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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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hatte. Dann erst wurde mir bewusst, dass sie mich duzte. Was mir bei dem alten Geier und manchmal auch bei Rachel als grobe Respektlosigkeit erschien, war aus ihrem Mund ein Kompliment.
    „Danke“, war alles, was ich herausbrachte. Nie zuvor hatte mich meine Eloquenz so sehr im Stich gelassen. 
    Sie schien das nicht zu stören. „Ich bin übrigens Julie.“ Als ich nur nickte, lachte sie. „Und du? Hast du auch einen Namen?“
    „Bradley.“ 
    Wieder störte sie sich nicht an meiner knappen Antwort. „Aber du heißt nicht Eagleton mit Nachnamen, nicht wahr?“ Jetzt lachte auch ich.
    „Nein, ich habe keinen Nachnamen. Man nennt mich Mister Bradley“, erklärte ich.
    „Na, dann ist das dein Nachname.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nun, wenn du mich Julie nennen willst, muss ich dich auch mit Vornamen ansprechen können“, stellte sie klar. Bevor ich diese Logik in Frage stellen konnte, wurde ich bereits getauft: „Ich hab’s! Ich werde dich Brad nennen. Brad Bradley klingt nicht schlecht. Und wenn ich mal böse auf dich bin oder du dich dumm anstellst, könnte ich Bread zu dir sagen!“
    „Das ist in der Tat sehr praktisch“, gab ich zu. „Und wenn du richtig gemein sein willst, könntest du sogar Shortbread zu mir sagen.“ 
    Sie lachte.
    „Nein, Shortbread ist toll, dass wäre eher ein Kompliment!“ Dann schüttelte sie mit gespieltem Ernst den Kopf. „Wäre auch zu gefährlich für dich. Womöglich fange ich sonst noch an, an dir herumzuknabbern.“ Sie zwinkerte und ich spürte, wie mir bei diesem Gedanken das Blut in die Ohren stieg. Plötzlich war da eine Spur Ernsthaftigkeit in ihrem Blick. Nachdenklich musterte sie mich von oben bis unten. „Was hast du mit diesem Eagleton zu tun?“, wollte sie plötzlich wissen. Ihrer Betonung nach zu urteilen schien „Eagleton“ für sie ein Synonym für Unrat, Abschaum und Widerlichkeit zu sein.
    „Er ist mein bester Freund“, sagte ich dennoch stolz. Sie runzelte die Stirn, sodass ich mich zu einer kleinen Indiskretion hinreißen ließ. „Im Vertrauen gesagt: Ich denke, er ist bereits vergeben.“
    „Und was will er dann hier?“
    „Dein Vater hilft uns bei einem Forschungsprojekt.“ Sie hob zweifelnd die Augenbraue. „Also er stellt seine Hunde für einige Untersuchungen zur Verfügung“, präzisierte ich. Ihre Augenbraue wanderte noch weiter nach oben. „Ehrlich …“, sagte ich etwas hilflos. 
    Endlich lachte sie wieder. „Ich kann streng schauen, nicht wahr?“
    „Oh, ja, ich habe mich schon ein wenig gefürchtet.“ Als sie lächelte, zeigte ich vergnügt die Schneidezähne. Irgendwie konnten wir beide fast eine Minute nicht mehr damit aufhören, uns gegenseitig anzustrahlen. Es war ein magischer Moment. Dann begann ich mich in ihre Situation hineinzuversetzen. „Es muss sehr unerfreulich sein, wenn der eigene Vater einen ständig verkuppeln will.“ Kurz musste ich an Fiddleburys Kreuzungsideen mit den Ratten denken. Bei einigen Zeitgenossen musste einem elfenhaften Geschöpf wie Julie die Ehe ähnlich absurd vorkommen. 
    „Es ist sooo peinlich“, gab sie mir Recht. „Das erste Mal ist er mit solchen Ideen gekommen, als ich gerade dreizehn war. Dreizehn “, wiederholte sie noch einmal empört.
    „Unglaublich“, meinte ich perplex. 
    Sie nickte aufgebracht. „Weil das nicht aufhörte, habe ich ihm mit meiner Freundin Gwyneth aufgelauert“, erzählte sie in einer merkwürdigen Form von wütenden Amüsiertheit. „Wir haben uns eine gut versteckte Ecke im Garten ausgesucht, die man aber von seinem Balkon aus perfekt sehen konnte. Und dann haben wir ein bisschen herumgeknutscht.“ 
    Gegen meinen Willen klappte mir der Unterkiefer herunter. Die Bilder, die augenblicklich in meinen Kopf Amok liefen, ließen meine Ohren ein auffälliges Kirschrot annehmen.
    „Ihr Männer seid doch alle Ferkel“, sagte sie kichernd. „Selbst wenn ihr als Ratte daherkommt.“ Ihre Worte mochten abgeklärt sein, doch ihr Tonfall ließ erahnen, dass sie nicht wirklich wusste, wovon sie sprach. Allerdings nahm ich diese Tatsache nur nebenbei auf. Ich war zu sehr damit beschäftigt mich zu freuen: Sie sah mich als Mann an. Um mir nicht zu viel anmerken zu lassen fragte ich: „Und was hat dein Vater dann gemacht?“
    „Er ist völlig durchgedreht. Einen Moment dachte ich sogar, dass er mir eine runterhauen würde. Aber das hat er noch nie getan. Jedenfalls durfte ich Gwyneth seit dem nicht wiedersehen. Zum Ausgleich sorgt er dafür, dass die

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