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Stefan Zweig - Gesammelte Werke

Stefan Zweig - Gesammelte Werke

Titel: Stefan Zweig - Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Zweig
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seien meine Worte. Denn wer nicht einstehet mit dem Leben für sein Wort, des Rede ist Rauch und verwehet. Auf… daß ich ausgieße meine Gesichte und schreie mein Warnen wider den König… fort… hilf mir weiter…
    BARUCH:
    Laß mich… laß mich mit dir gehen… daß ich tue, wie du tuest… denn ich fühle, ein Großes muß es sein, das du beginnest.
    JEREMIAS:
    Mit mir willst du gehen… war denn dein Wille nicht wider mich und dein Schwert?
    BARUCH:
    Zu stark warst du, da ich wider dich war… so will ich mit dir sein. Gebannt hast du mein Herz mit deinem Blute, ich tue, was du tuest, denn ich… ich glaube dir, Jeremias!
    JEREMIAS (innehaltend, wie erschreckt):
    Du glaubst meinen Worten?
    BARUCH:
    Ich… glaube an dich… denn klar sah ich dein Auge unter meinem Schwert.
    JEREMIAS:
    Du… glaubst an mich… wider die Priester und Profeten, die mich verleugnen, wider Volk und Stadt?
    BARUCH:
    Ich glaube an dich… denn ich sah dein Blut für dein Wort.
    JEREMIAS:
    Du glaubest an mich… eh ich selber kaum glaube meinen Träumen… redest du wahr, du Knabe?
    BARUCH:
    Ich glaube an dich, denn ich sehe dich aufrecht wider den Tod. Meinen Willen tu ich in deinen Willen.
    JEREMIAS (erschüttert):
    Du glaubst an mich… Knabe… wer bist du? Mein Blut hast du gesprengt aus mir und deinen Willen geworfen in den meinen… der erste bist du, der mir glaubet… und noch weiß ich deinen Namen nicht.
    BARUCH:
    Baruch bin ich, der Sohn Sebulons von Gilead.
    JEREMIAS:
    Du wirst keines Sohn mehr sein, so du mir glaubest, der Verstoßene wirst du sein, so du mir folgest, der Gehaßte und Verbannte, denn in Flammen muß verbrennen, wer leuchten will im Wort. Hüte dich, Baruch, du Knabe! Mein Blut hast du genommen von mir, soll ich darum das deine schon nehmen? (Ihn ergriffen fassend): Laß sehn deine Augen! Morgendlich noch leuchtet ihr Stern, soll ich ihn umwölken mit meinen Träumen? Rein glänzet deine Stirn, soll ich sie furchen mit meinen Sorgen? Klar runden dir die Lippen sich, soll ich sie bitter machen mit meiner Rede? Nein, Knabe, geh, geh von mir, den Schrecknis umgürtet, nicht wirf in Lauge dein Herz, weiche von mir um deines Lebens willen.
    BARUCH:
    Ich will mein Leben nicht… Dein Weg soll mein Weg sein, denn ich glaube dir, Jeremias, und dieser Glaube ist nunab mein Leben.
    JEREMIAS (bewegt):
    Der erste bist du, der mir glaubet, wahrlich meines Glaubens Erstling bist du und meiner Angst erstgeboren Kind… mit meinem Blute habe ich dich gezeuget und aus meiner Qual dich gewunden… soll ich dich wahrhaft nehmen in meiner Bitternis…
    BARUCH:
    Nimm mich mit dir… nimm mich mit dir… um Jerusalems willen…
    JEREMIAS (sich aufraffend):
    Um Jerusalems willen! Oh, es bedarf der Helfer in dieser Stunde, das verwirrte… So komm, Baruch, du Gezeugter meines Worts, auf, stütze mich, daß wir schreiten wider sie. Meine Angst, ich will sie werfen wider den König, meine Sorge, ich will sie schleudern in ihrer Herzen Schoß, auf, stütze mich, hilf mir wider sie!
    BARUCH:
    Ich gehe mit dir… ich gehe mit dir…
    (JUBELGESCHREI von nahe.)
    JEREMIAS:
    Wehe… wehe… wenn das Volk jubelt, ist Unheil im Werke.
    BARUCH:
    Sie kommen… sieh… aus dem Palast kommen sie…
    JEREMIAS:
    Ihnen entgegen… raffe mich auf… noch dunkeln mir die Sinne…
    BARUCH:
    Der König… der König ist unter ihnen… er hält das Schwert nackt in den Händen… zum Tempel ziehen sie…
    JEREMIAS:
    So raffe mich weiter… es ist Zeit…
    BARUCH:
    Die Hallen dröhnen von ihrem Gelärme… Hananja tanzt ihnen voraus wie David vor der Lade… sie haben obgesiegt… es ist zu spät… Weiche von ihnen, birg dich… es ist zu spät.
    JEREMIAS:
    Es ist nie zu spät… laß mich ihnen entgegen.
    BARUCH:
    Was willst du tun… mich laß es tun… ich bin jung und stark.
    JEREMIAS:
    Das Wort wider sie zücken wie ein Schwert… ich will wenden des Königs Herz… zu ihm muß ich durch… zu ihm…
    (DIE MENGE ist inzwischen unter wilden Rufen und Geschrei, Gesang und Lärmen aus dem Palaste hervorgeströmt, schäumt die Stufen nieder und strömt wieder zum Tempel empor. Das ganze Volk flammt in einer einzigen Ekstase. Alle Schreie von früher sammeln sich.)
    STIMMEN:
    Heil Zedekia… Israel über alle Völker… Krieg wider Assur… das Joch ist zerbrochen… es lebe Ägypten… Krieg mit Chaldäa… Vernichtung Nabukadnezar… zum Siege… zum Siege… heil dem Bund mit Ägypten… heil Zedekia… heil Abimelech… Sieg… Sieg…
    HANANJA

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