Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

lediglich die Vorgänge des folgenden Jahres zusammengefasst, als Marlboroughs Popularität rapide abnahm. Denn die von den Alliierten eingesetzte niederländische Regierung in den Provinzen Brabants erregte nach und nach den Unmut der Menschen dort, die den Calvinismus der Vereinigten Niederlande sogar noch mehr hassten als den Despotismus der Franzosen, die zumindest katholisch waren. Es gab sogar eine flämische Untergrundbewegung, und ich habe Grund zu der Annahme, dass die Anhänger sich des mittelalterlichen Mottos schild ende vriend bedienten. Doch vielleicht war diese Volksbewegung nicht so nationalistisch eingestellt, wie ich es dargestellt habe.
    Marlborough war trotz seiner allgemeinen Popularität und großen Beliebtheit bei den einfachen Soldaten ständig Anfeindungen in der Presse jener Zeit ausgesetzt. Offiziere in der Armee schmiedeten Ränke gegen ihn. Der Verfasser zahlreicher niederträchtiger Attacken gegen Marlborough, ein gewisser John Tutchin, wurde wegen Verleumdung festgenommen, ausgepeitscht und starb im September 1707 an seinen Verletzungen. Obwohl Marlborough beschuldigt wurde, für Tutchins Tod verantwortlich zu sein, wurde keine Anklage erhoben.
    Ostende besitzt heute ein ganz anderes Gepräge. Die Stadt wurde nicht nur 1706 von den Briten zerstört, sondern litt auch erheblich während der zwei Weltkriege. Dennoch kann man auch heute noch den Verlauf von einigen der eindrucksvollen Befestigungsanlagen von Vauban nachvollziehen. Natürlich haben sich viele Straßennamen geändert, und ich entschuldige mich für grobe Ungenauigkeiten.
    Wer mehr von Vaubans Baukunst sehen möchte, kann sich die hervorragenden Modelle im Musée de l’Armée in Paris anschauen. Beispiele finden sich noch im Pas de Calais in Nordfrankreich bei Gravelines, Fort d’Ambleteuse und in Calais selbst, genauer am Beispiel des Fort Nieulay. Auch die Zitadelle von Lille vermittelt noch sehr viel von der ursprünglichen Atmosphäre der Festungen. Steht man dort auf einer Mauer, erklimmt eine Böschung oder geht durch ein Tor in den Verteidigungsgraben, kann man sich sehr gut vorstellen, wie Ostende zurzeit von Jack Steel ausgesehen haben mag.
    Da Ostende gesichert war, hatte Marlborough fortan eine stabile Basis für die Nachschubwege und Truppenverstärkungen in Flandern. Mit dem Sieg erhöhte er den Druck auf die Regierung und Queen Anne, der Krieg müsse in den nördlichen Landen gewonnen werden und nicht auf spanischem Boden, wie es Charles Mordaunt, der 3. Earl of Peterborough, forderte. Verglichen mit den vier großen Siegen bei Blenheim, Ramillies, Oudenaarde und Malplaquet ist die Eroberung von Ostende heute fast vergessen.
    Das ist charakteristisch für viele andere erbittert geführte Gefechte, die Marlborough im Verlauf der nächsten sechs Jahre bis zum Ende des Krieges befehligte, Gefechte, in denen sich die britischen Grenadiere in weiteren tapferen und wagemutigen Aktionen hervortaten. Wie Trevelyan schon schrieb: »Sie verloren mehr Männer in fast hundert vergessenen Angriffen und Erstürmungen … als in den vier berühmten Schlachten des Krieges.« Und auch wenn die Grenadiere es noch nicht wissen, es sind diese vergessenen Siege, die Steel und seine Kompanie noch vor sich haben auf ihrem langen Marsch in Richtung des endgültigen Friedens.

Iain Gale hatte immer eine Leidenschaft für Militärgeschichte. Er ist Herausgeber von S COTLAND IN T RUST , der Zeitschrift des National Trust for Scotland, und schreibt als Kunstkritiker für S COTLAND ON S UNDAY . Er wohnt mit seiner Frau und ihren gemeinsamen Kindern außerhalb von Edinburgh.