Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Tisch im Foyer rempelte. Das Klirren von splitterndem Porzellan hallte durch das elegante Stadthaus der Wemberlys, umgehend gefolgt von klappernden Schritten aus mehreren Richtungen.
Verflixt und zugenäht, hier gab es kein Entrinnen. Caroline musste von Glück reden, wenn man sie nur rausschmiss und nicht der Wache übergab. Nur gut, dass sie diesmal vorgesorgt hatte.
»Mr. Wemberly, was ist denn bloß passiert?« Die schrille Stimme von Mrs. Wemberly war wie Zitronensaft auf einer Wunde für Carolines Sinne. Die Dame des Hauses eilte ihrem Gatten zur Seite, so schnell es ihre zu engen Tanzschühchen und ihr noch engeres Korsett erlaubten, während der Butler und die Haushälterin mit einer mechanischen Kehrmaschine und einigen feuchten Handtüchern herbeieilten. Das Gerät knarzte und seufzte, als die Haushälterin Mrs. Dennis die Scherben auffegte.
Mr. Wemberly presste die Hand auf seine lädierte Nase und deutete auf Caroline. »Dieses … dieses …« Natürlich klang es mit seinem geschwollenen Schnabel mehr nach »Diebes … diebes …«, weswegen Caroline ein unangebrachtes Grinsen unterdrücken musste. Sein letztes Wort jedoch brachte er ziemlich deutlich hervor und wischte damit jeden Anflug eines Lächelns aus ihrem Gesicht. »Flittchen!«
Caroline kochte, obgleich es sie nicht überraschen sollte, dass er ihr die Schuld gab. Das taten sie immer. Dabei hatte sie ganz bestimmt nie einen Arbeitgeber zu romantischen Avancen ermutigt.
»Mr. Wemberly ist anscheinend ausgerutscht und gegen den Beistelltisch gestoßen«, erklärte Caroline mit ruhiger Stimme. »Ich bin mir sicher, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hat.«
»Miss Bristol!« Mrs. Wemberly bebte vor Empörung, als ihr Gatte lautstark alles von sich wies. »Hätten Sie die Güte, dieses absolut ungehörige Benehmen zu erklären?«
Caroline seufzte und schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht. Mein Gewissen ist vollkommen rein. Es ist ganz bestimmt nicht meine Schuld, dass Mr. Wemberly zu viel Brandy getrunken hat und sich für unwiderstehlich hält. Ich werde meine Sachen packen und auf der Stelle gehen.«
»Levenger, rufen Sie sofort die Wachmänner.« Mrs. Wemberly wirbelte herum und wandte sich an den Butler. »Bitte, zwei Diener sollen in der Zwischenzeit diese … diese … Kreatur bändigen.«
»Das halte ich für keine kluge Idee, Mrs. Wemberly«, sagte Caroline leise und beinahe freundlich. »Es sei denn, Sie wünschen, dass ich in der Times veröffentliche, wann und wo Mr. Wemberly Geld angenommen hat, im Austausch gegen vertrauliche Informationen über seine Bankkunden. Die Liste liegt sicher in den Händen einer guten Freundin, die den Auftrag hat, sie zu veröffentlichen, sollte mir etwas zustoßen.« Die Leiterin des Damen-Bücherclubs eine gute Freundin zu nennen war zwar etwas weit gegriffen, aber sie hatte sich tatsächlich bereiterklärt, den Beitrag zu veröffentlichen, sollte Caroline verschwinden.
Mr. Wemberly funkelte sie aus seinen wässrig blauen Knopfaugen an. »Sie wissen gar nichts, Sie nichtsnutzige Herumtreiberin.« Wieder klang es mehr nach niffsnuffige, aber Caroline registrierte seine Behauptung und seine Beleidigung mit einer hochgezogenen Braue.
»Ach nein? Fünfter November, Klavierkonzert bei Lady Joseph. Sie haben Baron Rotherton die Namen von vier Firmen in prekärer finanzieller Situation genannt. Als Gegenleistung für diese Liste überreichte er Ihnen ein dickes Bündel Banknoten. In Folge gelang es dem Baron, Anteile an all diesen Firmen zu erwerben, die Geschäftsführung zu übernehmen und sie zu einem ziemlich erfolgreichen Unternehmen zusammenzuschließen. Wirklich, Sir, wenn Sie Ihre Bediensteten betrügen wollen, sollten Sie mehr darauf achten, dass man Ihre Gespräche nicht mithört. Es gibt noch sechs weitere Vorfälle auf dieser Liste. Alle lassen sich überprüfen, sollten sie ans Licht kommen.«
Ihr erster Arbeitgeber hatte Caroline beinahe vergewaltigt und sie dann in Ketten abführen lassen, nachdem seine Gattin hineingeplatzt war. Seitdem hatte Caroline gelernt, sich tatkräftig zu wehren und sich mit den nötigen Druckmitteln auszustatten, damit man sie nie wieder dafür einsperrte, dass sie sich widersetzte.
Mrs. Wemberly sank in Ohnmacht und wurde gekonnt von Levenger aufgefangen, der sie einem Diener übergab, um sie hoch auf ihr Zimmer zu tragen. Levenger und Mrs. Dennis blieben und bewahrten stoische Mienen.
»Waf wollen Fie?«, schnaubte Wemberly.
»Nur das, was man mir
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