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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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kalten Glühen Platz. Im selben Moment war auch die unnatürliche Stille verschwunden. Doch außer leisem Zischen und Knacken hatten meine Ohren nichts zu vermelden. Der Mangel an Geräuschen war ebenso unheimlich wie es die absolute Stille gewesen war.
    „Kinkin“, kam es empört aus einer anderen Ecke des Raumes. Ich kicherte überdreht. Völlig derangiert hob ich den Kopf und brauchte eine Weile, bis ich wirklich begriff, was ich sah. Der gesamte Raum war von einer dünnen Eisschicht überzogen. Die einzige Ausnahme bildeten kleine Inseln geschmolzenen Silbers, die an Wände und Decke gespritzt waren. Selbst Kinkin, die sich gerade wieder aufrappelte, war über und über mit Silber bespritzt.
    Den unheimlichsten Anblick bot jedoch der Hausherr. Kleidung und Haare waren versengt; an Gesicht und Händen waren Verbrennungen zu erkennen. Viel schlimmer waren jedoch seine Augen. Nicht einmal eine Leiche konnte einen so leeren Blick haben. Doch Fiddlebury lebte. Mit diesem schrecklichen Ausdruck in den Augen kroch er ziellos zwischen den Trümmern der Maschine herum. Plötzlich langte er in einen Tropfen noch halb flüssigen Silbers, schien aber weder das Zischen seiner Haut noch den zugehörigen Schmerz wahrzunehmen. Im Gegenteil. Er nahm die Hand von dem Metall und starrte sie sekundenlang ausdruckslos an. Und dann tat er etwas, was mir bis heute Alpträume bereitet.
    Er beugte sich herab und versuchte, das halb flüssige Metall aufzulecken . Das zischende Geräusch ging mir durch und durch. Gelähmt vor Entsetzen starrte ich ihn an. Der Geruch nach verbranntem Fleisch wurde so durchdringend, dass mir die Übelkeit in den Hals stieg. Doch er leckte noch einige Male über den heißen Fleck. Dann war seine Zunge nur noch ein toter Brocken Fleisch, der den Befehlen seines Besitzers nicht mehr Folge leisten konnte. Ein verzweifeltes und seltsam verzerrtes Seufzen entrang sich seiner Brust.
    Fassungslos sah ich zu, wie er auf die Kellertreppe zukroch und sich schließlich am Geländer auf die Beine zog. Unsicher wie ein Betrunkener wankte er ins Erdgeschoss. Ich sollte wohl irgendetwas tun. Aber was? Und wie sollte ich das alles Charles und Rachel erklären?
    „Geht es dir gut, Kinkin?“, fragte ich.
    „Kinkin“, kam es etwas jämmerlich zurück. Sie hatte sich aufgesetzt und schaute unglücklich auf ihr von zahllosen Brandlöchern verunziertes Kleid herab. Auf ihrem ganzen Körper hatten sich Silbertropfen festgesetzt. Sie schien sich nicht wirklich etwas getan zu haben, bot aber ein Bild reinsten Jammers. Erstaunlich, wie ausdrucksstark die eigentlich ausdruckslosen Gesichter von Charles’ Geschöpfen waren.
    „Das bekommen wir alles wieder hin“, versicherte ich ihr.
    „Kinkin?“, erkundigte sie sich freudig.
    „Ja, Kinkin. Aber jetzt müssen wir Mister Fiddlebury helfen. Kannst du aufstehen?“
    „Kinkin.“ 
    Trotz der furchtbaren Situation musste ich grinsen. „Dann steh jetzt bitte auf und komm mit nach oben“, bat ich. Sofort machte sie sich daran, dieses Projekt in die Tat umzusetzen. Ich konnte allerdings nicht auf sie warten. Fiddlebury konnte sich in der Zwischenzeit alles Mögliche antun. Bevor ich meinem Intimfeind aber folgen konnte, klingelte es an der Tür. Ich rollte mit den Augen. Als wäre die Situation nicht schon kompliziert genug!
    Ich hatte die Hälfte der Kellertreppe hinter mich gebracht, als ich zu meiner Überraschung hörte, wie oben die Haustür geöffnet wurde. Dann war eine aufgebrachte Männerstimme zu hören, die aber Sekunden später leiser wurde und schließlich ganz verstummte. Ich bemühte mich, noch schneller zu laufen. Als ich am Kopf der Treppe anlangte, wurde es draußen Laut. Die aufgebrachte Männerstimme von eben war erst ärgerlich und dann immer lauter und ängstlicher zu hören. Offenbar fand draußen eine Art Kampf statt. Ich war bereits im Flur, als auch eine wohlbekannte weibliche Stimme erklang.
    „Shortbread?“ Julie hatte die Auseinandersetzung draußen wohl ignoriert und war einfach eingetreten. Ihre Stimme war brüchig vor lauter Angst um mich. Ihre Sorge war so herzerwärmend, dass ich die furchtbare Situation für einen Augenblick beinahe vergaß.
    „Julie!“, rief ich, so laut ich konnte. Endlich erkannte ich auch die Stimme vor der Tür. Offenbar hatte Mister Blackwell seine Tochter hierher begleitet. Sekunden später lagen wir uns in den Armen.
    „Oh, Shortbread“, schluchzte sie und begann zu weinen. Die restliche Welt erreichte uns erst

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