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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sofern man es richtig deuten konnte, besagte: »Ja, aber ich habe nichts gesagt, und niemand kann es beweisen. Nicht einmal du, mein Freund.«
    An dieser Stelle wurde ihre Unterhaltung jäh durch die Söhne der Ackerkrume unterbrochen, die einer nach dem anderen hereinkamen, um das Ende des Arbeitstages zu feiern. Diesmal waren ihre Blicke weniger misstrauisch, als sie Mumm auf dem Weg zum Tresen zunickten, und so setzte er sich mit seinem Schoppen lecker gewürzten Wurzelbiers hin und genoss den Augenblick. Einen sehr kurzen Augenblick, an dessen Ende der Schmied in die Kneipe stolziert kam und sich direkt neben ihm aufbaute.
    »Sie sitzen auf meinem Platz!«
    Mumm sah sich um. Er saß auf einer Bank, die sich in nichts von den anderen Bänken im Schankraum unterschied, akzeptierte aber gleichwohl die Möglichkeit, dass sie dennoch etwas Besonderes an sich haben mochte, erhob sich und ging mit seinem Glas in der Hand zu einer freien Bank hinüber. Kaum hatte er sich hingesetzt, da hörte er den Schmied sagen: »Das ist auch mein Platz, verstanden?«
    Aha. Also war das Ganze wohl doch als Ouvertüre zu einem handfesten Streit zu werten. Mumm war kein Anfänger, ganz und gar nicht, und in den Augen des Schmieds loderte der Blick eines Mannes, der unbedingt jemanden verprügeln wollte und allem Anschein nach davon ausging, dass Mumm der ideale Kandidat dafür sei.
    Er spürte den sanften Druck seines Schlagrings in der Hosentasche. Mumm war recht ökonomisch mit der Wahrheit umgegangen, als er seiner Frau versprochen hatte, er würde keine Waffen in den Urlaub mitnehmen. Schließlich war so ein Schlagring weniger eine Waffe als eine Rückversicherung, dass er am Leben blieb. Man hätte ihn als Verteidigungswerkzeug bezeichnen können, als eine Art Schild sozusagen, und zwar besonders für den Fall, dass man seine Verteidigung in Stellung bringen musste, noch ehe man angegriffen wurde.
    Er erhob sich. »Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, Jethro, wenn Sie die Freundlichkeit besäßen, Ihren Sitzplatz für den heutigen Abend jetzt auszuwählen, vielen Dank auch, denn danach würde ich gerne in Frieden austrinken.«
    Wer auch immer behauptet hat, eine sanfte Antwort lasse allen Zorn verrauchen, hat noch nie in einer Kneipe gearbeitet. Der Schmied schwelte ungefähr mit derselben Temperatur vor sich hin wie seine Esse. »Für Sie bin ich nicht Jethro, noch lange nicht. Sie dürfen mich Herr Jefferson nennen, verstanden?«
    »Und Sie dürfen mich Samuel Mumm nennen.« Er sah zu, wie Jefferson sein Glas sehr bedächtig auf dem Tresen abstellte und dann auf ihn zuschritt.
    »Ich weiß, wie ich Sie nennen darf, mein Herr …«
    Mumm spürte das glatte Messing der Ersatzknöchel, das vom jahrelangen Abrieb in seiner Hosentasche und natürlich auch vom Kontakt mit dem einen oder anderen Kinn glattpoliert war. Als er die Hand weiter hindurchschob, sprangen ihm die Ringe förmlich entgegen.
    »Entschuldigt bitte, Euer Gnaden«, sagte Jiminy, schob ihn sanft beiseite und sagte zu dem Schmied: »Was soll das denn, Jethro?«
    » Euer Gnaden? «, höhnte Jethro. »So nenne ich Sie jedenfalls nicht! Ich lecke Ihnen nicht die Stiefel, so wie alle anderen! Kommt einfach hierher, kommandiert uns herum und tut so, als würde ihm alles hier gehören! Und genau darum geht’s, oder? Ihnen gehört das alles! Ein einzelner Mann und so viel Land! Das ist nicht richtig! Sagen Sie mir, wie so etwas sein kann! Na los, erklären Sie’s mir!«
    Mumm zuckte die Achseln. »Ich bin in dieser Hinsicht kein Experte, aber soweit ich weiß, haben die Vorfahren meiner Frau mit irgendjemandem darum gekämpft.«
    Das Gesicht des Schmiedes blühte mit boshafter Freude auf. Er streifte seine Lederschürze ab und warf sie achtlos beiseite. »Na wunderbar. Kein Problem. Wenn das so geregelt wird, alles klar. Ich sag Ihnen was, ich kämpfe mit Ihnen darum, hier und jetzt, und ich sag Ihnen auch, wie ich es mache, nämlich mit einer Hand auf dem Rücken festgebunden, weil Sie ja ein bisschen kleiner sind als ich.«
    Mumm hörte ein leises hölzernes Geräusch hinter sich: das Geräusch, das ein Wirt verursacht, wenn er unbemerkt einen zwei Fuß langen Knüppel aus Rosenholz aus dem gewohnten Versteck unter dem Tresen hervorzieht.
    Jethro musste es auch gehört haben, denn er rief: »Und bloß keine faulen Tricks damit, Jim. Du weißt, dass ich dir das Ding schneller aus den Händen gerissen habe, als du zuschlagen kannst. Und diesmal stecke ich es dir dorthin,

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