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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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wird das wohl kein Problem darstellen.“ 
    „Ist das alles, was Sie wollen?“, polterte der Hausherr dazwischen. „Sie wollen die Ratte?“
    „Mister Bradley“, korrigierte ich.
    „Mister Bradley“, wiederholte Charles betont, „ist dank Ihnen weit mehr als eine gewöhnliche Ratte. Es wundert mich, dass Sie Ihre eigene Leistung so wenig anerkennen.“ Fiddlebury war sichtlich verdutzt. „Und seine Freiheit sollte auch für Sie eine Selbstverständlichkeit sein.“
    „Schon gut“, meinte Fiddlebury mit wegwischender Handbewegung. „Nehmen Sie ihn einfach und ersparen uns die Moralpredigt.“
    „Aber Vater“, meinte Rachel. „Mister Bradleys Messreihe …“
    „Messreihe?“, erkundigte sich Charles. 
    Sie nickte. Noch immer konnte sie Charles nicht in die Augen sehen. „Ich habe Mister Bradley jeden Tag untersucht. So haben wir zum Beispiel herausgefunden, dass sein Stoffwechsel völlig verändert wurde. Für die Wissenschaft sind das unersetzliche Daten.“
    „Miss Fiddlebury“, sagte Charles mit versöhnlicher Stimme. „Sollte Mister Bradley bereit sein, weiterhin für diese Untersuchungen zur Verfügung zu stehen, wird das kein Problem darstellen. Ich werde Ihnen ohnehin bei Ihren Forschungen assistieren.“ Als Fiddlebury aufbegehren wollte, hob Charles abwehrend die Hand. „Keine Sorge, ich stelle nicht den Anspruch, bei der Veröffentlichung als Mitentdecker genannt zu werden.“ Dann wandte er sich wieder Rachel zu und nahm sogar ihre Hand. „Aber hier geht es um Wichtigeres. Dinge, die ich nie wieder gefährdet oder missbraucht sehen will.“ 
    Sie strahlte vor Glück und einen Moment dachte ich, dass sich die beiden küssen würden. In meiner italienischen Heimat wäre dieser Kuss jedenfalls vollkommen unvermeidlich gewesen. Aber Briten … 
    Ihr Vater war wohl der Einzige, der den Zauber des Augenblicks nicht bemerkte. Sogar Kinkin hatte sich gespannt vorgebeugt. 
    Um die Ahnungslosigkeit des Geiers nicht in Gefahr zu bringen erklärte ich: „Er meint natürlich seinen Lichtverdichter.“

    Tja, das hat schon fast wie das Ende dieser Geschichte geklungen, nicht wahr? Den Abend dieses Tages verbrachten Charles und Rachel jedoch nicht zusammen. Ich kann Fiddlebury, dem alten Geier, nicht einmal verdenken, dass er die neue Situation erst einmal verdauen musste. Er nannte es „einen Tag Bedenkzeit“, doch in Wirklichkeit standen die Fakten natürlich fest. Er hatte nur noch die Möglichkeit, seine eigene Einstellung hierzu zu überdenken. Ich nehme an, dass sich die arme Rachel abwechselnd die dozierenden Monologe und die Wutausbrüche ihres Vaters anhören musste. 
    Ich hingegen packte voller Enthusiasmus meine Habseligkeiten zusammen und zog noch am selben Abend in mein neues Zuhause um. Genauer gesagt: Charles trug mein Gepäck und mich in einer geliehenen Tasche in die Darthmoore Street 22. Und damit sollte offenbar der überraschende Teil dieses Tages für mich beginnen.
    Ich nehme an, dass keiner meiner Zuhörer schon einmal in einer Tasche umgezogen ist. Auch wenn es mir damals nichts ausmachte, ist so eine Tasche innerhalb kurzer Zeit außerordentlich stickig. Insbesondere wenn – wie in meinem Fall – zuvor eine Mischung aus gebrauchter Männerwäsche und Zwiebeln mit der Tasche transportiert worden war. Ohne jemanden beleidigen zu wollen ist auch zu bedenken, dass Menschen gegenüber Ratten wahre Geruchskrüppel sind. Zudem ist es in einer hochwertigen britischen Tasche stockdunkel, solange sie geschlossen ist. 
    Dass wir endlich an Charles’ Tür anlangten merkte ich nur daran, dass er plötzlich stehen blieb. Kurz darauf schien er mit jemandem zu sprechen. Jemandem mit einer beinahe singenden weiblichen Stimme. Konnte das ein Mensch sein? Auch als die Tasche plötzlich geöffnet wurde, konnte ich diese Frage nicht beantworten. Die ganze Welt schien nur aus gleißendem Licht zu bestehen; ich hätte nicht einmal meine eigenen Füße in diesem Inferno gefunden. Meine Ohren funktionierten jedoch hervorragend.
    „Uuuui! Was ein dróllisch Chérie i´r gebrackt ´abt mit!“, rief die weibliche Stimme begeistert.
    „Nein, Fifi. Er ist nicht drollig und auch kein Chérie“, erklärte Charles streng. „Das ist Mister Bradley, ein Kollege, der ab heute bei uns wohnen wird.“ 
    Die weibliche Stimme erklang zögernd und etwas gedrückt: „Oui, Mister Igeltón.“ 
    Leider vermochte ich nicht zu sagen, ob „Fifi“ jetzt beleidigt war.
    „Ich bin sicher, ihr werdet

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