StasiPolka (German Edition)
ein Päckchen Dollarscheine ab.
„Alles klar bis auf ein bisschen Regen in Birmingham.“ Hansson schob sich auf seinen Sitz und begann das vorgeschriebene Blabla mit dem Tower.
„Hören Sie. Es gibt eine kleine Änderung; meine Leute holen mich in Norwich ab.“ Vincent hob entschuldigend sein Handy. „Macht das Probleme?“
Hansson startete die Turbine und drehte sich kurz um. „Liegt sowieso auf dem Weg.“ Wahrscheinlich hätte er Vincent auch ins Wembley Stadion geflogen, wenn der Preis dafür stimmte.
Das Gequä ke im Lautsprecher erstarb, Hansson rollte auf die Startbahn, beschleunigten ohne weiteren Halt und hob ab. Unter ihnen verschwand Linz. Vincent warf einen letzten Blick auf die Donau. Schlafen, nichts als schlafen.
„Gibt es irgendwo ein Kopfkissen?“
Der Pilot zeigte auf die Ablage hinten rechts. „Sogar Wolldecken.“
Vincent baute sich eine bequeme Schlafkiste und legte die Beine hoch. Die Tu rbine ging in ein tiefes Brummen über, vermutlich waren sie inzwischen auf Reiseflughöhe. Er schloss die Augen und ließ sich vom sanften Auf und Ab des Flugzeugs in den Schlaf schaukeln.
Im Traum kam wirres Zeug hoch. Er tauchte im warmen Hafenwasser gemäc hlich unter dem Boot durch, um Rumpf und Propeller zu überprüfen. Zwischen den grauen Steinen unter ihm stießen silberne Fischchen aus dem Tang der Kaimauer in die hellen Sonnenflecken am Boden. Er merkte, wie das Blut in seinen Ohren zu rauschen begann; langsam wurde die Luft knapp. Er schob sich am Kiel entlang zum Bug, aber er kam nicht voran. Alles wurde dunkel und trüb. Er sah, wie etwas Großes auf ihn zu glitt und drückte sich erschrocken vom Bootsrumpf ab. Keuchend durchstieß er die Wasseroberfläche. Über ihm an der Reling kniete Katja und streckte ihm die Hand entgegen. Er verstand nicht, was sie sagte. Hinter ihr tauchte Danko auf und zog sie an den Haaren zurück. Sie lächelte ihn an; er riss die Tauchbrille ab, jetzt verstand er. „Du bist ihr Vater.“ Danko zog sie fort, hinter ihm erschienen Karol und Tunsky, sie schüttelten den Kopf. Er versuchte, sich aus dem Wasser zu ziehen, bekam die Fußreling aber nicht zu fassen. Teichmann stand plötzlich da und spuckte ins Wasser. Der Motor brummte auf, das Boot stieß zurück und entfernte sich rasch vom Kai. Er klebte im Wasser, wie ein Insekt im Sirup. Es zog ihn nach unten, er bekam keine Luft mehr. Jemand rief ihn und riss an seinem Arm. Er tauchte auf und sah das Gesicht des Piloten.
„Ich sollte Schlafsitze einbauen lassen, Sie liegen ja völlig unbequem. Möchten Sie e inen Drink. Wir haben noch eine halbe Stunde.“
„Tomatensaft und Wodka wären nicht schlecht. Gestern ist es spät geworden.“ Hansson verzog keine Miene und brachte kurz darauf ein kleines Tablett.
„Noch einen Wunsch?“
„Bringen Sie mich rasch durch die Kontrollen.“
„Wird gemacht.“
Vincent zog das vorbereitete Bündel Dollarnoten aus der Tasche und reichte es ihm. „Bedienen Sie sich.“
Hansson zählte durch und reichte ihm einen dünnen Stapel Hunderter zurück. Vincent wehrte ab. „Für den Service.“
Hansson staunte ein wenig. „Ich schulde Ihnen einen Drink.“
„Wenn alles vorbei ist.“
Vincent sah, dass der Mann zögerte, noch etwas sagen wollte und drehte sich zum Fenster. Es war besser, sie tranken noch nicht Brüderschaft. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Pilot die Achseln zuckte und sich wieder hinter das Steuer klemmte.
Lars Hansson erwies sich als ein Mann, der offenbar in jedem Hafen eine Braut hatte. Als sie ausrollten stand schon eine resolut aussehende Vierzigjährige zum Empfang bereit.
„Hi, Helen“, er drückte kurz ihre Hand, „wir brauchen den VIP Service.“ Er zwi nkerte. Sie nickte und nahm Vincent die Reisetasche aus der Hand.
„Besser, ich trage Ihr Gepäck. Wollen Sie Geld wechseln?“
Er gab ihr fünfzehn Hunderter. „Bitte auch einige Münzen und kleine Scheine.“
Vincent hob den Arm, um dem Piloten zu winken. „Wir bleiben in Verbindung.“ Han sson winkte zurück.
Wieder ging es durch stille Flure, vorbei an einem gelangweilten Beamten, dann sta nden sie im Ankunftsbereich. Die Frau wies nach links. „Warten Sie dort drüben, ich wechsle das Geld für Sie.“
Das Flughafenrestaurant war schwach besucht. Vincent warf einen kurzen Blick auf die Überbleibsel des warmen Büffets. Jemand hatte die Reste eines Fleischragouts in der Ecke einer Edelstahlwanne zusammen geschoben. Die wellige Oberfläche der e rkalteten
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