StasiPolka (German Edition)
dem dunkelblauen Seidenpyjama aus wie der Musterpatient einer Krankenhausserie. Die Schwester an der Rezeption hatte gestrahlt, als Vincent nach ihm fragte.
„Wie willst du es Rea beibringen?“
Das war die Frage aller Fragen. Besser, er schwieg fürs Erste.
„Ich habe viel Zeit mit Rea verbracht“, Nigel räusperte sich, „sie vergöttert C atherine. Mit Graham hat sie es nicht so dicke, obwohl sie ihn ganz lieb findet. Seit er verschwunden ist, weiß sie nicht so recht, was sie über ihren Vater denken soll. Ich bin mal gespannt, wann er sich endlich bei ihr meldet.“
„Graham ist nicht ihr Vater.“
„Was?“ Nigel richtete sich im Bett auf. „Weißt du denn, wer?“
Vincent hob die Hände. Nigel brauchte etwas Zeit. Seine Augen wurden groß.
„Du?“ Er war fassungslos. Vincent legte den Finger auf die Lippen und wies auf die Zimmerdecke. Nigel verstand sofort.
Das Krankenzimmer sah hell und harmlos aus. Über dem Bett eine Leiste mit dem übl ichen Sammelsurium von Schaltern, Lampen und Steckern. Der Fernseher samt Satellitenreceiver steckte in einem schwenkbaren Gestell hoch an der Wand. Aus dem Fenster ein weiter Blick über das flache, ländliche Norfolk.
Nigel drückte einen Kl nopf. Fast augenblicklich erschien eine junge Krankenschwester. Mister Privatpatient.
„Mein Liebe, ich brauche noch etwas Rock and Roll an der frischen Luft. Mein Freund ebenso. Können Sie das für uns arrangieren?“
Sie verschwand kichernd und kam kurz darauf mit einem Rollstuhl zurück. Nigel zog einen Hausmantel über, sie halfen ihm in den Stuhl, die Schwester schlug fürsorglich eine Decke um seine Beine. Vincent schob ihn den Korridor entlang, durch eine Reihe automatischer Türen und dann eine flache Rampe hinab in den Park.
„Da hinten bei den Bänken sind wir ungestört, Daddy.“ Er wies auf eine schattige Ecke und zog den Kopf ein, als Vincent ihm einen Klaps gab.
Er schob den Rollstuhl vor eine Bank und setzte sich Nigel gegenüber. „Könnte sein, dass man dich hier unter Beobachtung hält.“ Er schilderte ihm den Mann, der sie eine Weile verfolgt hatte. Nigel winkte ab.
„Das war Ron. Ein ehemaliger Polizist. Ich hatte ihn zum Flughafen geschickt, um bei deiner Ankunft nach dem Rechten zu sehen. Merkwürdig, dass sie ihn entdeckt hat. Er wirkt harmlos, ist aber ziemlich gerissen.“
„Was ist mit dem Zimmer? Und mit deinem Telefon?“
„Wenn Ron mir vormittags die Zeitungen bringt, sweept er regelmäßig durch. Wir sind sauber.“ Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte. „Hallo Ron, gibt es Neuigkeiten?“ Er hörte zu, schmunzelte ein wenig und reichteVincent den Apparat. Rons Stimme klang heiser.
„Ich habe Sie mit ihr davon fahren sehen. Als sie die Richtung zum Krankenhaus einschlug, bin ich zurück geblieben. Sie können von Glück sagen, dass sie so manierlich fuhr. Helen ist in Ordnung aber sie hat inzwischen mehr Strafzettel als ein Fuchs Haare auf dem Schwanz.
„Sie hat Sie entdeckt.“
„Ich weiß. Eigentlich habe ich erwartet, dass sie mit Ihnen noch zu einem kleinen Slalom durchstarten würde.“ Sein Kichern klang nach Husten.. „Nichts für ungut.“
Vincent gab Nigel das Handy , der Ron sagte, er solle in der Nähe bleiben.
„Und jetzt?“, fragte er.
„Jetzt werde ich ein Gespräch mit meiner Tochter führen. Sie glaubt, ich käme, um sie abzuholen und hat keine Ahnung, dass ihre Mutter tot ist, geschweige denn, dass ich ihr Vater bin. Außerdem muss in ihr hübsches Köpfchen, dass sie jetzt in noch größerer Gefahr ist, dass eine Russengang und wer sonst noch alles hinter ihr her sind. Das wäre zunächst mal das Wichtigste. Den Rest wird sie sich selbst zusammen reimen.“
„Du hast Nerven bekommen, Vincent.“
„Was heißt Nerven. Seit einer Woche renne ich vor Leuten davon, die ich nicht mal kenne, kümmere mich um Probleme, die nicht die meinen sind, und ende als lediger Vater mit brisantem Sorgerecht.“ Sein Einwand war lahm, im Prinzip hatte Nigel nicht ganz unrecht.
„Und ich habe mich schon gefragt, was dich in dieser Sache antreibt. Du hast bisher noch nie jemanden an dich heran gelassen. Seit wann weißt du von Rea?“
„Es waren Katjas letzte Worte. Sie verblutete gerade.“
Sie schwiegen sich an. Die Sonne stand tief am Himmel, es wurde kühler. Vincent schob Nigel zurück in sein Zimmer. Die junge Schwester brachte ein Tablett mit dem Abendessen. Nigel schob es zur Seite.
„Vincent, in zwei, drei Tagen verlasse ich diesen
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