StasiPolka (German Edition)
verständnislos an. Diese Standardszene war in Filmen anscheinend aus der Mode. Vincent streckte die Waffen. „Das nächste Mal spielen wir was, bei dem ich auch eine Chance habe. Armdrücken zum Beispiel.“
„Noch eins“, sagte sie, „ist dir mal aufgefallen, wie oft heute noch im britischen Fernsehen Serien laufen, in denen böse deutschen Nazis niedergekämpft werden?“
„Dafür hat Nigel die beste Erklärung: Alles Propaganda, die vom Innenminist erium Ende der Fünfziger in Auftrag gegeben wurde, um das britische Volk vom Nachdenken über die heimische Küche abzuhalten.“
Sie lachte und stand auf. „Sollen wir zum Abschied etwas trinken?“ Diese Schauspiel erin. Versteckte ihre Ängste.
„Welcher Abschied?. In der Kühlbox wartet noch eine halbe Flasche Champa gner. Wir trinken auf die Zukunft.“
Sie verschwand nach unten. Inzwischen liefen sie unter der Küste. Vincent stel lte den Autopilot ab und steuerte von Hand. Um sie herum wurde es lebhafter. Kleinere Motoryachten, Schlauchboote, Skooter; die Strände waren voller Menschen.
Rea erschien mit der Flasche und zwei Gläsern. „Ist es noch weit?“
„Höchstens zwei Meilen.“
Sie tranken den kalten Champagner und betrachteten entspannt das Treiben um sie herum. Als sie zwischen den beiden grünen Halbinseln hindurch in den Hafen von Makarska glitten, entdeckte er Ivo, der von seinem Boot aus Leuten am Kai Fisch verkaufte.
Er drehte sich um, als Vincent längsseits ging. „He, du Herumtreiber.“ Milan kam aus der Kajüte und grinste breit.
„Ist das Zeug überhaupt frisch?“, fragte Vincent.
„Sag es keinem weiter“, Ivo hob eine große Goldbrasse hoch und klappte die Kiemen auf, so dass Vincent in die dunkelrote Höhlung sehen konnte, „die ist vom let zten November.“
Es gab das übliche Hallo, haufenweise Umarmungen und Küsse, als sie Vi ncent endlich glaubten, dass Rea seine Tochter war, und natürlich die Einladung zum Mittagessen um halb drei.
„Was war los?“ Rea schien etwas durcheinander zu sein, als sie das Boot von Ivos Kutter weg drückten und Vincents Liegeplatz ansteuerten.
„Ich habe dich zur Adoption frei gegeben“, sagte Vincent.
Das Paar fiel Vincent zum ersten Mal auf, als er mit Rea spät nachmittags vom Mittagessen bei Ivo zurückkam. Die beiden spazierten gemächlich die Uferpromenade entlang, blieben ab und zu bei einem der festgemachten Boote stehen, redeten aber nicht miteinander. Die Frau sah wie eine schöne Einheimische aus - braune Haut, dunkle Augen, schulterlanges schwarzes Haar. Sie trug ein ärmelloses rotes Seidenkleid, das bis an die Knöchel reichte, über ihrer Schulter hing eine große Basttasche. Trotz der flachen Ledersandalen überragte sie ihren Begleiter mindesten um einen halben Kopf.
Er war ein Muskelmann in Jeans und weißem Baumwollhemd, klobige Joggin gschuhe an den Füßen. Sein blondes Haar war kurz geschnitten, die Augen versteckte er hinter einer verspiegelten Sonnenbrille. Vincent schätzte die Frau auf Anfang Dreißig, der Mann war etwas jünger. Als sie Vincents Boot erreichten, blieb die Frau kurz stehen, schaute ihn an, dann ging sie weiter. Sie gefiel ihm, aber die Alarmsirenen schrillten. Alles sah etwas zu beiläufig aus.
Vincent schaute hinter ihnen her. Sein Eindruck, dass sie das Sagen hatte und ihr Begleiter eine Art Dienstbote war, verstärkte sich mehr und mehr.
Rea kam mit frischem K affee aus der Pantry. Sie hatte auf dem Heimweg einen Arm voll Magazine und Zeitungen gekauft und machte es sich jetzt im Cockpit bequem.
„Das war ja eine richtige Show.“ Sie meinte den Grillnachmittag bei Ivo. „Sind die e igentlich immer so drauf?“
„ Je nachdem. Die Menschen hier leben vom Tourismus. Also sind sie meistens freundlich zu Fremden. Untereinander ist der Umgang sachlicher, wie überall, wo man sich lange kennt, und alle miteinander verwandt oder verschwägert sind. Aber es gibt hier eine Menge Mutterwitz, selbst bei einfachen Leuten.“
„Wie alt ist Ivo eigentlich?“
„Vielleicht siebzig, ich schätze, er weiß es selbst nicht genau. Aber du hast ja gesehen, sein ältester Urenkel geht bereits zur Schule.“
„Eine gesunde Gegend“, meinte sie.
Sie war noch beeindruckt von diesem Nachmittag unter dem Grün der Kiefern, nur einige Schritte vom hellen Kies des Strandes entfernt. Ivo hatte ihr eine kurze aber handfeste Einführung in dalmatinische Essfolklore verpasst.
Gelbe Feigen erst in Pfeffer dann in Rakija tunken und mit der
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