StasiPolka (German Edition)
Bug.
„Iss was?“, fragte Tire.
„Machen Sie weiter“, sagte Vincent.
„Jedenfalls hatten die beiden Typen den Auftrag vom Leutnant eines großen Mackers in Liverpool. Der Kerl hat ´ne Firma an der Dockroad , besitzt zwei Klubs, hat einige Supermädels laufen, gibt Partys für Geldsäcke, verleiht Geld, vielleicht verkauft er auch Koks, was weiß ich. Auf jeden Fall das volle Programm. Feiner Mann.“
„Hat er auch einen Namen.“
„Harry Devon. Sein Leutnant is´n Totschläger und heißt Kenny. Mein Kollege meinte, ich sollt meine Finger von den beiden lassen, wenn’s nicht absolut wichtig ist. Ich bin dann wieder nach Hause. Iss doch in Ordnung so?“
„Klar. Devon hat wahrscheinlich nur jemandem einen Gefallen getan. Wem, damit wird er nicht heraus rücken, und wenn, wird der Name uns nichts sagen. Danke Tire. Ich schicke I hnen zwei weitere Riesen. Grüßen Sie Sheila.“
„Moment“, rief er, „Sie verpassen das Beste. Lejaune will diese Woche nach England kommen. Sagt, er will mich sehen, hätte noch´n Auftrag. Für ´nen Toten iss er ganz schön a ktiv.“ Er lachte über seinen eigenen Witz. „Wenn er kommt, soll Sheila ihn filmen, dann haben Sie sein Gesicht“, sagte er stolz.
„Seien Sie auf der Hut Tire, warum sollte Lejaune Sie unbedingt treffen wollen? Das könnte eine Falle sein.“
„Iss gut. Keine Angst, ich melde mich wieder.“
„Bis dann also.“ Vincent legte auf.
Tire befand sich offenkundig in Hochstimmung. Wahrscheinlich war dies seit langem der erste Auftrag, der die Trübsal seiner Routinebeschäftigung mit Wirtschaftskriminellen und Ehebrechern etwas aufhellte. Aber für Vincent ergab es keinen Sinn, dass der falsche Lejaune darauf bestand, einen drittklassigen Schnüffler persönlich zu treffen. Hoffentlich kam Tire noch selber darauf.
„Mach jetzt Schluss. Die Spiegeleier werden kalt“, rief Rea. Es roch verführ erisch, er spürte Hunger. Er stieg zurück ins Cockpit und setzte sich an Rea´s Tafel.
Plötzlich kam ein merkwürdiger Gedanke hoch. Wie oft hatte er in den verga ngenen fünfzehn Jahren mit einer Frau beim Frühstück gesessen, den Überdruss und die unvermeidliche Trennung schon im Hinterkopf. Wie fabelhaft, diesem Mädchen gegenüber zu sitzen, das zu ihm gehörte und bei dem ihm nie der Gedanke an baldige Trennung kommen würde.
Schnell, bevor er den ersten Happen aß, brachte er den Motor wieder auf Touren und f ixierte den Autopilot auf Kurs Makarska.
25
Er hätte mit Rea pokern sollen. Dies hier war aussichtslos, sie schlug ihn um Längen.
„Zum Beispiel Actionfilme, in denen eine Bombe entschärft wird“, sagte sie. „Alle Akteure mit schweißnasser Stirn: «Nimm das blaue Kabel! Halt! Das rote! Das war knapp!». Oder Filme, bei denen im Hintergrund des Bildes etwas explodiert. Die Helden laufen vor dem heranrasenden Feuerball in Richtung Kamera davon und spri ngen zum Schluss mit ausgebreiteten Armen auf den Zuschauer zu. Tausendmal gesehen.“ Sie spielte die Szenen vor und sah Vincent an. „Fällt dir noch was ein?“
„Arztfilme, in denen ein Herzstillstand mit Elektroschocks behandelt wird.“ Das war zumindest ein Punkt für ihn.
„Die pathetische Musiksoße in amerikanischen Liebesfilmen“, meinte sie.
„Bei Filmen kann ich nicht mitreden. Aber im wirklichen Leben töten mir We iber den Nerv, die ihre Muttersprache mit einem französischen Akzent verunstalten. Gibt’s in jeder mittleren Firma mit Exportabteilung.“ Vincent machte ihr ein Friedensangebot. „Eins ist klar, ich sollte öfter mal ins Kino gehen.“
„Ich hab noch was“, sagte sie. „Kochsendungen. Zum Beispiel Köche, die das Blindb acken von Mürbeteig erklären.“
„Was ist Blindbacken“, fragte Vincent.
Das Meer war immer noch spiegelglatt. Sie fuhren stetiges Marschtempo und näherten sich langsam dem Festland. Ab und zu kreuzten Ausflugsboote, voll gepackt mit Touristen, ihren Kurs. Einheimische waren kaum auf dem Wasser unterwegs. Offenbar verbrachten sie diesen Morgen im Schatten der Pinien und richteten den Grill für das sonntägliche Picknick.
Auf Reas Vorschlag hin beschäftigten sie sich schon eine Weile mit dem Spiel « Was mir wirklich total auf die Nerven geht», und waren inzwischen bei Kino und Fernsehen gelandet. Zum ersten Mal machte er dabei die väterliche Erfahrung, überhaupt nicht auf dem Laufenden zu sein.
„Vielleicht noch Gefangene im Verlies, die eine Zigarette teilen“, sagte er. Rea schaute ihn
Weitere Kostenlose Bücher