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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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nicht, ich kann mich doch nicht an jedes Platschen erinnern.»
    «Das müssen Sie auch nicht», beruhigte Heinrich sie und warf Aksoy einen Seitenblick zu, der heißen sollte: Wenn du’s hier bei jedem so genau nimmst, sind wir noch bis morgen mit der Nachbarschaftsbefragung beschäftigt.
    Aksoy gab der Frau ihre Karte. «Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns an. Könnten wir uns jetzt vielleicht irgendwo setzen? Dann können wir die restlichen Mitglieder der Familie in etwas gemütlicherer Atmosphäre befragen als hier zwischen Tür und Angel.» Sie standen noch immer in der Diele. Aksoy hoffte insgeheim, dass höfliche Instinkte Frau Stolze dazu treiben würden, ihnen ein warmes Getränk anzubieten, wenn sie erst einmal im Wohnzimmer säßen.
    Frau Stolze errötete.
    «Also … ja natürlich, also, ach, ähm, warten Sie doch bitte hier noch einen Augenblick, ich weiß ja gar nicht, ob das Wohnzimmer für Gäste …»
    Ihr Sohn verdrehte die Augen. «Mensch, Mam», murmelte er. «Das ist den Leuten scheißegal, ob’s bei uns ordentlich ist.»
    Sie war schon nach hinten verschwunden, und man hörte sie hektisch etwas räumen. «Sorry», sagte Sebastian mit einem apologetischen Grinsen. «Hausfrauen halt. Kommen Sie doch einfach mit in die Küche.»
    Die kleine Küche war aus den achtziger oder vielleicht noch siebziger Jahren, altdeutsche Kunststoffromantik, aber tipp-topp-ordentlich. «Soll ich Kaffee machen?», fragte Sebastian.
    «Geht auch Tee?», fragte Aksoy und rieb sich die verfrorenen Hände. Das Küchenfenster ging auf die Straße und nicht auf den Main. «Klar geht auch Tee», sagte Sebastian und griff nach dem Wasserkocher. «Ihnen ist echt kalt, stimmt’s?»
    Aksoy lachte. «Gut erkannt.» Sie setzte sich auf einen der beiden frotteeüberzogenen Hocker und zog ihre Kapuze ab. Jetzt erst sah man, wie lang ihre glatten dunkelbraunen Haare waren, die sie mit einem Band streng zusammengebunden hatte. Heinrich lehnte sich schicksalergeben an die Schrankwand.
    Während Sebastian Tee kochte, berichtete er, er sei am Vorabend nicht zu Hause gewesen. «Geburtstag von ’nem Kumpel. Ich wollte eigentlich ganz da schlafen und heute brunchen, aber dann waren wir alle so fertig, und der große Bruder hat uns netterweise in der Nacht nach Hause gefahren. So um kurz nach zwei war ich wieder da. Da war hier natürlich alles dunkel. Schlüssel hatte ich keinen dabei. Aber wir haben so ’n Ersatzding im Garten. Unter dem Gartenzwerg.»
    «Gefährliche Angewohnheit», bemerkte Heinrich.
    «Und Ihnen ist nichts aufgefallen auf der Mainseite?», fragte Aksoy.
    Aus dem Hintergrund drang jetzt der Klang einer gereizten Männerstimme, unterbrochen von entschuldigend flehenden weiblichen Lauten.
    Sebastian tat so, als höre er es nicht. «Es war alles ruhig im Garten», antwortete er. «Bis auf die üblichen Wassergeräusche. Und windig war es auch ziemlich. Zu sehen war, glaub ich, nichts Besonderes.»
    Aksoy gab ihm ihre Karte, falls ihm später noch was einfallen sollte. Dann bohrte sie nach.
    «War der Fußweg am Ufer frei? Oder stand da ein Auto?»
    Sebastian schien einen Augenblick zu überlegen. Als er den Kopf schüttelte, kam sein Vater zur Küchentür herein. Stolze, jetzt in brauner Hausjacke und Jeans statt Sportdress, war groß, aber schmalschultrig, hatte braunes Haar, ein ausgeprägtes Kinn und dunkle, dichte Augenbrauen.
    «Das tut mir leid», sagte Stolze jovial, zu Heinrich gewandt. «Ich weiß wirklich nicht, warum meine Frau mich nicht sofort gerufen hat. Ich dachte natürlich, es ist bloß unser Sohn, der da klingelt. Meine Frau ist manchmal etwas konfus, verstehen Sie, man muss da tolerant sein als Ehemann. – Und was kann ich also noch für Sie tun?»
    Er hatte seiner Aussage von heute früh leider nichts Bedeutendes hinzuzufügen. In den letzten Tagen war ihm nichts aufgefallen. Bis elf, halb zwölf hatte er gestern Abend ferngesehen, danach war er zu Bett gegangen. Keine besonderen Vorkommnisse während der Nacht.
    «Ihren Sohn haben Sie auch nicht nach Hause kommen hören?»
    «Wie? Wann ist der denn gekommen? Ich dachte –»
    «Etwa um zwei, sagt er.»
    «Was? Um zwei? Das verstehe ich nicht. – Sebastian, darüber reden wir noch. Nein, ich glaube nicht, dass ich ihn gehört habe.»
    «Ich hab aber was gehört», sagte Sebastian plötzlich. «Ist mir grad eingefallen. Da waren Schritte draußen, als ich mich gerade hingelegt hatte. Auf der Mainseite. Und heute Morgen, da hat mich

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