Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
Vom Netzwerk:
diese Reaktion wohl als beleidigend oder wenigstens respektlos betrachtet. Bei Julie wäre ich nicht einmal auf die Idee dazu gekommen. „So große Ohren sind bestimmt zugempfindlich“, vermutete sie. 
    Ich zuckte mit den Schultern. „Eigentlich nicht“, gab ich zu. „Aber ich scheine Schlafmützen gewöhnt zu sein…“
    „Verstehe“, sagte sie feixend. „Ich habe ja auch nichts gegen die Träger von Schlafmützen. Nur die Schlafmützen selbst kann ich nicht leiden; die machen mir ja den ganzen Tag den Hof – auch wenn die keinen so schönen Bommel haben.“ 
    Ich bekam große Augen, doch offenbar hatte Julie ihren Kommentar gar nicht so anzüglich gemeint, wie ich ihn verstanden hatte. Ich lachte unsicher.
    „Ich will dich auch nicht lange wachhalten“, sagte das Mädchen das von nun an durch meine Wachträume geistern würde. „Ich habe nur eine Frage.“ Sie beugte sich erneut nah an mein Ohr. „Werde ich dich wiedersehen?“ Sie klang so ängstlich und verletzlich, dass ich mir wie Herkules und Atlas in einer Person vorkam. Einen Moment schnürte mir das Glück regelrecht den Hals zu. Dann schien der Italiener in mir zu übernehmen. 
    Statt einer Antwort legte ich ihr die Hand unter das Kinn und zog ihr Gesicht zu mir heran. Ich weiß nicht, was in mich fuhr, doch ich küsste sie. Sanft strich ich mit dem Mund über ihre Lippen und knabberte zärtlich an ihrer weichen Haut. Sie schien meine Reaktion vielleicht als überraschend, aber keineswegs unpassend zu empfinden. Sie schloss die Augen und gab sich einfach dem Zauber des Augenblicks hin. Als der Kuss endete, sah sie mich ebenso verwirrt an, wie ich mich fühlte. Doch in ihren Augen stand ein neuer Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Hoffnung? Freude? Dann senkte sie scheu kichernd den Blick und sprang auf. Ehe ich wieder richtig zu Besinnung kam, war sie schon wieder auf ihren Balkon hinübergeklettert und in ihrem Zimmer verschwunden.
    Als ich mich umwandte, sah ich mich einem sichtlich erstaunten Charles gegenüber. Verlegen lächelte ich zu ihm hoch. Was hätte ich auch sagen können? Nach einer fast greifbar im Raum stehenden Pause meinte er lapidar: „Ich denke, nach diesem Erlebnis kennen wir uns gut genug, das wir uns duzen sollten.“

    „Ich bin entzückt.“ Charles hatte sichtlich Mühe, sein Schmunzeln zu unterdrücken, während er Julie die Hand küsste.
    „Hätte ich gewusst, dass wir einen echten Gentleman zu Gast haben, hätte ich meine Migräne einfach ignoriert. Aber Sie haben ja ohnehin nur die Hunde besuchen wollen, nicht wahr?“ Ihr Augenaufschlag hätte mich wahrscheinlich in Ohnmacht fallen lassen. Aber leider war meine Teilnahme am Frühstück wegen der Hunde im Haus zu gefährlich. Charles schilderte ihren Augenaufschlag jedoch als äußerst beeindruckend. Und er ist kein Freund von Superlativen.
    „Aber nein“, versicherte er. „Aber die Hunde Ihres Vaters boten sich als Ausrede dafür, Sie kennenzulernen, geradezu an.“ 
    Sie lachte ein wenig übertrieben und ließ sich dann von Charles den Stuhl zurechtschieben.
    Julies Auftauchen am Frühstückstisch hatte ihren Vater überrascht. Sie offen mit seinem Gast flirten zu sehen, verschlug ihm jedoch die Sprache.
    „Als Erfinder müssen Sie viel zu erzählen haben“, führte Julie das Gespräch weiter.
    „Oh, Geschichtenerzählen ist nicht gerade meine starke Seite“, gab Charles zu. „Ich bin besser darin, mir einen Geschichtenerzähler zu bauen.“ Zu Blackwells maßlosem Erstaunen machte Julie große Augen. Der Ausdruck war offenbar so selten geübt, dass sich Charles wieder das Grinsen verkneifen musste.
    „Dann sollten Sie unbedingt so einen Geschichtenerzähler bauen. Als Erfinder müssen Sie jeden Tag mit so vielen Ideen zu tun haben und spannende Dinge entwickeln.“ Sie spielte das hübsche Dummchen wirklich meisterhaft. 
    „Ich glaube, Sie haben ein falsches Bild vom Alltag eines Erfinders, Miss Blackwell. Der größte Teil meiner Arbeit besteht aus Mathematik, dem Zeichnen von Plänen und langwieriger Konstruktion. Das muss man schon sehr mögen, um das spannend …“
    „Was Mister Eagleton sagen will“, mischte sich Blackwell ein, wurde jedoch sofort in zuckersüßem Ton von Julie unterbrochen.
    „Glaubst du, Mister Eagleton benötigt einen Übersetzer, Vater?“ Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern wandte sich wieder ihrem Gast zu. „Ich bin sicher, wenn man so viel im Labor ist, wird man schnell einsam? Da schließt man

Weitere Kostenlose Bücher