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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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finden, wenn sie es im St. Regis versuchten. Benton ist als Einziger im Bilde. Es ist unfair und unprofessionell, Rudy so auszuschließen, und er wird sicher wütend auf sie sein. Ausgerechnet jetzt darf sie ihn nicht noch mehr verärgern. Was ist, wenn er kündigt? Keinem ihrer Mitarbeiter vertraut sie so sehr wie ihm. Sie nimmt das Ladegerät, steckt das Telefon hinein und schaltet es ein. Sie hat elf Nachrichten. Die meisten davon wurden um sechs Uhr morgens Ostküstenzeit hinterlassen und stammen von ihm.
    »Ich dachte schon, du wärst vom Erdboden verschluckt worden«, lauten Rudys erste Worte. »Seit drei Stunden versuche ich, dich zu erreichen. Was machst du bloß? Sag jetzt nicht, das Telefon funktioniert nicht. Das würde ich dir nicht glauben. Es funktioniert überall, und ich habe es auch über Funk probiert. Du hattest das Scheißding abgeschaltet, stimmt’s?«
    »Beruhige dich, Rudy«, erwidert sie. »Mein Akku war leer. Telefon und Funkgerät funktionieren nicht ohne Akku. Entschuldige.«
    »Hast du kein Ladegerät dabei?«
    »Ich habe mich entschuldigt, Rudy.«
    »Tja, ich habe ein paar Informationen. Wäre gut, wenn du so schnell wie möglich zurückkommst.«
    »Was ist los?« Lucy setzt sich neben der Steckdose, in die ihr Telefon eingestöpselt ist, auf den Boden.
    »Leider bist du nicht die Einzige, die ein kleines Geschenk bekommen hat. Eine bedauernswerte alte Frau hat auch eine Bombe von Pogue gekriegt, und sie hatte weniger Glück als du.«
    »Mein Gott«, sagt Lucy und schließt die Augen.
    »Sie ist Kellnerin in einer Kaschemme in Hollywood, gleich gegenüber von einer Shell-Tankstelle. Und weißt du was? Dort gibt es Halb-Liter-Becher, auf denen die Katze mit Hut abgebildet ist. Das Opfer hat ziemlich schwere Verbrennungen erlitten, wird aber durchkommen. Offenbar war Pogue Gast in dem Laden, in dem sie arbeitet, der Other Way Lounge. Sagt dir das was?«
    »Nein«, antwortet Lucy mit fast unhörbarer Stimme und denkt an die Frau mit den Brandverletzungen. »O mein Gott«, murmelt sie.
    »Wir befragen gerade sämtliche Anwohner. Ich habe ein paar von unseren Leuten losgeschickt, aber keinen von den Neuen. Die sind nämlich nicht sehr hell.«
    »Mein Gott«, wiederholt sie nur. »Klappt denn überhaupt nichts mehr?«
    »Allmählich bessert sich die Lage. Ach, da wären noch zwei Dinge. Deine Tante meint, dass Pogue möglicherweise eine Perücke trägt, und zwar eine mit langen schwarzen Locken. Gefärbtes menschliches Haar. Die Mitochondrien-DNS sieht da sicher ziemlich komisch aus und lässt sich vermutlich auf irgendeine Nutte zurückverfolgen, die ihr Haar an einen Perückenmacher verhökert hat, um sich Crack zu kaufen.«
    »Was sagst du da? Eine Perücke?«
    »Edgar Allan Pogue ist rothaarig. Deine Tante hat rote Haare im Bett seines Hauses gefunden, das heißt, in dem Haus in Richmond, wo er gewohnt hat. Eine Perücke könnte die Erklärung für die langen, gewellten gefärbten Haare sein, die in Gilly Paulssons Bettwäsche, in deinem Schlafzimmer und auch an dem Isolierband der Bombe in deinem Briefkasten entdeckt wurden. Nach Ansicht deiner Tante würde eine Perücke auch viele andere Fragen beantworten. Außerdem suchen wir sein Auto. Offenbar hat die alte Frau, die verstorbene Bewohnerin des Hauses, in dem er sich versteckt hatte, einen weißen 91er Buick gefahren. Niemand hat eine Ahnung, was nach ihrem Tod aus dem Wagen geworden ist. Die Familie hat sich nicht darum gekümmert. Scheint so, als wäre die Frau selbst ihnen auch egal gewesen. Wir glauben, dass Pogue diesen Buick benutzt, der immer noch auf Mrs. Arnette zugelassen ist. Es wäre gut, wenn du so bald wie möglich zurückkommst. Allerdings solltest du besser nicht bei dir zu Hause übernachten.«
    »Keine Sorge«, erwidert sie. »In dieses Haus setze ich keinen Fuß mehr.«
    51
    Edgar Allan Pogue schließt die Augen. Er sitzt in seinem weißen Buick auf einem Parkplatz am Highway A1A und hört Musik, die heutzutage Classic Rock heißt. Die Augen fest geschlossen, versucht er, den Husten zu unterdrücken. Wenn er hustet, brennen ihm die Lungen, und ihm wird schwindelig und kalt. Er weiß nicht, wo das Wochenende geblieben ist, aber alles ist gut gelaufen. Der Radiosprecher sagt etwas von Berufsverkehr. Montagmorgen. Pogue hustet, und Tränen treten ihm in die Augen, als er mühsam durchatmet.
    Er hat eine Erkältung. Bestimmt hat er sich bei der rothaarigen Kellnerin in der Other Way Lounge angesteckt. Als er sich am

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