ndem etwas getan?“ Sie war fassungslos. „Hängt das mit Graham zusammen? Wo ist sie jetzt? Ich bin morgen früh da.“
„Langsam Rea. Du bleibst in Deckung. Das ist ein Befehl von Katja.“ Genial, wie er seine neue Vaterrolle auszufüllen begann. Er lieh sich Autorität von einer Frau, die durch Apparate am Leben gehalten wurde. „Sie hat Angst, dass dir auch was pa ssiert.“
„So ein Unsinn.“ Sie schniefte.
„Kein Unsinn. Zurzeit ist es zu gefährlich. Ich kümmere mich um die Dinge hier. Sobald es geht, hole ich dich, und wir bringen Katja nach Hause. Es wird schon wieder.“ Mann, was redete er da.
„Wann rufst du wieder an?“ Sie klang nicht überzeugt, war aber etwas ruhiger. Im Hi ntergrund hörte er Juliane murmeln.
„Morgen auf jeden Fall. Spätestens nachmittags.“
„Vincent?“ Was wollte sie jetzt noch? „Gib Mama einen Kuss von mir und drück´ sie ganz fest.“ Sie fing wieder an zu weinen. „Sag ihr, dass ich sie liebe. Und pass auf, dass dir nicht auch noch was passiert.“ Seine Tochter!
„Wird gemacht.“
„Mama findet dich ganz toll.“
„Ich sie auch. Bis morgen dann.“
So, das war geschafft.
Blieb ihm noch, sich endlich bei Patricia Grell zu melden. Es dauerte einige Minuten, bis er zu ihr durch gestellt wurde. In ihrer Stimme klang ein Lächeln mit.
„Vincent, wie geht es Ihnen?“
„Gut.“
„Schön, dass Sie sich melden. Wo stecken Sie nur?“
„Ich war ein paar Tage privat unterwegs. Nichts Wichtiges.“
„Privat?“ Sie klang jetzt amüsiert. „Ging es etwa um eine Frau?“
Die Grell war offenbar Hellseherin, wenn auch in die falsche Richtung. Die Russen hatten sie auf jeden Fall nicht angerufen. Er zwang sich, locker zu bleiben. „Schön, wenn es so wäre. Aber weit und breit ist keine in Sicht, die mich in die engere Wahl nähme. Ich werde mir einen Porsche kaufen müssen.“
„Sie sollten sich ein Ticket kaufen und nach Washington kommen“, sagte sie trocken. „Ich kenne mindestens zwanzig Ladies, die Sie auf Platz eins ihrer Abschus sliste setzen würden.“ Eindrücchsvoll, wie in dieser kultivierten Frauenstimme plötzlich Granit knirschen konnte.
„Nur, wenn Sie mich als Ihren verloren geglaubten Neffen aus Transsylvanien ausg eben.“ So, das reichte jetzt. Sie war wohl gleicher Meinung.
„Eugene sucht Sie. Er hat da eine Sache, die Sie für uns erledigen kön nten.“
„Was Wichtiges?“
„Geschäftsverhandlungen in Rumänien. Jemand hat einem unserer Freunde etwas Interessantes angeboten. Eugene kennt die Einzelheiten.“ Vincent war sicher, auch sie kannte die Einzelheiten, aber sie hielt nun mal gern ihren Wasserträger im Spiel.
„Wo steckt er gerade? Im Studio?“
„Vincent!“ Sie war nicht besonders erbaut davon, dass er Tunsky für einen ausgemachten Tropf hielt, aber ein Witzchen über seine Fitnessmanie ließ sie ganz gern zu. „Er ist auf dem Weg nach Europa. Aber Sie erreichen ihn noch in Florida. Versuchen Sie es am besten gleich.“ Sie wollte ihn jetzt loswerden.
„Dann bis bald.“ Vincent ging aus der Leitung.
Das hatte ihm noch gefehlt. Tunsky, dieser Ausbund an Neid und Misstrauen hier in der Gegend. Auch egal. Mal sehen, was er im Schilde führte. Tunsky war beim ersten Klingelton in der Leitung. Wahrscheinlich trainierte er gerade einen bestimmten Muskel, indem er sein Handy am ausgestreckten Arm hielt.
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