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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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den Bergen auf, und Judson kam aus seiner Hütte mit dem Vierzehn-Liter-Kanister in der Hand, aber diesmal ging er geradewegs zu dem Fenster, an dem der alte Mann in seine Decken gehüllt saß.
    «Was war los?» fragte Judson.
    Der alte Mann sah von seinem Fenster auf ihn hinab. «Nichts», sagte er. «Nichts war los. Ich bin wieder eingenickt und der Dreckskerl kam und klaute sie, während ich schlief. Hör mal, Judson», fügte er hinzu, «wir müssen diesen Kerl kriegen, sonst kannst du keine Milch mehr bekommen. Nicht, daß das dir schaden würde. Aber wir müssen ihn kriegen. Ich kann nicht schießen, weil er zu schlau ist; die Kuh ist immer im Weg. Du mußt ihn fangen.»
    «Ich ihn fangen? Wie?»
    Der alte Mann sprach sehr langsam. «Ich glaube», sagte er, «ich glaube, du mußt dich neben der Kuh verstecken, direkt neben der Kuh. Nur so kannst du ihn fangen.»
    Judson kratzte sich mit der linken Hand am Kopf.
    «Heute», fuhr der alte Mann fort, «wirst du eine flache Grube direkt neben der Kuh ausheben. Wenn du dich da hineinlegst und dich mit Heu und Gras zudeckst, wird der Dieb dich nicht bemerken, bevor er direkt neben dir ist.»
    «Er hat vielleicht ein Messer bei sich», sagte Judson.
    «Nein, er wird kein Messer haben. Du kannst deinen Stock mitnehmen. Mehr brauchst du nicht.»
    Judson sagte: «Ja, ich werde meinen Stock mitnehmen. Wenn er kommt, werde ich aufspringen und ihn mit meinem Stock prügeln.» Dann schien er sich plötzlich an etwas zu erinnern. «Wie ist das mit dem Kauen?» fragte er. «Ich kann nicht eine ganze Nacht anhören, wie sie kaut, mahlt, mahlt, Spucke und Gras, als wären es Kieselsteine. Kann ich nicht die ganze Nacht ertragen», und er begann wieder, mit seiner Hand an seinem linken Ohr zu drehen.
    «Du wirst tun, was man dir befiehlt», herrschte ihn der alte Mann an.
    An diesem Tag hob Judson seine Grube neben der Kuh aus, die an der kleinen Akazie angebunden werden sollte, damit sie nicht hin und her wandern konnte. Dann, als der Abend kam und er sich anschickte, sich für die Nacht in die Grube zu legen, kam der alte Mann an die Tür des Hauses und sagte: «Es hat keinen Sinn, vor morgen früh etwas zu unternehmen. Sie kommen nicht, bevor das Euter voll ist. Komm hier herein und warte; es ist wärmer hier, als in deiner dreckigen Bude.»
    Judson war noch nie vorher in das Haus des alten Mannes eingeladen worden. Er folgte ihm hinein, froh, daß er nicht die ganze Nacht in der Grube liegen sollte. Es brannte eine Kerze in dem Raum. Sie steckte im Hals einer Bierflasche, und die Flasche stand auf dem Tisch.
    «Koch ein bißchen Tee!» sagte der alte Mann und zeigte auf den Primuskocher, der auf dem Fußboden stand. Judson zündete den Kocher an und machte Tee. Die beiden setzten sich auf zwei Holzkisten und begannen zu trinken. Der alte Mann trank seinen Tee heiß und machte laute, schlürfende Geräusche beim Trinken. Judson blies immerzu in seinen Tee, trank in vorsichtigen Schlucken und beobachtete den alten Mann über den Rand seiner Tasse. Der alte Mann schlürfte weiter von seinem Tee, bis Judson plötzlich sagte: «Laß das!» Er sagte es leise, fast kläglich, und während er es sagte, begann es um seine Augenwinkel und um seinen Mund zu zucken.
    «Was?» fragte der alte Mann.
    Judson sagte: «Das Geräusch, das schlürfende Geräusch, das du machst.»
    Der alte Mann setzte seine Tasse ab und betrachtete den anderen einige Augenblicke lang ruhig. Dann sagte er: «Wie viele Hunde hast du in deinem Leben umgebracht, Judson?»
    Es kam keine Antwort.
    «Ich frage, wie viele? Wie viele Hunde?»
    Judson begann, die Teeblätter aus seiner Tasse zu sammeln und auf seinen linken Handrücken zu kleben. Der alte Mann beugte sich auf seiner Kiste vor.
    «Wie viele Hunde, Judson?»
    Judson begann, sich mit seinen Teeblättern zu beeilen. Er steckte seine Finger in die leere Tasse, holte ein Teeblatt heraus, drückte es schnell auf seinen Handrücken und schickte seine Finger schnell zurück, um ein neues zu holen. Als nicht mehr viele drin waren und er nicht sofort eins fand, beugte er sich vor und spähte in die Tasse, um die zu finden, die noch drin waren. Der Rücken der Hand, mit der er die Tasse hielt, war mit nassen, schwarzen Teeblättern bedeckt.
    «Judson!» Der alte Mann schrie, und eine Seite seines Mundes öffnete und schloß sich wie eine Zange. Die Kerzenflamme flackerte und beruhigte sich dann wieder.
    Dann leise und sehr langsam, schmeichelnd, wie man zu einem

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