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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Soldaten gemacht hatte: der Nervenkitzel, dem Schicksal wieder einmal entwischt zu sein. Jeden Augenblick könnte er getötet oder furchtbar verstümmelt werden, doch nach einer Schlacht stellte sich stets jene unvergleichliche Hochstimmung ein … jener schwindelerregende Augenblick der Gewissheit, dass man dem Tod erneut ein Schnippchen geschlagen hatte.
    Ja, er brauchte wieder eine Gelegenheit, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, um die Aufmerksamkeit Marlboroughs zu erregen … vielleicht sogar die der Königin. Nur so würde er offiziell zum Captain ernannt.
    Eine Stimme holte ihn ins Hier und Jetzt zurück. Slaughter spannte den Hahn seiner Muskete. »Ein Reiter, Sir. Kommt von links.«
    Erneut schloss sich Steels Hand instinktiv um den Griff seines Degens. Er war bereit, die Waffe zu ziehen.
    Der Kavallerist ritt geradewegs durch den Nebel auf sie zu. Steel gewahrte einen scharlachroten Uniformrock, aber da er wusste, dass auch die Franzosen ihre besten Reitereinheiten mit roten Uniformen ausstatteten, konnte er sich noch nicht entspannen. Deshalb zog er den Degen weiter aus der Scheide. Slaughter hob die Waffe und zielte. Erst als der Reiter auf zehn Yards herangekommen war, erkannten sie, dass er seinen Säbel nicht gezogen hatte. Augenblicke später fiel ihr Blick auf die grüne Kokarde, die an dem Dreispitz hing: Das vereinbarte Zeichen der Alliierten für den Feldzug. Steel wusste, dass der Mann ein junger Cornet war, ein Lieutenant der englischen Kavallerie.
    Der Reiter brachte sein Pferd zum Stehen, nahm den Hut zum Gruß ab und sprach in unüberhörbar arrogantem Ton, was seine Stellung als Flügeladjutant unterstreichen sollte. »Cornet Hamilton, Sir. Aus dem Generalstab. Ich bringe Befehle von Lord Orkney für Colonel Farquharson. Könntet Ihr mich zu ihm geleiten? Wo hält er sich auf?«
    Steel hatte dafür nur ein Lächeln übrig. Er deutete in den Nebel. »Ich fürchte, da können wir beide nur raten, Cornet. Ihr könnt die Befehle getrost an mich weitergeben. Captain Steel – ich kommandiere Farquharsons Grenadierkompanie.«
    Hamilton schaute kritisch drein und wägte seine Optionen ab. »Also gut. Euer Regiment soll augenblicklich Halt machen, Captain. Ihr seid zu weit vorgerückt. Die Franzosen stehen unmittelbar hinter diesem Feld. Mindestens zehn Bataillone, soweit wir es abschätzen können. Ihr werdet Euch hier formieren. Keinen Schritt weiter.«
    Steel nickte. »Habt Dank.« Dann wandte er sich Williams zu, der aus dem Nebel auftauchte. »Mr. Williams, haltet Ausschau nach dem Colonel. Sagt ihm, wir müssen sofort Halt machen und in Linienformation Aufstellung nehmen.«
    Während der Fähnrich linker Hand in Richtung Regiment eilte, setzte Hamilton seinen Hut wieder auf und wendete sein Pferd. Steel sah, wie er langsam im Nebel verschwand, und hatte ihn bald ganz aus den Augen verloren.
***
    Etwa hundert Yards weiter links ritt Cornet Hamilton in leichtem Trab an den Reihen der Rotröcke vorbei, die inzwischen in ihren Regimentern abwartend auf der kleinen Anhöhe standen. Als er sich den hinteren Formationen näherte, wurde der Nebel allmählich lichter. Schließlich erreichte Hamilton die Kuppe einer Anhöhe. Von dort konnte man selbst durch die grauen Wolken erahnen, dass die gesamte alliierte Armee sich weiter unten verteilt hatte. Langsam ritt er an einem Regiment niederländischer Infanterie entlang und entdeckte eine Gruppe berittener Offiziere, von denen einige versuchten, sich einen besseren Überblick mit ihren Fernrohren zu verschaffen. Rasch und möglichst unauffällig ging er die Gesichter der Herren durch und entdeckte schließlich den Mann, den er suchte. Er zügelte sein Pferd, grüßte vorschriftsmäßig und sprach den Gesuchten leise an.
    Ganz in der Nähe, jedoch außer Hörweite, ließ ein Mann in scharlachrotem Uniformrock, an dem die Schärpe des Hosenbandordens zu erkennen war, seinen Blick über die Ebene schweifen. Er hatte durchdringende grüne Augen und trug einen golden verzierten Hut auf einer teuren, schulterlangen Perücke. John Churchill, der Herzog von Marlborough und Oberbefehlshaber der alliierten Armee, sprach den Offizier an, der unmittelbar neben ihm stand: William Cadogan, seinen vertrauenswürdigen Generalquartiermeister.
    »Wisst Ihr, William, ich wünschte, wir wären nach Italien marschiert, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Aber ich glaube dennoch, dass wir die Franzosen heute schlagen werden. Deshalb darf ich mich nicht

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