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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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wandten sich enttäuscht ab, weil nichts krachte, knirschte oder schrammte. Als sie festgemacht hatten, legte Vincent die Gangway aus. Rea verschwand nach unten, um sich die Haare zu kämmen, er brachte die Müllbeutel zum Container. Als er zurück kam, wartete sie bereits an der Heckreling. Die Neugierigen äugten wieder, aber diesmal nicht in Erwartung eines missglückten Anlegemanövers. In den letzten drei Tagen hatte sich Vincent an diese scheelen Blicke gewöhnt; Missgunst und herunter gezogene Mundwinkel, ein geiler Knacker mit Geld hält ein junges Ding aus. Sie ließen im Boot alles liegen, wie es lag, und gingen die drei Schritte hinüber zum Cafe, um erst einmal etwas zu trinken.
    „Ich habe echt keine Lust, wieder nach England zurück zu gehen“, Rea rührte in ihrem Cappuccino und schaute hinüber zu der kleinen Halbinsel, die in die Bucht von Vis hineinragt. „Dieses Kloster dort, dieser Kirchturm, die Zypressen. Schade, dass ich nichts vom Malen verstehe.“
    „Warum versuchst du es nicht?“
    Sie zuckte mit den Schultern und beobachtete jetzt das Treiben auf den festgemachten Yachten. „Das wird wieder lustig heute Nacht.“ Es war gerade halb sechs, die Sonne strahlte noch heiß vom Himmel, aber einige Chartercrews hatten bereits mit dem verschärften Saufen begonnen.
    „Wir könnten irgendwo in einer Bucht ankern“, sagte Vincent.
    „Ach wo, mir gefällt´s hier.“ Das klang ein wenig gereizt. Vor ein paar Stunden hatte er ihr gesagt, dass es für ihn an der Zeit sei, wieder die Spur von Katjas Killern aufzunehmen, und zwar allein. Rea hatte heftig protestiert. Eigentlich zu Recht, denn sie begannen gerade, sich aneinander zu gewöhnen. Dazu kam Angst. Was ist, wenn auch dir noch was passiert, hatte sie gefragt.
    Ohnehin stellte Rea zurzeit mehr Fragen, als er Antworten parat hatte. Aber er genoss jede Stunden mit ihr. Am letzten Mittwoch waren sie nachmittags mit dem Taxi vom Flughafen Split nach Makarska gefahren und bereits zwei Stunden später ausgelaufen. Niemand hatte sie angesprochen. Seitdem bummelten sie durch die dalmatinische Inselwelt. Rea gewöhnte sich rasch an das Bootsleben. Sie segelten ohne Ehrgeiz und planten ihren Kurs jeweils morgens nach dem gerade vorherrschenden Wind. Abends ankerten sie manchmal in irgendeiner abgelegenen Bucht und grillten Fische, die während des Nachmittags auf Vincents Schleppköder angebissen hatten.
    Langsam verzogen sich die Spaziergänger auf der Uferpromenade. Die Leute auf den Booten rüsteten sich zum Abendessen. Von irgendwo kam das schrille Lachen einer Frau, d azwischen gutmütiges Gegröle von Männerstimmen. Rea schaute starr auf die jetzt dunkel glänzende Bucht.
    Vincent legte seine Hand auf ihre. Sollten die Leute denken, was sie wollten. „Bleib cool. Wir werden gewinnen.“ 
    „Glaubst du?“
    „Gar keine Frage. Das Schlimmste ist vorbei.“ Immerhin hörte sich seine Lüge ganz gut an. „Komm, wir gehen ein bisschen spazieren.“
    Sie verschlossen das Boot und schlenderten an den alten Häusern der Uferfront entlang. Vis war noch vor einigen Jahren eine abweisende Militärkolonie, jetzt öffnete sich die spröde Insel langsam den Touristen. Ihr Weißwein ist berühmt, und die uralten Marmorplatten der Hauptstrasse streicheln samtweich müde Fußsohlen.
    „Warum kann ich nicht mit dir gehen?“ Rea gab keine Ruhe.
    „Zu gefährlich. Das hat bei deiner Mutter schon nicht geklappt, und sie war früher mal vom Fach.“
    „Vorhin hast du gesagt, das Schlimmste sei vorbei.“
    „Das heißt nicht, dass ich es nur mit Ordensschwestern zu tun haben werde.“
    „Wo soll ich mich denn verstecken, während du unterwegs bist?“ Die ersten Frieden sangebote.
    „Das kannst du selbst entscheiden.“ Auch diese Lüge ging ihm glatt von der Zunge. Sie schwieg wieder, aber ihre Miene hellte sich auf.
    Sie waren jetzt am östlichen Ende der Bucht. Vincent ging auf ein schmales weißes Haus zu. Einige Stufen führten von der Strasse hinunter zu einem Keller, wie ihn die Fischer früher zur Verarbeitung des Fangs benutzt hatten. Es brannte Licht, Vincent drückte vorsichtig die verwitterte Holztür auf.
    Filip saß an der Nähmaschine und schob eine eckige Persenning langsam nach vorn unter die auf und ab surrende Nadel. Der Raum war voller Böcke mit ausgefran stem und beschädigtem Segeltuch, die Rückwand nahm ein Regal ein, in dem er neues Material lagerte.
    „Jemand zu Hause?“, fragte Vincent.
    Filip hob den Kopf. „Ich habe

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