Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Eskorte Dragonern zu Fuß. Mein General lässt fragen, ob wir den Gegner angreifen sollen.«
Cadogan setzte ein Lächeln auf. Er brauchte nicht lange zu überlegen. »Das ist der Train, Hawkins. Die Fourage-Einheiten von Vendômes Armee. Er ist dort. Wir haben ihn aufgespürt.«
Zum Cornet gewandt, sagte er: »Sagt Eurem General, dass er die Abteilung angreifen muss. Sagt ihm, er soll sie aufreiben, so gut es geht. Er soll sehen, ob es möglich ist, eine Standarte zu erobern und Offiziere gefangen zu nehmen. Aber gebt acht, dass auch einigen Soldaten die Flucht gelingt, damit sie ihren Herren von unserer Anwesenheit hier berichten können … von ihrer eigenen Schande einmal abgesehen.«
Das war das Wunder, auf das er gehofft hatte! Eine Möglichkeit, die schlachthungrigen Franzosen wachzurütteln und ihnen vor Augen zu führen, dass die Alliierten hier vor Oudenaarde waren. Jetzt würde Cadogan den Gegner herausfordern, ehe Vendôme Zeit hatte, sich auf die zweite Armee von Berwick zu verlassen. Der Herzog von Berwick käme zu spät.
Das erkannte auch Hawkins. Er lächelte. »Wir haben sie, Sir. Ihr hattet recht, und wenn ich die Franzosen richtig einschätze, so werden sie nicht in der Lage sein, sich zu helfen. Sie werden auf Vergeltung sinnen. Ich möchte behaupten, dass Marschall Vendôme noch beim Frühstück sitzt. Und wenn er geruht, sich vom Tisch zu erheben, wird er feststellen, dass die Hälfte seiner Armee ins Feld gezogen ist, begierig, die Ehre Frankreichs wiederherzustellen. Gott sei es gedankt.«
»Ja, in der Tat, James, danken wir Gott. Aber auch Ihr solltet beten. Bedenkt, dass wir im Augenblick nur zehntausend Mann zur Verfügung haben und uns einer Übermacht erwehren müssen. Marlborough ist noch gut zwanzig Meilen hinter uns.«
»Oh, das werden wir schon schaffen, Sir.«
»Daran habe ich keine Zweifel, James. Unsere Truppen sind die besten der Welt. Es ist nicht so sehr das ungleiche Kräfteverhältnis, das ich fürchte. Auch die Bodenverhältnisse werden uns nützlich sein. In dieser Schlacht wird es vor allem auf die genaue Zeitabstimmung ankommen. Daher müssen wir zuallererst die Pontonbrücken in Stellung bringen.«
Er drehte sich im Sattel um und ließ den Blick weit über die Marschkolonne schweifen. »Wo, zum Teufel, ist Harker?« Mit erhobener Stimme wandte er sich an eine Gruppe Stabsoffiziere. »Meine Herren, ich brauche Colonel Harker und seine verdammten Pontons.«
Kaum waren die Worte des Grafen verklungen, als auch schon das erste von insgesamt vierzig Ochsenfuhrwerken zu sehen war, voll beladen mit den speziellen Pontonbooten aus dünn gefalztem Kupferblech und den hölzernen Elementen, die auf die Boote genagelt wurden. An der Spitze des Trosses ritt Colonel Harker. Nun trieb er sein Pferd in Cadogans Richtung. Der Colonel, rotgesichtig und außer Atem, grüßte vorschriftsmäßig, während Cadogan förmlich mit dem Kopf nickte.
Jetzt nimmt es also seinen Lauf, dachte Cadogan. In einer Stunde wären die Pontonboote einsatzbereit. Danach würden die Franzosen alles daransetzen, die kleine Streitmacht des Grafen zu bekämpfen. Und dann bliebe Cadogans Männern nichts anderes übrig, als die Stellung zu halten, zu kämpfen … und zu warten.
1.
Schwaden des vertrauten, beißenden Pulverdampfs, überlagert vom Stakkato der Musketensalven, trieben vom Fluss zu ihnen herüber. Captain Jack Steel stand auf einer der mit Holz ausgelegten Pontonbrücken, die noch vor Mittag über die Schelde verlegt worden waren, und ließ sich einen Moment von dem Kampfgeschehen ablenken, das sich vor seinen Augen abspielte, da er jemanden lachen hörte.
Als er nach links schaute, in Richtung Wasser, sah er, wie drei seiner Männer in den Fluss pinkelten; offensichtlich wetteiferten die Kameraden, wer am weitesten käme, und urinierten in hohem Bogen ins Wasser. Steel lauschte dem Lachen und den Prahlereien und beschloss, den Jungs ihren unschuldigen Spaß zu gönnen. Wer vermochte schon zu sagen, ob dieser Tag nicht vielleicht der letzte für die drei sein würde – oder gar Steels letzter Tag?
Der Rest von Steels Grenadierkompanie, insgesamt einundfünfzig Mann, stand wenige Schritte hinter ihm oder hatte es sich irgendwo auf dem Boden bequem gemacht, wie man es ihnen erlaubt hatte. Die Männer unterhielten sich, aber in diesen Gesprächen ging es nicht um die Schlacht, die weiter unten im Tal tobte, auch nicht um den Krieg als solchen, sondern um ganz andere Dinge: Um Frauen und Beute
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