Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Teufel im Spiel.«
»Danke, die Herrschaften.« Tommy bedachte Merrick mit einem misstrauischen Blick. »War ein Vergnügen, Geschäfte mit euch zu machen.« Aus der Nähe und bei Tageslicht betrachtet, erschien Tommy noch jünger als in der Dunkelheit. Er war ein gutaussehender junger Mann mit aschblondem Haar und blitzblauen Augen und in seinem Gesicht zeichneten sich bereits die markanten, harten Züge ab, die er im Mannesalter haben würde. Und er war groß für ein Straßenkind – wenn man ihn gut ernährte, würde er so groß wie Merrick werden, größer vielleicht sogar, obwohl er im Moment um die eins siebzig und viel zu hager war.
Die Seeleute verdrückten sich, als Merrick eine Handvoll Münzen auf den Tisch warf. Tommy mischte das alte Kartenspiel. »Was darf’s sein, Meister? Romme? Poker? Siebzehn und vier?«
»Der Geber wählt.« Merrick lehnte sich zurück und trank einen Schluck Ale. »Wie geht es deinen Freunden? Seid ihr in letzter Zeit nochmal irgendwelchen Vampiren begegnet?«
»Nein.« Wie Merrick senkte auch Tommy die Stimme, während er die Karten für eine Runde Poker austeilte. »Die Mädchen sind heilfroh, daheim zu sein. Unser Dank, Sir Merrick.«
»Gern geschehen.« Merrick studierte seine Karten und legte geistesabwesend alles außer den zwei Dreien ab. »Tommy, hast du schon mal vom Orden der Tafelrunde gehört?«
»Wie in den alten Geschichten, König Arthus und so? Ein bisschen.«
»So etwas in der Art.« Merrick war gerade dabei, eine der obersten Gebote des Ordens zu brechen, aber ihm blieb keine Wahl. »Aber ich rede vom wirklichen Leben, nicht von Kindergeschichten. Vielleicht hat dein Vater mal etwas erwähnt …«
»Bin dem Mann nie begegnet.« Tommy trank von seinem Dunkelbier. Er schnippte eine Karte weg und teilte Merrick drei Karten aus, sich selber eine. »Mama meinte, er war adelig, mehr weiß ich nicht.«
»Und lebt deine Mutter noch?« Merrick warf einen Blick auf seine neuen Karten und schob drei Pennies in die Mitte des Tischs.
»Nein. Sie ist seit Jahren tot.« Tommy zog mit und legte noch zwei Pence obendrauf.
Merrick ging mit und nickte. »Hast du von deiner Mutter gelernt, wie man Vampire jagt?« Obwohl eigentlich jeder von den Untoten wusste, gaben die meisten das Gegenteil vor, so, wie die Damen der feinen Gesellschaft taten, als wüssten sie nichts von Armut oder Prostitution. Es gehörte schlicht zum guten Ton, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass derart widernatürliche Kreaturen nicht existierten, insbesondere, weil die Blutsauger sich bevorzugt an den Armen und Einsamen vergriffen. Sie gingen überwiegend in den engen Straßen und Gassen auf Beutezug, wo sich die niederen Stände aufhielten. Die Reichen, die sich bewaffnet und in Gruppen fortbewegten, waren im Allgemeinen sicher vor den ziemlich seltenen Untoten.
»Nein. Hab’s hier und da aufgeschnappt.« Der Junge zuckte die Achseln und deckte seine Karten auf. Seine Straße von fünf bis neun in Pik schlug Merricks Dreier-Drilling. Merrick warf seine Karten auf den Tisch nahm sein Verlieren mit einem Nicken zur Kenntnis. Fast hätte er den Taschenspielertrick übersehen, der Tommy zu seiner letzten Karte verholfen hatte. Aber nur fast. Doch jetzt wollte er Tommy noch nicht darauf ansprechen.
»Dann bist du wohl ein Naturtalent«, sagte er, während Tommy mischte und die nächste Runde austeilte. »Wie steht es mit den anderen? Wie habt ihr euch gefunden?«
Erneut zuckte Tommy die Schultern. »Warum wollen Sie das wissen?« Er teilte aus, wobei er erneut schummelte, indem er seine Karten unten vom Stapel nahm.
»Ich schulde euch etwas – euch allen.« Merrick hob seine Karten auf. »Und ich glaube, du hast ein besonderes Talent dafür, gewisse Kreaturen zu jagen. Ich fände es gut, wenn du diese Begabung ausbaust.«
Tommy neigte den Kopf. Einen Moment lang sah er ganz typisch nach einem Jungen aus, dem man etwas Verlockendes hinhält, das er aus Vorsicht nicht zu ergreifen wagt. Seine Hände erstarrten, seine Karten lagen unberührt vor ihm. »Bieten Sie mir eine Anstellung an, Meister?«
Merrick senkte das Kinn. »In gewisser Weise. Eher eine … Lehre, könnte man wahrscheinlich sagen.«
Tommy beugte sich näher zu ihm heran. »Hat das irgendetwas mit dem Zauber zu tun, den Sie angewandt haben?«
»Das hat es. Zaubersprüche gehören zur Ausbildung der Ordensritter dazu.«
»Sprechen Sie von einer Art Vampirjägerclub?« Tommy versuchte, keine Miene zu verziehen, aber Merrick sah
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