Stefan Loose Reiseführer Thailand - Der Süden von Bangkok nach Penang (German Edition)
seines Nachfolgers Thaksin (2001–2005) die Situation in den südlichen Provinzen von Untätigkeit, Thai-Chauvinismus und militärischen Lösungsversuchen geprägt. Man verhängte in den Provinzen Yala, Narathiwat und Pattani das Kriegsrecht, verlagerte starke Militärverbände in den Süden und regierte mit harter Hand. Diese Politik bewirkte nur eine weitere Radikalisierung der Separatisten. In den Südprovinzen sind Bombenanschläge, Überfälle auf Polizei- oder Militärposten und Mordanschläge auf buddhistische Thais fast schon an der Tagesordnung. Auch nach Thaksins Sturz und der Machtergreifung der Militärs im September 2006 war, trotz diverser Deeskalationsversuche der Regierung, die Spirale der Gewalt nicht aufzuhalten. Wie es scheint, bestehen auch Verbindungen zur radikal-islamistischen Terrororganisation Jemaah Islamiyah. Auch die Regierung unter Premier Abhisit musste 2011 zugeben, dass die Gewalt im Süden ein immer größeres Problem darstellt und seit 2004 etwa 4000 Menschen ums Leben gekommen sind.
Weitere Informationen über die Entstehung und den Verlauf der Unruhen im Süden unter www.globalsecurity.org/military/world/war/thailand2.htm und en.wikipedia.org/wiki/South_Thailand_insurgency . Aktuelle Berichte über die Situation in den Südprovinzen findet man täglich in einer der beiden englischsprachigen Tageszeitungen
The Nation
und
Bangkok Post.
Geschichte
Im Gegensatz zu allen anderen Staaten Südostasiens kam Thailand nie direkt unter koloniale Herrschaft. Zwischen den Einflussgebieten Großbritanniens (Britisch-Indien und Birma im Westen, Malaya im Süden) und der französischen Kolonie Indochina (Laos, Kambodscha und Vietnam im Osten) gelegen, musste Thailand einer vorsichtigen Balancepolitik zwischen den Großmächten folgen und im 19. Jh. große Gebiete abtreten. 1896 garantierten beide rivalisierenden Großmächte die immerwährende Neutralität des zentralen Teils Siams – wie die damalige offizielle Staatsbezeichnung Thailands lautete –, ohne dabei zu vergessen, sich gegenseitig wirtschaftliche und strategische Einfluss- und Interessensphären zuzuschanzen. Militärisch aber wurde das Land nie unterworfen.
Bis zum 13. Jh.: Frühgeschichte
Keramik- und Waffenfunde in Ban Chiang und in der Nähe von Kanchanaburi weisen eine Besiedlung des Landes vor über 7000 Jahren nach. Neueren Funden in Grotten bei Krabi zufolge lebten bereits vor 43 000 Jahren Jäger und Sammler im Süden Thailands. Auch die Mlabri, „Geister der Gelben Blätter”, genannten ehemaligen Nomaden, die in den Wäldern bei Nan leben, siedelten bereits lange vor der Einwanderung der Thais in den Bergen im Norden (s. S. 805 , Bücher).
Die Herkunft der Thais ist wissenschaftlich umstritten. Im 8.–11. Jh. wanderten sie aus dem heutigen Süd-China in ein Gebiet, das sich von Assam im äußersten Westen bis nach Vietnam erstreckt. Dort kamen sie in Kontakt mit hinduisierten Bevölkerungsgruppen wie den Mon und Khmer. Vom 10.–13. Jh. erstreckte sich im Süden das Khmer-Reich von Angkor (Kambodscha) bis weit in das heutige Thai-Staatsgebiet hinein. In Chiang Saen und Chiang Rai, aber auch in Nord-Birma (Shan-Staat) und Yunnan entstanden unter lokalen Fürsten die ersten Thai-Reiche. Im 13. Jh. standen einige als Vasallen der Mongolen auf der richtigen Seite und gewannen nach der Eroberung von Birma und dem Champa-Reich in Vietnam an Einfluss.
13./14. Jh.: Unter der Herrschaft von Sukhothai
Die Khmer im Mekong-Delta und heutigen Kambodscha sowie die Mon in Zentral-Thailand und Niederbirma hatten mächtige Hindu-Reiche und hoch entwickelte Kulturen geschaffen. Ihr Einfluss ging jedoch im 13. Jh. stark zurück. In diesem Machtvakuum besiegte der Lanna-König Mengrai den geschwächten Mon-Staat Haripunchai (Lamphun) und gründete 1296 die Stadt Chiang Mai. Bereits 1220 waren die Khmer aus der zentralen Ebene verdrängt worden, wo 1228 Sukhothai als erste Thai-Hauptstadt entstand. Beide Thai-Fürstentümer waren von der Kultur der Mon und Khmer beeinflusst. Sie übernahmen deren Schrift und den Theravada-Buddhismus aus Ceylon, in den viele Elemente des Hinduismus und alten animistischen Glaubens integriert wurden. Sukhothai gelangte Ende des 13. Jhs. unter König Ramkhamhaeng zu kultureller Blüte. Er verband die Fähigkeit einer effizienten Herrschaft mit militärischer Stärke und trat gleichzeitig als Befürworter des Buddhismus und der Künste auf. Heute wird er in der offiziösen Geschichtsschreibung als
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