StasiPolka (German Edition)
grüßen“, sagte sie gelassen, „er meint, es gäbe einiges zu besprechen. Morgen Vormittag um elf, schlägt er vor. Rea ist ebenfalls willkommen, ich könnte ihr Gesellschaft leisten, falls erlaubt.“ Sie lächelte Vincents Tochter an, die sich wahrscheinlich fragte, worum es eigentlich ging.
„Wie soll das ablaufen?“
„Feodor verbringt ein paar Tage in einem Haus an der Küste, unten im Süden. Für die Fahrt dorthin benötigt man eine knappe Stunde. Gegen zehn könnte ich Sie abholen, wenn Sie einverstanden sind.“
Vincent wandte sich an Rea. „Was hältst du davon, morgen Vormittag den Mö rder deiner Mutter kennen zu lernen. Er hat uns auf einen Drink eingeladen.“
Sie wurde blass. Die Fremde schien Derartiges erwartet zu haben. „Genau diesen Unsinn will Feodor richtig stellen“, sagte sie leidenschaftslos, „normalerweise neutral isiert er keine Unschuldigen.“
Neutralisieren, wieder das alte Wort. Allmählich reichte Vincent dieses abg eklärte Getue. „Sagen Sie Ihrem Feodor, wenn er mich sprechen will, soll er her kommen. Auf meinem Boot sind wir ungestört. Wenn er nicht will, ist es mir auch egal. Seine Felle schwimmen davon, nicht meine.“
„Er könnte Sie auch holen lassen.“ Daran glaubte sie wohl selbst nicht.
„Ich könnte Sie auch in den Hafen werfen“, sagte Vincent.
Zum ersten Mal lachte sie. „Feodor hat mich gewarnt, dass Sie stur sein können. N ebenbei bemerkt, ich heiße Jelena, Jelena Vrtic.“ Kam jetzt die charmante Tour?
„Klingt nach Balkan.“
„Ich stamme aus dieser Gegend.“ Sie stand auf. „Das wird Feodor nicht schmecken. Mal sehen, was er sagt.“
Rea mischte sich ein. „Wenn Sie hier aus der Gegend stammen, warum bleiben Sie nicht zum Essen und geben uns ein paar touristische Geheimtipps?“ Sie fand Jelena offenbar ganz nett.
Die zögerte kurz. „Besser, ich telefoniere zuerst.“ Sie schaute Vincent an. „Ihr letztes Wort?“
„Wir warten mit dem Essen auf Sie“, sagte Vincent, „Ihr Kleid ist in Ordnung. Nicht nötig, dass Sie heute nochmals was Neues überwerfen.“
Sie hob das Kinn und schritt geraden Rückens davon. Die Gestalt des Blonden löste sich aus dem Schatten der Platanen. Er trug noch immer die verspiegelte Brille. Mal sehen, ob sie wieder kommen würde.
„Sie sah mir gar nicht wie eine Gangsterbraut aus.“ Rea versuchte, die letzten zehn M inuten zu verdauen.
„Wer weiß. Vielleicht hält sie für Baranowski hier nur die Stellung. Kann alles legal sein, oder auch nicht. Die großen Schiebungen laufen üblicherweise in den Lä ndern unten im Süden, nicht hier in Dalmatien.“
Rea griff nach einer Schinkenscheibe und wickelte sie um ein Stückchen Wei ßbrotkruste. „Glaubst du, sie kommt zurück?“
„Wenn Baranowski sie lässt. Unter Umständen bläst er alles ab. Andererseits ist er ziemlich scharf auf das verschwundene Geld. Warten wir ab.“
Sie bestellten kalten Grasevina , Octopussalat, dazu rotes und schwarzes Risotto. Vincent bat den Kellner, noch ein drittes Gedeck aufzulegen. Sie waren gerade dabei, der Vorspeise den Rest zu geben, als ein Schatten auf den Tisch fiel.
„Baranowski war außer sich“, sagte die Dunkelhaarige und setzte sich. „aber Sie haben bei ihm wohl einen Stein im Brett. Er kommt morgen früh.“
Vincent hielt die Weinflasche hoch, sie nickte. „Feodor überlegt noch, ob er mit seinem Boot kommt. Wir werden ja sehen.“
„Dann sollten wir Taucher engagieren, um das Hafenbecken zu sichern“, schlug Vi ncent vor.
„Klingt wie die Konferenz von Jalta“, sagte Rea, um zu zeigen, dass sie mitr eden konnte, „jetzt fehlen nur noch die Fotografen.“
„Die wievielte Flasche Wein ist das?“, fragte Jelena. Vincent gefiel, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.
„Jelena bedeutet sicher Helena“, sagte Rea, „aber was bedeutet Vrtic?“
„Gärtchen, oder auch Kindergarten. In unserer Sprache gibt es viele Verklein erungsformen. Helene Gärtchen also.“ Sie lächelte Rea an. „Oder Jelena Kindergarten, suchen Sie sich was aus.“ Vincent wurde klar, dass sie Rea schon gewonnen hatte. Cool, die Frau.
Der Kellner erschien mit den Hauptgerichten. Jelena bestellte gedünsteten Ma ngold und eine zweite Flasche Wein.
„Was verbindet Sie mit Baranowski?“, fragte Vincent.
„Die lange oder die kurze Version?“
„Wie Sie wollen.“
„Na gut. Meine Großmutter hat für Tito Maschinengewehre über die Berge geschleppt, mein Großvater war auch Partisan,
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