Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
wir getan? Wir führen keinen Krieg gegen Euch. Wieso?«
Jennings war erschrocken und schwieg. Da kam ihm ein Gedanke. Ein brillanter dazu. »Entschuldigt, meine Liebe, ich bin im Nachteil. Ich hatte Euren Namen nicht verstanden …«
»Weber. Ich heiße Louisa Weber, und dies ist das Wirtshaus meines Vaters.«
»Meine liebe Miss Weber, ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Im Namen Seiner Hoheit des Herzogs von Marlborough bitte ich Euch und Eure Mitbürger zutiefst um Verzeihung. Auf unserem Weg in die Stadt sind wir den Menschen von Sielenbach begegnet und haben versucht, für den Schaden aufzukommen, der angerichtet wurde. Die Siedlung ist offenbar verloren, aber wir tun, was wir können. Ich ersuche Euch, mir zu glauben, dass dies nicht das Werk der Engländer war. Bei meiner Ehre als Soldat und Gentleman. Das waren unsere holländischen Verbündeten, und ich schwöre Euch, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Sie werden zum Tode verurteilt.«
Die junge Frau sah ihn einen Moment lang unverwandt an. Dann schien sie zu begreifen.
»Oh, nein«, entfuhr es ihr. »Das wollte ich nicht. Niemand soll sterben. Der holländische Captain hat mir alles erklärt. Er sagte, sie handelten auf Befehl Eures Herzogs. Die Stadt werde niedergebrannt, um den Kurfürsten Max Emanuel zu treffen. Damit er das Bündnis mit Frankreich bricht. Es waren die Engländer, die den Befehl gaben, Sielenbach niederzubrennen.«
»Ich versichere Euch, Miss Weber, dass es nicht so war. Wir haben die Männer, die das Feuer gelegt haben, gefangen genommen. Es sind Holländer. Sie werden jetzt unter strengster Bewachung nach Donauwörth gebracht, wo man sie vor ein Kriegsgericht stellen wird. Sie werden gehängt.«
Die junge Frau senkte den Blick.
»Das tut mir leid. Ich wollte nicht, dass sie sterben. Der Captain schien ein netter Mann zu sein. Ein wahrer Gentleman.«
»Meine arme Miss Weber, wie viel Ihr noch lernen müsst, wenn es um Soldaten geht. Ich werde Euch vieles erklären müssen. Nicht jeder Offizier ist auch ein Gentleman. Ihr müsst wissen, dass man manchen Männern kein Vertrauen schenken darf. Dieser Captain war gewiss kein Ehrenmann.«
Mit diesen Worten trat er zu der jungen Frau und legte ihr eine Hand auf die Schulter, dort, wo der Stoff ihrer Bluse den Blick freigab auf die weiche, helle Haut ihres Ausschnitts. Sie zuckte zusammen, entspannte sich aber bei der Wärme seiner Finger. Es war schon lange her, dass jemand sie auf diese vertrauliche Weise berührt hatte.
»Meine liebe Miss Weber … Louisa, wenn ich darf? Einem Engländer könnt Ihr vertrauen. Insbesondere mir. Aber kommt, zeigt mir, wo ich heute Nacht schlafen kann. Natürlich werde ich die Übernachtung bezahlen, auch das Essen und den Wein, den Ihr meinen Männern vielleicht anbieten könnt. Wir haben einen langen und beschwerlichen Weg hinter uns, aber wir scheuen keine Mühen, wenn es darum geht, die Übeltäter zu bestrafen.«
***
Steel hatte inzwischen das Nachtlager für die Grenadiere in Augenschein genommen, eine Weidefläche hinter der Kirche, im Schatten einiger Apfelbäume. Sein Gepäck ließ er bei Slaughter und ging dann zurück auf den Marktplatz. Auch die Muskete hatte er in die Obhut des Sergeanten gegeben, den Degen jedoch trug er bei sich. Bei jedem Schritt in der geisterhaften Stille der Straßen hallten die metallenen Geräusche über das Pflaster. Unwillkürlich legte er eine Hand auf die Degenscheide, da es ihm fast wie ein Sakrileg vorkam, Waffenklirren an einer Stätte zu hören, die unlängst von der Härte des Krieges heimgesucht worden war.
Am Rande des Marktplatzes und entlang der Hauptstraße, die von Norden her in die Stadt führte, standen die Fuhrwerke in der späten Nachmittagssonne. Einige Fuhrleute hatten die Karrengäule ausgespannt und tränkten sie am Brunnen auf dem Marktplatz. Steel hatte Williams damit beauftragt, Wachen bei den Wagen aufzustellen; an jeder Straße, die nach Sielenbach führte, sollten je drei Grenadiere postiert werden. Das war fast die Hälfte seines Zuges. Den anderen Männern war es erlaubt, sich in der Schänke aufzuhalten. Steel war indes klar, dass er und Slaughter darauf zu achten hatten, dass jeder Mann nur die ihm zustehende Ration trank und nicht mehr. Steel bewegte sich da auf dünnem Eis. Die Bierration sollte die Männer besänftigen, aber wenn das Vorhaben außer Kontrolle geriet, wäre er für die Folgen verantwortlich.
Er steuerte die Schänke an und
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