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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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verwendete ihr Vater persönliche silberne Gegenstände aus dem Nachlass berühmter Tänzerinnen wie Françoise Prévost und Marie Justine Benoîte Duronceray. Damals wussten sie noch nicht, wie viel Glück sie gehabt haben. Denn welche Eigenschaften übertragen werden, ist vollkommen zufällig. Die Verjüngung hätte Miss Fiddlebury auch ihre ungewöhnliche Intelligenz kosten können.“ Charles war offenkundig entsetzt. Ich hob beschwichtigend die Hand. „Keine Sorge, Mister Eagleton. Miss Fiddleburys Charakter und Brillanz ist unverändert, das versichere ich Ihnen.“ 
    „Wie konnte sie sich für derartige Experimente missbrauchen lassen?“, fragte er erschüttert. 
    Ich verzichtete darauf ihm die Antwort zu geben, die ich mir selbst zusammengereimt hatte. Ein intelligenter junger Mensch geht so ein Risiko nur für etwas ein, was er unbedingt haben will. Und da Rachel wenig Interesse an Geld und Ruhm hatte, blieb für mich nur eine Antwort: Sie wollte für einen Mann attraktiver sein – und da fiel mir nur ein Kandidat ein. Natürlich lud ich Charles diese Einschätzung nicht aufs Gewissen.
    „Die Gewissenlosigkeit von Mister Fiddlebury kennt keine Grenzen, Mister Eagleton“, konstatierte ich. „Meine eigene Entstehung verdanke ich einem weit barbarischeren Verfahren.“ Damit hatte ich erneut seine ungeteilte Aufmerksamkeit. 
    „Dem ‚Essenzannihilator‘.“ Ich ließ das schreckliche Wort in Charles’ Verstand einsickern, bevor ich fortfuhr. „Miss Fiddlebury hatte herausgefunden, dass Silber unter dem Einfluss von Mondlicht nicht nur ‚abgestrahlte‘ Essenz aufnimmt, sondern selbige sogar aktiv aus allem Lebendigen herauszieht. Wegen der geringen Intensität des Mondlichts ist dieser Effekt aber gewöhnlich sehr schwach …“ Ich überließ es ihm, sich den Rest zu denken. Er enttäuschte mich nicht. Nach wenigen Augenblicken sagte er: „Wenn man sich bei dem trotteligen Erfinder Eagleton aber einen Lichtverdichter ausleiht, mit dem sich jede Art von Licht verflüssigen und wieder ausgießen lässt …“
    „… wird daraus eine Waffe“, vervollständigte ich nickend den Satz. Der Zorn ließ ihm eine Ader aus der Stirn treten.
    „Der Essenzannihilator kann ein Lebewesen jeder Essenz berauben und es damit töten“, stellte ich klar. „Und um etwas wie mich zu erschaffen, musste der Wirt gerade so weit ‚ausgeräumt‘ werden, dass der Körper nicht starb, bevor man ihn mit einer anderen Essenz füllte. Da der Prozess schwer zu kontrollieren ist, müssen sie dutzende Ratten getötet haben, bevor ich geschaffen wurde.“ Charles schüttelte den Kopf. Er war so zornig, dass ich glaubte, Rachel in Schutz nehmen zu müssen. „Nüchtern betrachtet ist das Leben  einiger Ratten vielleicht wirklich weniger wert als eine so bahnbrechende Erkenntnis.“ Er sah mich nachdenklich an.
    „Ich bewundere Ihre Sichtweise“, meinte er. „Insbesondere, weil Sie ein Betroffener sind. Und vielleicht haben Sie auch Recht mit Ihrer Einschätzung. Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, dass ich gedanklich nicht bei den Ratten war. Aus meiner Erfindung wurde eine Waffe gebaut, noch dazu ohne mein Wissen. Ich selbst wurde gebeten, als Ehrenmann keine Fragen zu stellen und einfach meine Erfindung herauszugeben. Und dann wird daraus nicht nur eine Waffe, sondern auch ein zentraler Teil einer Erfindung, von der ich aber nichts wissen darf.“ 
    Er wirkte sehr gefasst. Dennoch war ich in diesem Augenblick froh, nicht für die Ursache seines Grolls verantwortlich zu sein.
    „Ich verstehe Sie gut“, sagte ich diplomatisch.
    „Und woher stammt die Essenz, mit der Sie geschaffen wurden?“ Charles verdrängte seinen Groll erstaunlich schnell.
    „Ich wurde geschaffen um zu überprüfen, wieweit es möglich ist, gezielt die Intelligenz einer Person zu steigern. Aus diesem Grund wählte man Gegenstände, die angeblich einmal Galileo Galilei, Leonardo da Vinci oder Sir Isaac Newton gehört haben sollen. Ob das wirklich stimmt und wem die Objekte nach dem Tod dieser Männer gehörten, ist natürlich eine andere Frage. Im Vertrauen: Niemand kann wirklich wissen, wessen Essenz ich in mir trage.“ Irgendwie war mir Letzteres etwas peinlich.
    „Und Ihre erstaunlichen Augen? Sind die auch eine Folge dieser Essenzübertragung?“, wollte Charles wissen.
    „Allerdings. Manchmal gibt es auch solche körperlichen Auswirkungen – ein weiterer Fall ist zum Beispiel die Aufhebung der Gesichtslähmung von Miss

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