StasiPolka (German Edition)
Haut essen, grünes Olivenöl mit frischem Weißbrot aus der Schale mit dem gebratenen Fisch stippen, Tomaten und gegrillte Zucchini zusammen mit weißem Knoblauch zerkauen Die Luft war geschwängert vom Geruch der Sardinen, die auf dem Rost brutzelten. Außerdem gab es geröstetes Lamm mit Frühlingszwiebeln.
Milan erklärte mit großer Geste, dass nur ein Teil von Ivos Familie anwesend sei, Vincent schienen es etwa zwanzig Leute zu sein; die Frauen tratschten, die Kinder spielten am Meer, die Männer hantierten abwechselnd an drei verschiedenen Feuerste llen. Einige von ihnen wären auch durch einen brennenden Reifen gesprungen, um Rea zu gefallen.
Im Wirtschaftsteil der Zeitung überboten sich die Schreiber in schlechten Pro gnosen. Vincent segnete seinen Entschluss, seinerzeit den spekulativen Aktienkrempel rechtzeitig verkauft zu haben. Rea hatte sich mittlerweile lang ausgestreckt und war in ein britisches Lifestyle Magazin vertieft, Vincent legte seine Zeitung beiseite und goss Kaffee nach.
Das Paar von vorhin hatte am Ende der Uferpromenade kehrt gemacht und kam langsam wieder näher. Sie ging wie vorher auf der Wasserseite; abermals das gleiche Ritual kurzer Pausen bei interessanten Booten. Diesmal starrte Vincent sie unverwandt an, als sie näher kam. Es schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken, denn sie blieb am Liegeplatz stehen, genau wie beim Hinweg. Vincent schaute ihr eine Zeit lang in die Augen bis sie schließlich die Stirn kraus zog, den Kopf abwandte und weiter ging. Ihr Begleiter blickte krampfhaft in eine andere Richtung. Was auch immer diese Pantom ime bedeuten sollte, es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Inzwischen war Vincent misstrauisch gegenüber allem, was sich ihnen mehr als zehn Meter näherte. Besser, sie wechselten wieder mal ihren Aufenthaltsort. Er beschloss, Lars Hansson für morgen Mittag nach Split zu bestellen.
Rea setzte sich auf und legte das aufgeschlagene Magazin vor ihm auf den Tisch. „Was gefällt dir?“ Drei Seiten Krawatten, dann Hemden, schließlich Sch uhe.
„Such du was für mich aus“, sagte Vincent. Er fand es etwas peinlich, ihr zu erzählen, dass er vor Jahren in Padua einen Männerladen gefunden hatte, bei dessen kraushaariger Chefin er noch heute einkaufte. Außerdem hatte Rea neulich in Brüssel seinen Kleiderschrank inspiziert und anschließend zustimmend genickt.
Rea griff zur nächsten Zeitschrift, während er nach unten ging, um zu packen und seine Kabine aufzuräumen. Zu guter Letzt stopfte er den Müll in einen Sack und machte sich auf zum Container. Neun Uhr. Es wurde langsam dunkel.
„Überall das Gleiche“, sagte Rea, als er zurück kam, „jeden Abend Schaulaufen.“
„Die meisten Urlauber essen sehr früh zu Abend. Die Älteren putzen sich dann heraus, spazieren die Uferpromenade einmal auf und ab und essen noch irgendwo ein Eis. Später saufen sie in den Kneipen oder auf ihren Balkonen ein bisschen, aber kurz nach Mitternacht wird es ruhig.“
Und die jungen Leute?“
„Die treffen sich um elf im Cafe und ziehen später weiter zur Disco, dort drüben in den Felsen der Hafeneinfahrt. Nach zwei, drei Tagen merkst du, wie gleichförmig das Leben hier abläuft. Trotzdem t ut es mir Leid, dass du von dem Treiben praktisch ausgeschlossen bist.“
Sie schaute ihn an. „Du bist noch nicht lange Vater, das merkt man an deinen Ansic hten.“
Sollte das nun ein Kompliment sein?
„Halb zehn, die Tische sind inzwischen neu gedeckt“, sagte er, „lass uns was essen gehen.“
Sie schlossen ab und gingen hinüber zum Restaurant, wo der Kellner spä tabends einen Terrassentisch für Vincent frei hielt. Käse und Schinken standen gerade auf dem Tisch, als er die Dunkelhaarige vom Nachmittag näher kommen sah. Sie betrat die Restaurantterrasse, scheuchte den Kellner zur Seite und blieb an seinem Tisch stehen.
„Darf ich mich kurz zu Ihnen setzen“, fragte sie.
„Es wird etwas knapp, wenn Ihr Freund auch noch auftaucht“, sagte Vincent.
Sie lächelte kühl. „Ich komme allein.“
Rea saß verblüfft da. Wahrscheinlich dachte sie, die Frau sei eine alte Bekannte. Vincent sah zu, wie die Fremde es sich ihnen gegenüber bequem machte. Diesmal hatte sie die Haare hoch gesteckt und trug ein locker fallendes schwarzes Leinenkleid. Es machte sie keinen Deut weniger attraktiv.
„Wollen Sie uns die Stadt zeigen oder mit meiner Tochter ein Gespräch unter Frauen führen?“
„Feodor Baranowski lässt Sie
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