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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hüpften ein bisschen auf und ab, irritierenderweise aber nicht im Gleichtakt, sondern wie zitternde Orgelpedale.
    Jiminy kam bedächtig auf Mumm und den Schmied zu. Seinem leicht glänzenden Gesicht nach zu urteilen, war ihm nicht recht wohl dabei. »Also, meine Herren, dann betrachte ich das hier als kleine Demonstration eines Faustkampfes, als heiteres Messen der Kräfte und der Tapferkeit, wie man es an jedem Sommerabend irgendwo erleben kann, und zwar in aller Freundschaft, ja?« Dann nahm sein Blick einen flehenden Ausdruck an. »Und wenn die Sache dann geklärt ist, wartet auf jeden ein kühler Schoppen an der Bar. Und bitte nichts kaputtmachen.« Er zog ein über die Gebühr benutztes Taschentuch aus einer Westentasche und hielt es in die Luft. »Wenn das Tuch den Boden berührt, meine Herren …«, sagte er und wich sehr schnell zurück.
    Das Stück Leinen schien sich eine Zeitlang der Schwerkraft widersetzen zu wollen, aber in dem Augenblick, als es endlich den Boden berührte, packte Mumm mit beiden Händen den Stiefel des Schmiedes, der ihm einen brutalen Tritt versetzen wollte, und sagte sehr leise zu dem sich windenden Mann: »Das war ein bisschen vorschnell, was? Und was hat es dir gebracht? Hörst du das höhnische Gekicher ringsum? Diesmal lasse ich dich nochmal davonkommen.«
    Mumm lockerte den Griff und stieß den Fuß von sich; Jethro taumelte nach hinten. Mumm empfand eine gewisse Genugtuung, als er sah, wie schnell der Mann die Beherrschung verlor. Der Schmied riss sich zusammen und wollte sich sofort wieder auf ihn stürzen, blieb aber abrupt stehen – womöglich, weil Mumm ihn angrinste.
    »Gut gemacht, mein Junge«, sagte Mumm, »damit hast du dir einen schrecklichen Schmerz im Du-weißt-schon-wo erspart.« Er ballte die Fäuste und zwinkerte seinem verwirrten Gegner über die erhobene linke Faust einladend zu. Der Mann stürzte sich mit fliegenden Fäusten auf ihn und fing sich einen Tritt gegen die Kniescheibe ein, der ihn zu Boden gehen ließ; Mumm half ihm sofort auf, was den Schmied im übertragenen Sinne gleich noch einmal zu Boden gehen ließ.
    »Wie konnten Sie nur glauben, dass ich boxen würde? So etwas nennen wir Profis Irreführung. Wollen Sie mich umklammern? Das wäre meine Taktik, wenn ich ein so großer, schwerer Kerl wäre, aber dazu kriegen Sie nicht mal den Hauch einer Gelegenheit.« Mumm schüttelte bekümmert den Kopf. »Sie hätten doch den Marquis von Fantailler wählen sollen. Ich glaube, das steht auf nicht wenigen Grabsteinen.« Er zog großzügig an seiner Zigarre, deren Asche noch nicht einmal abgefallen war.
    Wutentbrannt warf sich Jethro wieder auf Mumm und fing sich einen seitlichen Hieb gegen den Kopf ein. Fast gleichzeitig bohrte sich ein Knie in seinen Bauch und presste alle Luft aus seinen Lungen. Beide Männer gingen zu Boden, wobei Mumm der Dirigent dieses Orchesters blieb. Er sorgte dafür, dass er oben lag, beugte sich hinab und zischte Jethro ins Ohr: »Jetzt wollen wir mal sehen, wie schlau du bist, einverstanden? Bist du jemand, der seine Wut im Zaum halten kann? Denn wenn nicht, plätte ich dir deine Nase dermaßen, dass du dein Taschentuch in Zukunft an einen Stock binden musst. Und denk bloß nicht, dass ich zu so etwas nicht fähig bin. Aber ich denke doch, dass ein Schmied weiß, wann es an der Zeit ist, das Metall abzukühlen, und gebe dir die Chance, zumindest behaupten zu können, den Herzog vor allen deinen Freunden zu Boden gerungen zu haben. Wir stehen auf, reichen uns die Hände wie die Gentlemen, die wir beide nicht sind, die Menge jubelt und trollt sich in die Kneipe, um sich auf meine Kosten fröhlich einen hinter die Binde zu gießen. Sind wir diesbezüglich einer Meinung?«
    Ein ersticktes »Ja« war die Antwort. Mumm erhob sich, nahm die Hand des Schmieds in seine und hob sie hoch. Das sorgte für ein wenig Verwirrung, aber als er dann sagte: »Samuel Mumm lädt alle Anwesenden auf eine Runde in Herrn Jiminys Etablissement ein!«, streiften die Zuschauer ihre Verwunderung mit einem Achselzucken ab und machten Platz für das Bier. Die Menge schob sich in die Kneipe und überließ Mumm und den Schmied ihrem Schicksal – plus Willikins, der bemerkenswert zurückhaltend sein konnte, wenn er nur wollte.
    »Als Schmied sollte man sich auch mit Temperaturschwankungen auskennen«, sagte Mumm, als sich die Meute in Richtung Kneipe zerstreut hatte. »Manchmal ist kühler besser als überhitzt. Ich weiß überhaupt nichts über Sie,

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