Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
schmähliches Ende gefunden haben.«
Colonel Hawkins hüstelte. »Hier ist Mr. Steel, Euer Hoheit.«
»Ah, Mr. Steel.« Marlboroughs Miene hellte sich auf.
Steel salutierte vorschriftsmäßig. Marlborough lächelte, durchquerte den Raum und nahm zwei Gläser Wein von einem Silbertablett, das auf einem Sideboard stand. Die Bediensteten des Herzogs hatten sich alle Mühe gegeben, das neue Quartier ihres Herrn mit Möbeln auszustatten. Marlborough trat zu Steel und reichte ihm ein Glas.
»Ein Drink, Mr. Steel? Ihr habt die Fahne Eures Regiments gerettet, Sir, wie ich von Sir James Farquharson erfuhr. Lord Cutts hier glaubt, dass Ihr seine Brigade durch Euer beherztes Handeln gerettet habt.«
Cutts nickte gutmütig in Steels Richtung.
»Das war eine edle Tat, Steel. Gentlemen, entschuldigt mich für einen Moment. Ich hätte da noch eine Kleinigkeit mit dem Lieutenant zu besprechen.«
Marlborough ließ die Generäle mit ihren Geschichten von der französischen Niederlage allein und zog sich mit Steel in eine Ecke der großen Mühlenkammer zurück. »Ihr habt eine Fahne gerettet, Steel, und womöglich auch eine Brigade. Aber bei Gott, Ihr habt auch mich gerettet. Colonel Hawkins übergab mir die Papiere, die Ihr wiedergefunden habt. Keine Sorge, es fehlt nichts. Das habt Ihr gut gemacht, Steel. Und was ist aus Major Jennings geworden?«
»Er ist tot, Euer Hoheit. Ich habe mich persönlich darum gekümmert.«
Marlborough nickte. »Auch dafür habt Ihr meinen Dank. Ich stehe tief in Euer Schuld. Allerdings kann ich da vermutlich etwas für Euch tun, um Euch angemessen für Eure Dienste zu entlohnen.« Er rief durch den Raum. »Colonel Hawkins. Ich denke, Ihr habt da ein Papier für Mr. Steel.«
Hawkins verschüttete etwas Wein, als er durch den Raum eilte. »Ja, Sir, in der Tat.«
Er griff in seinen Uniformrock und holte ein gefaltetes Dokument hervor. »Hier ist es.«
»Gebt es dem Lieutenant ruhig, James«, meinte der Herzog.
Hawkins reichte Steel das Papier, das dieser sogleich auseinanderfaltete.
»Ihr müsst wissen«, fuhr Marlborough derweil fort, »dass Euer Auftrag nicht so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber Ihr habt es vollbracht. Und Ihr habt es sehr gut gemacht, Mr. Steel. Oder sollte ich besser sagen, Captain Steel?«
Steel überflog die Zeilen.
Seine Hoheit der Herzog von Marlborough befiehlt, dass der weiter unten Bezeichnete unverzüglich zum Captain der Grenadiere in Sir James Farquharsons Regiment ernannt wird. Die Ernennung gilt mit sofortiger Wirkung.
Das Dokument schloss mit Marlboroughs Unterschrift.
»Natürlich muss jede Beförderung«, fuhr der Herzog fort, »noch von Ihrer Majestät Queen Anne ratifiziert werden. Aber wegen dieser Formalie solltet Ihr Euch keine Gedanken machen. Also keine Sorge. Ihr dürft Eure Kompanie Grenadiere behalten. Es sind Eure Männer. Ihr seid wahrlich ein seltener Glücksfall, Steel. Einer meiner besten Offiziere in dieser Armee. Ich werde Euch in meinen Schreiben an Ihre Majestät lobend erwähnen. Und ich könnte mir denken, dass ich schon bald wieder auf Eure Dienste angewiesen sein werde, wie, Hawkins?«
»In der Tat, Euer Hoheit«, meinte der Colonel.
Marlborough widmete seine Aufmerksamkeit wieder den anderen Offizieren. »Gentlemen, noch ein Toast auf diesen großartigen und ruhmreichen Sieg. Auf Euch, Captain Jack Steel.«
Z UM HISTORISCHEN H INTERGRUND
Der Blenheim-Feldzug stellt ein Bravourstück in der britischen Militärhistorie dar. Es war allein Marlboroughs Initiative, mit der gesamten Armee zweihundertfünfzig Meilen von Flandern nach Bayern zu marschieren. Eine erstaunliche tour de force und eine Meisterleistung der Logistik, wenn man bedenkt, dass seine Streitmacht sich aus Soldaten aus vielen Ländern zusammensetzte. Von fünfundsechzig Bataillonen Infanterie und hundertsechzig Schwadronen Kavallerie waren nur vierzehn bzw. neunzehn britischer Provenienz.
Heutzutage steht Marlborough oft im Schatten von Wellington, aber betrachtet man die Dinge genauer, wird offenkundig, wie bedeutend Marlboroughs Leistung war. Marlboroughs Sieg bei Blenheim (bzw. Höchstädt aus deutscher Sicht) versetzte Ludwig XIV. einen herben Schlag, denn die Armee des Sonnenkönigs hatte bis dato seit fünfzig Jahren keine größere Schlacht mehr verloren. Mit einem einzigartigen Sieg rettete Marlborough das habsburgische Territorium und trieb die Franzosen in die Defensive.
In Zahlen ausgedrückt fielen den Alliierten 40 000 Franzosen
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