StasiPolka (German Edition)
Soße erinnerte an eine schlecht sitzende Gummibadekappe. Ihm kam der unvermeidliche Spruch in den Sinn, man solle bei einer Reise nach England tunlichst sein eigenes Essen mitnehmen. Er ging hinüber zum Ale Pub und bestellte ein Fosters. Was auch immer vom Essen auf der Insel erzählt wurde, das Bier schmeckte. Vincent nahm wieder das Handy aus der Tasche.
Helen kam zurück und reichte ihm einen Umschlag. „Zehn Pfund in Münzen, der Rest in großen und kleinen Scheinen. Und sonst? Brauchen Sie einen Fahrer?“
„Zunächst muss ich einen Krankenbesuch machen.“ Vincent hob das Handy in ihr Blickfeld. „Im Norfolk and Norwich . Ich nehme ein Taxi.“
„Ich kann Sie hin fahren, wenn sie wollen. Mein Dienst ist heute ohnehin bee ndet.“ Sie schaute fragend.
„Wenn Sie nichts besseres vor haben?“
„Es hieß doch VIP Service, nicht wahr?“ Wenn das ironisch gemeint sein sollte, verbarg sie es gut. „Ich hole meinen Wagen und warte dort vorne auf Sie. Trinken Sie in Ruhe aus. Es dauert ein paar Minuten.“ Sie verschwand wieder im Angestelltentrakt.
Vincent ließ sein Bier stehen, zahlte und ging nach draußen. Hellbauer Himmel mit weißen Wolken, frischer Wind aus Nordost, spürbar kühler, als in Linz, ein schöner Nachmittag. Sie fuhr einen kleinen zweitürigen Rover mit Sportsitzen vorn und roten Hosenträgergurten. Er schob seine Tasche auf die Rückbank und schnallte sich an.
„Fahren Sie Rallye.“
„In dieser Kiste?“ Sie lachte. „Keine Rallye, nur Slalomrennen auf alten Flu gplätzen. Unser Hausfrauenhobby am Wochenende; wir sind zu dritt, alles Kolleginnen.“ Sie kam in Fahrt. „Ab und zu versägt eine von uns schon mal einen vorlauten Mann.“
Sie fuhren auf der westlichen Umgehungsstrasse nach Süden. Alles erinnerte ein wenig an Holland. Nicht weit bis zum Meer. Helen fuhr zügig aber nicht aggressiv. E twa zehn Minuten später bogen sie nach Westen in Richtung Autobahn ab. Ein Kreisverkehr, dann Schilder, die den Weg zur Universität und ihren Instituten wiesen.
„Ich kann mich ja täuschen, aber ich glaube, wir werden schon eine gan ze Weile verfolgt.“ Helen tat, als habe sowas erwartet. Vincent klappte die Sonnenblende herunter und sah in den Kosmetikspiegel.
„D er graue Vauxhall da hinten. Älterer Mann, getönte Brille, Golfkappe.“
„Kann Zufall sein.“ Vincent drehte die Sonnenblende wieder nach oben. „Vie lleicht einer Ihrer alten Verehrer.“
„Danke.“ Sie sah ihn von der Seite an. „Soll ich versuchen, ihn los zu werden?“
„Wieso? Wenn er uns beim Hospital immer noch auf den Fersen ist, killen wir ihn und sprengen sein Auto in die Luft“
Sie schnappte spürbar ein; Vincent legte ihr die Hand auf den Arm. „Helen, ist nicht so gemeint. Ich habe wirklich keine Ahnung.“
Die Spannung ließ nach. Sie fuhren einige Haken, dann erhob sich aus den grünen Norfolkwiesen ein Komplex zweistöckiger Ziegelsteinbauten, der Eingang eine Rotunde aus verspiegeltem Glas. Eher wie der Sitz einer Computerfirma, wo die Nerds mit Blick ins Grüne den Bytes Ordnung beibringen.
„Da sind wir.“ Helen parkte unter einem Baum. Vincent öffnete das Handschu hfach und legte einen Hunderter hinein. „Danke.“
„Wäre nicht nötig.“ Sie zickte nicht herum. „Übrigens, unser Begleiter ist vorhin abg ebogen.“
„Na sehen Sie.“
Ihr Blick zeigte deutlich, dass er ihr nichts vorzumachen brauchte. „Ich habe heute frei. Wenn Sie Hilfe brauchen sollten, bitte.“ Sie zog ein Kärtchen aus der Brusttasche ihres Jacketts und drückte es ihm in die Hand. Helen Pascoli, eine Anschrift irgendwo in der Heidegegend.
„Wir werden sehen. Danke nochmals.“ Vincent stieg aus und nahm seine T asche. Hellen stieß zurück und fuhr davon. Er ging auf die Medizinfabrik zu, in der Nigel seine Knochen kurierte.
19
„Das haut mich jetzt vollends um“, sagte Nigel, „ich dachte immer, Catherine sei eine clevere Agentin?“
„War sie schon, aber für einen Moment sind ihr die Gäule durchgegangen. Vielleicht war sie immer noch konfus wegen des Anschlags auf Rea und dich, oder es war die Wut über ihren abgetauchten Mann. Ich hätte sie stoppen müssen, habe aber nicht schnell genug reagiert. Mein Fehler.“
„Irgendeine Ahnung, wer auf sie geschossen hat?“
„Das schon, aber er wird nicht mehr reden können.“
Nigel nahm das zur Kenntnis. Er lag da, ein Handgelenk und den linken Unte rschenkel eingegipst, sah aber mit seinem schwarzen Haarschopf und
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