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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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mich neulich gefragt, ob du dieses Jahr noch vorbei kommst. Es gibt eine neue Konoba .“
    Vincent ging einen Schritt zur Seite, damit Rea eintreten konnte. Filip stand auf und nahm Haltung an.
    „Meine Tochter Rea“, sagte Vincent.
    Filip lachte, weil er dachte, Vincent mache einen Witz, drückte ihr aber übe rschwänglich die Hand. „Ihnen verrate ich als Erste ein Geheimnis. Ich bin Vincents einziger Sohn. Eine Jugendsünde. Das bedeutet, wir sind Geschwister.“ Vincent fragte sich, wieviel Wein Filip bereits intus hatte.
    „Sie sind nicht halb so spaß ig, wie Sie glauben“, meinte Rea spitz. Für einen Jux war heute der falsche Tag.
    Vincent klärte Filip auf, das brachte ihn wieder auf den Teppich. Segelmacher sind gutmütige Leute.
    „Ich wollte nur witzig sein. Wir Inselbewohner sind manchmal etwas unbeholfen.“ Filip tat so, als sei er zerknirscht. Er war in Ordnung. Vincent hatte diesen zwei Meter langen Lulatsch vor ein paar Jahren an einem ruppigen Winterabend kennen gelernt.
    Damals war auf offener See plötzlich die Bura über Vincents Boot her gefallen, mitten im Segelmanöver war die Fallscheibe an der Mastspitze gebrochen; Vincent konnte das Vorsegel nicht mehr bergen. So erregte es ziemliches Aufsehen, als er den Kahn mit knatternden Segelfetzen in Vis an die Kaimauer manövrierte. Filip hatte sich seiner sofort angenommen.
    „Ein Bruder würde mir schon gefallen, meinetwegen auch ein älterer“, meinte Rea und schaute Vincent an.
    „Die Familie ist groß genug“, sagte der.
    „Was treibt euch ausgerechnet nach hier?“, fragte Filip.
    „Der Wind. Morgen geht´s zurück.“
    „Soll ich nach deinem Boot sehen?“
    „Beim nächsten Mal.“ Vincent tat seine Tochter Leid. Sie verdiente einen schönen Abend. „Wie war das noch mit deiner Konoba ?“
    „Nur, wenn ihr mir von der großen Welt da draußen erzählt.“ Heute kehrte Filip wir klich den Depp heraus.
    „Wann warst du eigentlich das letzte Mal in Hamburg?“ Filip war ein Gastarbe iterkind, hatte in Deutschland sein Abitur gemacht, und besuchte immer noch regelmäßig seine Eltern.
    Jetzt streckte er die Waffen. „Gehen wir essen.“
    Filip nahm sie in seinem kleinen Auto mit, die Hügel hinauf, einige Kilometer weg von der Stadt. Die urwüchsige Kneipe hatte eine Terrasse zu den Weinfeldern hinaus. Die Frau des Wirtes trug luftgetrockneten Schinken, alten Käse, schwarzes Risotto, gegrilltes Ferkel und gebackenen Hahn auf. Sie aßen mit den Fingern und tranken den eiskalten Vugava eines Winzers aus der Nachbarschaft. Filip mimte Rea gegenüber den älteren Bruder, aber eigentlich machte er ihr den Hof. Auf jeden Fall heiterte es sie auf.
    „Was du nur für Leute kennst“, sagte sie gut gelaunt, als sie wieder auf dem Boot w aren. Während einer kurzen Abwesenheit auf der Toilette war ihr entgangen, dass Vincent mit Filip geklärt hatte, wie sie im Notfall einige Zeit bei ihm untertauchen konnte.
     
    Am Morgen kletterte Vincent früh um sechs aus seiner Koje. Ein windstiller Sommermorgen. Er legte ab, steuerte in langsamer Fahrt aus der Hafenbucht und erhöhte dann die Motordrehzahl auf Marschtempo. Für die vierzig Meilen bis Makarska würden sie etwa fünf Stunden brauchen. Am ersten Wendepunkt stellte er den Autopilot auf neuen Kurs ein und ging nach unten, um Kaffe zu kochen. In Rea´s Kabine war es noch still, also nahm er einen dampfenden Becher mit nach oben, setzte sich hinter das Steuer und rief Nigel an.
    „Wie geht es unserer Kleinen?“ Nigel kam gleich zur Sache, im Hintergrund lief  klassische Musik.
    „Bist du wieder zu Hause?“
    „Zum Glück. Die letzten Tage schwankte ich nur noch zwischen Depression und Weißkittelphobie. Keine Zigaretten, kein Alkohol, Essen ohne Gewürze, Frauen mit flachen Schuhsohlen, du weißt.“
    „Wie geht es Ron?“
    „Hat alles gut überstanden und lässt dich grüßen. Übrigens rief so ein Prolet für dich an. Donald Tire. Er sagt, er hat Neuigkeiten. Schreib mal auf.“ Nigel gab ihm eine Telefonnummer. „Wie bist du denn an diesen Kerl geraten?“
    Vincent erzählte es ihm. Wo er schon dabei war, berichtete er auch von den E reignissen auf Katjas Beisetzung. „Es sieht so aus, als hätten Graham und Hausser bei ihrer Geldschieberei gleich mehrere Parteien gelinkt, nicht nur die Russen.“
    „Und als alle das spannten, wollte jeder als erster an die Beute. So kam Catherine unter Druck.“ Nigel, der Landsmann von Sherlock Holmes.
    „Das wissen wir inzwischen.

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