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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
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Schundblättern ihren Lesern weismachen wollten.
    In jedem Fall aber waren die Mädchen einem unerfreulichen Schicksal entronnen. Die meisten von ihnen konnten in die Arme ihrer Familien zurückkehren, aber ein, zwei von ihnen waren Waisen, deren Arbeitgeber bereits Ersatz für sie gefunden hatten, und die nun keine Unterkunft hatten. Hier hatte sich Merricks Tante Dorothy eingeschaltet. Sie hatte ihre Blaustrümpfe zusammengetrommelt, alles Freundinnen in mittleren Jahren, und für jedes dieser Mädchen eine Anstellung in ihren Häusern gefunden. Das war nicht so einfach gewesen wie vielleicht noch vor zehn Jahren. Dank des Vormarschs moderner dampf- und kurbelbetriebener Maschinen, der durch die mechanische Rechenmaschine von Lord Babbage möglich geworden war, war der Bedarf an menschlicher Dienerschaft gesunken. Und während es gesellschaftlich geduldet wurde, dass Frauen nach und nach in höheren Berufen mitwirkten, blieb immer mehr Frauen aus Arbeiterfamilien keine andere Möglichkeit als die Prostitution.
    Dorothy hatte das sofort erkannt und ihre Freundinnen gedrängt, zusätzliche Dienstmädchen anzustellen. Natürlich hatte das bedeutet, dass Merrick ihr die ganze schreckliche Geschichte erzählen musste.
    Natürlich hatte sie ihn gescholten, weil er nichts gegen die Misere der Kinderbande unternommen hatte, die ihm zu Hilfe gekommen war. Aber das hatte er ja vorgehabt – insbesondere, da einer von ihnen das Zeug zum Ritter hatte und der entkommene Vampir einen guten Blick auf mindestens zwei von ihnen erhascht haben dürfte. Mit diesem Gedanken im Kopf hatte er die gesamte Nacht von Freitag auf Samstag damit zugebracht, die Straßenkinder aufzustöbern, was ungefähr so war, als würde man einen ganz bestimmten Halm in einem großen Heuhaufen suchen. In Wapping wimmelte es nur so von Straßenkindern, und der Teil von Merricks Herz, der nach zehn Jahren Monsterjagd – menschlicher und anderer Art – noch nicht hart geworden war, wünschte, es stünde in seiner Macht, etwas für jedes von ihnen zu tun.
    Er rief sich ins Gedächtnis, dass er mit jedem Vampir oder anderem Verbrecher, den er aus dem Verkehr zog, einen Beitrag leistete. Doch irgendwie schien ihm das nicht genug, als er mitten auf einer engen Straße in Wapping stand.
    Bis eines der Straßenkinder versuchte, ihm die Uhr zu stehlen.
    Merrick wich dem ziemlich amateurhaften Versuch geschickt aus, schaffte es dabei aber, »versehentlich« eine Handvoll Pennies und Half pennies fallen zu lassen. Abgesehen davon, dass das Merricks Gewissen etwas erleichterte, waren das Kind – und zwei, drei weitere -nun mit dem Auflesen der Münzen beschäftigt, während Merrick in die Wigged Pig-Taverne schlenderte. Ein gemaltes Holzschild an dem einfachen roten Backsteinbau zeigte einen schweinsgesichtigen Richter mit weißer Perücke. Mit Dugan war Merrick auf der nahegelegenen Wache gewesen, um mit den Burschen aus der Gegend zu sprechen, und von ihnen hatte er erfahren, dass diese Taverne am Nachmittag der beste Ort war, wenn man einen gewieften Kerl namens Tommy suchte. Allem Anschein nach war der Junge nicht nur ein potenzieller Ritter, sondern auch ein Falschspieler. Merrick nahm an, dass geschärfte Sinne und ein schnelles Reaktionsvermögen in diesem Betätigungsfeld kein Nachteil waren.
    Zigarrenrauch und der säuerliche Geruch von schalem Bier schlugen ihm entgegen, als er in die schummrige enge Taverne trat, obgleich das angenehmer als der Schmutz draußen war. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er sich unter den vielleicht zwanzig Gästen um. Einige waren Händler aus der Nachbarschaft, die hier einen Happen zu Mittag aßen, andere Seeleute vom Hafen auf Landgang. Zwei ältere Männer waren in ihr Damespiel vertieft, allem Anschein nach ein tägliches Ritual. Ein paar Dirnen lümmelten in einer Ecke und musterten Merricks teuren Mantel mit Interesse, bis er den Kopf schüttelte. Er sah eine Weile zu, während Tommy an einem Tisch im vorderen Teil zwei Seeleute systematisch beim Kartenspiel schröpfte.
    Merrick bestellte sich ein Pint an der Bar und steuerte damit auf einen leeren Stuhl an Tommys Tisch zu. »Was dagegen, wenn ich mich dazugeselle?«
    Einer der Seeleute zuckte die Achseln und warf seine Karten auf den Tisch. »Sie können für mich einsteigen«, brummte er. »Ich bin pleite.«
    »Aye.« Der andere schob Tommy seinen letzten Halfpenny zu. »Kannst ihn genauso gut gleich haben, Junge. Bei dir ist heute der

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