Stefan Loose Reiseführer Thailand - Der Süden von Bangkok nach Penang (German Edition)
„Vater Thailands” betrachtet.
Mitte 14.–Mitte 18. Jh.: Unter der Herrschaft von Ayutthaya
Der Nachfolgestaat Sukhothais war das um 1350 entstandene Königreich Ayutthaya im Zentrum der fruchtbaren Chao Phraya-Ebene. Zu Beginn des 15. Jhs. wurde Sukhothai unterworfen und das Khmer-Reich besiegt bzw. zum Vasallen degradiert. Gegen die nördlichen Kleinstaaten Lanna und Luang Prabang führten die Truppen von König Trailok zahlreiche Kriege. Um die militärische Position gegenüber dem nördlichen Nachbarn zu verbessern, wurde vorübergehend die Hauptstadt nach Phitsanulok verlegt. Chiang Mai, die Hauptstadt von Lanna, konnte jedoch nicht unterworfen werden. Seit 1578 war sie mit dem Königreich Birma verbündet bzw. 200 Jahre lang ein Vasall Birmas, des Erzrivalen des Ayutthaya-Reichs. Erst Ende des 18. Jhs. gelang die Eroberung von Chiang Mai und die Errichtung eines siamesischen Protektorats im Norden.
Waren die Sukhothai-Könige noch volksverbunden, so wurden jetzt am Hof Zeremonien eingeführt, die dem Herrscher göttliche Eigenschaften zusprachen. Damit war die absolute Monarchie geboren. Am weitesten gingen die Veränderungen in der Administration. Mitglieder der Königsfamilie, die bisher eigene Ländereien verwalteten, wurden durch ernannte Adlige ersetzt. In einer hierarchischen Rangordnung wurden die gesellschaftlichen Funktionen jedes Mitglieds des Königshauses und des Adels festgelegt. An der Spitze stand der König. Die Masse der Bauern waren entweder Freie oder Sklaven. Freie durften Land bis zu einer Größe von 25 rai (1 rai = 1600 m2) bestellen. Das Abgabenrecht teilte jedem Bürger Ayutthayas eine „soziale Wertigkeit”
(sakdi na)
zu, die über Landbesitz definiert war: Die des Königs war unendlich, die eines freien Bauern 25
sakdi na,
die des Thronfolgers 100 000 usw.
1569 wurde Ayutthaya von seinem stärksten Rivalen, dem benachbarten Königreich Birma, besiegt und ein neuer König ernannt, der die Oberhoheit Birmas anerkannte. 15 Jahre war Ayutthaya ein Vasall Birmas, bis es Prinz Naresuan in fünf Kriegszügen zwischen 1584 und 1592 gelang, die birmanische Herrschaft abzuschütteln. Mit den meisten anderen asiatischen Staaten unterhielt Ayutthaya intensive Handelsbeziehungen. Schiffe segelten nach Malakka, Indien, China und Java. Besondere Beziehungen bestanden mit China, das als „älterer Bruder” angesehen wurde.
Bedeutsam waren auch die Kontakte Ayutthayas mit europäischen Großmächten. Portugal hatte im Jahr 1511 das Sultanat Malakka erobert. Portugiesische Händler, Missionare und Diplomaten kamen auch nach Ayutthaya, portugiesische Söldner dienten im Heer. Im 17. Jh. trafen Holländer und Engländer ein, die Handelsstützpunkte nahe der Hauptstadt und in den Häfen des Südens einrichteten. 1664 erzwang Holland unter der Androhung militärischer Gewalt den Abschluss eines Vertrags, der ihm in wichtigen Bereichen des Außenhandels ein Monopol einräumte. Um den holländischen Einfluss zu begrenzen, nahmen die Ayutthaya-Könige von 1665–90 diplomatische Kontakte zu Frankreich auf. 1687 traf eine französische Gesandtschaft mit mehr als 600 gut ausgerüsteten Soldaten ein. König Narai geriet unter dem Einfluss des griechischen Abenteurers Konstantin Phaulkon mehr und mehr unter europäischen Einfluss. 1688 mündete der Widerstand des Thai-Adels und der königlichen Familie in einer Palastrevolte. Phaulkon wurde geköpft, die französischen Soldaten wurden vertrieben und das Land für die folgenden 150 Jahre gegenüber den westlichen Großmächten abgeschottet.
Mitte 18.–Mitte 19. Jh.: Beginn der Chakri-Dynastie
Nachdem Ayutthaya 1767 von Birma völlig niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht worden war, versank das Land im Chaos. Wie bei damaligen Kriegen üblich, wurden qualifizierte Handwerker, die überlebenden Mitglieder der Königsfamilie und weitere 106 000 Bewohner nach Birma verschleppt. Einige Provinzen und Vasallenstaaten erklärten sich nach der Invasion Birmas für unabhängig. Der Provinzgouverneur Taksin versuchte mit einigen verbliebenen Soldaten das Land erneut zu einen. Er wurde 1768 in der neuen Hauptstadt Thonburi zum König ausgerufen. In den folgenden 14 Jahren gelang es ihm in zahlreichen Kriegen, das Land wieder zusammenzufügen. Wichtigster Heerführer wurde General Chakri, der Taksin entmachtete und sich zum König Rama I. krönen ließ, dem ersten König der noch heute herrschenden Dynastie.
Die Chakri-Könige verfolgten bis zur Mitte
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